Oskar Hoffmann: Bezwinger der Natur / Die vierte Dimension (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 22. Februar 2019 18:32

Oskar Hoffmann
Bezwinger der Natur / Die vierte Dimension
Verlag Dieter von Reeken, 2019, Paperback, 240 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-945807-38-5
Rezension von Carsten Kuhr
Fünf Bände umfasst die Neuausgabe des Oeuvres Oskar Hoffmanns im Verlag Dieter von Reeken. Mittlerweile sind die im Neusatz erschienen Hardcover-Ausgaben lange vergriffen, so dass der Verleger die Bücher in einer preiswerteren Paperback-Ausgabe den Interessierten wieder neu zugänglich macht.
In dem informativen Vorwort führt der Herausgeber aus, dass über das Leben und das Werk des Autors wenig bekannt ist. Heinz J. Galle, der Sammler und die Koryphäe, was die Veröffentlichungen utopisch-phantastischer Werke aus der Vergangenheit anbetrifft, mutmaßt gar, dass Hoffmann eventuell einer der Autoren hinter der berühmten Reihe „Der Luftpirat und sein lenkbares Raumschiff“ sein könnte. Parallelen zwischen den bekannten Romanen Hoffmanns und der Anlage und Handlung der Serie führen ihn zu dieser These.
Beide in diesem Band versammelte Novellen erschienen zunächst 1908 und 1909 in der Champion-Reihe des Seemann Nachfolger Verlags.
Zunächst entführt uns der Autor in ein exotisches Land. Indien, das Land der Paläste und der Maharadschas, dient als Fundort für wahrhaft bahnbrechende Erkenntnisse. In einem Tempel findet der britische Forscher George Robinson eine Reihe geheimnisvoller Schriftrollen, die das Geheimnis, wie man das Meer in einen festen Aggregatzustand versetzen kann, aber auch wie die Luft verflüssigt werden kann, enthalten. Die Versuche der Forscher gelingen zwar, eine Festlandverbindung zwischen Holland und England wird geschaffen, allein die Folge- und Nebenwirkungen sind wahrlich fatal.
In der zweiten Novelle berichtet uns der Autor von der Forschung und Entdeckung eines dänischen Professors. Unter Einsatz von Radium gelingt es diesem, die Seelenreise durch die vierte Dimension möglich zu machen. So reist der Protagonist durch Raum und Zeit, begegnet zunächst gar merkwürdigen, kaum begreiflichen Wesen. In der zweiten Exkursion reist die Seele dann in den menschlichen Himmel und begegnet dort Karl dem Großen, Moses und Francis Bacon, der sich als wahrer Autor der Shakespeare zugeschriebenen Dichtungen erweist (damals eine Gerücht, das sich letztlich als unwahr herausstellte).
Beide Novellen wissen auch heute, weit über einhundert Jahre nach ihrer Entstehung, noch zu gefallen. Hoffmann schreibt flüssig, baut statt belehrender technischer Passagen immer wieder spiritistische Ansätze ein und konzentriert sich dann auf das, was den Leser an die Seiten fesselt. Heute würde man sagen, er schreibt packende Abenteuer, die das Flair der guten alten Zeit ebenso aufweisen wie interessante, meist aber für den Erzähler nicht gut ausgehende Erlebnisse.
Die zugrundeliegenden Ideen sind faszinierend, allein vermag es der Autor selten seinen Figuren wirkliches Leben einzuhauchen. Man leidet kaum mit diesen mit, folgt ihnen zwar gerne ins Abenteuer, das aber aus sich selbst fesselt; das Schicksal der Figuren interessiert uns weniger.
Im Gegensatz zu den meisten der damaligen Werke aber bieten die beiden Novellen auch heute noch lesbare, unterhaltsame Kunst und dienen nicht nur als Reminiszenzen einer lang vergangenen Ära.