X-Men Gold 4 (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 21. März 2019 18:57

Marc Guggenheim
X-Men Gold 4
(X-Men Gold 16-20, 2018)
Übersetzung: Jürgen Petz
Titelbild: Ken Lashley
Zeichnungen: Diego Bernard, Ken Lashey, Lan Medina u.a.
Panini, 2019, Paperback, 116 Seiten, 13,99 EUR, ISBN 978-3-7416-1117-9
Rezension von Irene Salzmann
Über dem Anwesen der X-Men in New York taucht ein fremdes Raumschiff auf, das sich sogleich seiner Angreifer von Alpha Flight entledigt. Um Schlimmeres zu verhindern, attackiert Team Gold die Unbekannten, ohne sie daran hindern zu können, ihr Vorhaben auszuführen: Sie nehmen den Alien Kologoth, der aus seiner Zelle unter dem Institut zu entkommen vermochte, an Bord und verschwinden in die Negative Zone - mit Kitty Pryde und Nightcrawler.
Old Man Logan, Storm, Colossus, Armor und Ink folgen ihnen mit einem Raumschiff. Die Bruchlandung in einem Bürgerkriegsgebiet zwingt sie, sich zu wehren, doch der Anführer der mutmaßlich feindlichen Seite beendet die Kampfhandlungen und klärt die Neuankömmlinge über die Situation auf. Kologoth und seine Anhänger seien die wahren Gegner, und seine Rückkehr bedeutet für diese Welt nichts Gutes.
Die X-Men, die sich nicht sicher sind, ob alles der Wahrheit entspricht, wollen sich nicht einmischen, sondern lediglich ihre Freunde befreien und verschwinden. Damit sind, zu aller Überraschung, sowohl der Commander als auch Kologoth einverstanden. Jedoch bei der Übergabe der Gefangenen ist Kitty allein. Es heißt, Nightcrawler sei tot. Noch bevor alle diese Nachricht verdauen können, lässt einer der Aliens seine Maske fallen, und auch Kologoth enthüllt seine wahren Pläne, indem er einen versteinerten Gott von seinem Bann befreit, damit er diesen Planeten zerstört.
„Zone des Todes“, der vierte relativ in sich abgeschlossene Band der Reihe „X-Men: Gold“, beinhaltet fünf Episoden, die auf einer fremden Welt in der Negativen Zone spielen - ein Abenteuer, wie man es von den Fantastic Four kennt.
Allerdings treffen die X-Men nicht auf die bekannten Gegner des anderen Teams, sondern auf Aliens, die keinerlei Eroberungsabsichten bezüglich der Erde verfolgen, weil sie mit ihren eigenen Problemen ausgelastet sind.
Da die X-Men nicht genug Informationen über die Situation auf diesem Planeten haben und die Lage durch ihr Eingreifen nicht verschärfen wollen, halten sie an ihrem Plan fest, die entführten Freunde zu befreien und in ihr eigenes Universum zurückzukehren. Natürlich klappt das nicht, und das Team wird wider Willen in den Konflikt hineingezogen. Sie müssen den mörderischen Gott aufhalten, schon um ihr eigenes Leben zu retten, denn für die Heimkehr benötigen sie ein neues Schiff und ein Gerät, das ein Portal zu ihrer Welt öffnet.
Dass die X-Men eine Lösung finden, dürfte jedem klar sein, und die Überraschung ist natürlich, was sie unternehmen. Action und Drama werden dabei mit persönlichen Momenten verknüpft. Vor allem Kitty und Colossus stehen dabei im Mittelpunkt. Langjährige Leser werden sich noch erinnern, dass die beiden dabei waren, ein Paar zu werden, doch war die Liebe zwischen einer Dreizehnjährigen und einem jungen Erwachsenen, die über den einen oder anderen Kuss nie hinauskam, den Autoren zu heikel, so dass beiden andere Partner verordnet wurden und Kitty wohl mindestens 16 war, als sie während ihrer „Excalibur“-Zeit ihre Unschuld an Pete Wisdom verlor. Mittlerweile dürfte sie über 18 und Colossus ein Mittzwanziger sein - Problem erledigt. Die Autoren wollen sich der beiden wieder annehmen.
Davon zu lesen - in gewisser Weise sind die „X-Men“ eine grandiose Soap-Opera -, macht deutlich mehr Spaß, als von Kologoths Gründen zu erfahren, weshalb er seine Heimatwelt zerstören will. Es ist das typische, abgedroschene Motiv einer Person mit großer Macht, die man früher ausgegrenzt hat (Kologoth hat eine grüne Haut und sieht seinem Gott ähnlicher als die anderen Aliens mit ihrer blauen Haut und rein humanoider Gestalt) und sich dafür rächen will. Dass er seine Rache in dem Sinn nicht einmal ‚genießen‘ kann, weil weder von seiner Heimat noch von ihm etwas übrig bleibt, kommt ihm nicht in den Sinn. Dasselbe gilt für den Gott: Was zerstört ein Zerstörer, wenn nichts mehr zum Zerstören übrig ist?!
Man darf vermuten, dass auf diese Weise zum einen das Kapitel Kologoth abgehakt werden sollte, damit die Geheimnisse um seinen Befreier noch eine Weile gewahrt bleiben, und zum anderen ein Katalysator benötigt wurde, der einige neue Entwicklungen für die Protagonisten anstoßen sollte. Beides ist offensichtlich gelungen.
Die Illustrationen sind nicht einheitlich, da mehrere Künstler an den Episoden gearbeitet haben. Allzu auffällige Abweichungen sind jedoch nicht zu bemerken, und die Zeichnungen sind recht gefällig. Allein die Texte, wenn sich der Fokus auf Nightcrawlers richtet, sind sehr schwer zu lesen (Dunkelrot auf Dunkelviolett), ein Manko, unter dem beispielsweise auch so mancher „Spawn“-Band leidet.
Zwar liefert der Band ein weitgehend abgeschlossenes Abenteuer, doch sollten auch Gelegenheitsleser mit der jüngeren Geschichte der „X-Men“ vertraut sein, da einige Mitglieder involviert sind, die nicht zur ersten Riege zählen, und auch die laufende Hintergrundhandlung vorsichtig weitergeführt wird. Die persönlichen Konflikte sind unterhaltsam, darüber hinaus gibt es zu viel ‚Hau drauf‘.