Miquel Reina: Lichter auf dem Meer (Buch)

Miquel Reina
Lichter auf dem Meer
(Luces en el Mar, 2018)
Übersetzung: Anja Rüdiger
Thiele & Brandstätter, 2018, Paperback, 318 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-85179-404-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Karl E. Aulbach

Vorab: Auch wenn die Werbung das Buch als „magisch“ bezeichnet und auch wenn durchaus auch etliche „Wunder“ vorkommen, handelt es sich um keine Fantasy oder klassische Phantastik. Die Rede ist von Miquel Reinas Roman „Lichter auf dem Meer“. Dennoch ist der Roman so ausgefallen, dass er durchaus auch für Genre-Leser von Interesse sein könnte.

 

Ein altes Ehepaar wohnt in einem kleinen Häuschen auf einer Klippe direkt am Meer. Das Haus steht auf einem Tuffsteinfelsen und ist nicht mehr sicher. Sie sollen daher zwangsweise in ein Altersheim umgesiedelt werden. Ausgerechnet in der letzten Nacht im alten Haus tobt ein schreckliches Gewitter. Ein gewaltiger Blitz löst die Verankerungen des Gebäudes, das dann mitsamt Fundament aus porösem luftigem Tuffgestein unbemerkt von den schlafenden Eheleuten ins Meer rutscht. Erst am nächsten Morgen bemerken sie, dass sie quasi in einem ‚Hausboot‘ auf offener See schwimmen.


Spannend sind die Beschreibungen, wie sich das Paar am Leben erhält. Stromgewinnung aus Wellenenergie mit Hilfe eines Wäschetrockners - die Energie betreibt eine Entsalzungsanlage für Wasser und dergleichen mehr. Das Haus treibt unentdeckt Richtung Norden, und eines schönen Tages sind die Eheleute mit ihrem schwimmenden Untersatz im Polarkreis angekommen. Dort droht das Haus in den mahlenden Eisschollen zu zerbersten, und den beiden bleibt nichts anderes übrig, als den gefährlichen Weg übers Eis zu nehmen, um einer Rettung verheißenden Rauchspur zu folgen.

Die Begegnung mit Inuit und ihrer fremdartigen Kultur bringt den ‚Eispanzer‘ im Inneren der beiden langsam zum Schmelzen. Nach und nach erfährt man vorm traurigen Schicksal des Ehepaares, das seine Erfahrungen mit ähnlichen eines Inuit-Paars vergleicht. Während die Inuit jedoch weiterleben, haben die zwei alten Leute vor Jahrzehnten ihre Träume begraben.

Auch wenn sich die Personen nur schwer als Identifikationsfiguren eignen, ist der Text sehr intensiv und kann für den einen oder anderen Leser eine Stütze in schwierigen Lebenslagen sein. Das Lesen des Romans ist sicher nichts, das man bedauern würde - eine grundlegende Wertung ist trotzdem schwierig. Von daher ist es durchaus verständlich, dass das Buch auf der einen Seite nicht bei einem der großen Publikumsverlage erschienen ist, sich aber auf der anderen Seite offensichtlich durch entsprechende ‚Flüsterpropaganda‘ gut zu verkaufen scheint.