Jules Verne - Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg 2: Der Schatz von Atlantis (Hörspiel)

Markus Topf (nach Motiven von Jules Verne)
Jules Verne - Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg 2
Der Schatz von Atlantis
Sprecher: Christian Brückner, Sascha Draeger, Annina Braunmiller-Jest u.a.
Musik: Alexander Schiborr, Michael Donner
Titelbild: Mark Freier
Maritim, 2015, 1 CD, ca. 60 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-945624-62-3

Rezension von Elmar Huber

„Lautlos wie ein Fisch schwebte die „Nautilus“ über der neuentdeckten Stadt. Im klaren, tiefblauen Wasser vor dem Bug ragten weiße Säulen aus dem Meeresgrund hervor. Zwischen dem sich in der Strömung wiegenden Seetang waren gepflasterte Straßen zu erkennen, eingestürzte Häuser, prachtvolle Statuen. Und in der Ferne, wo die Schemen im Zwielicht verschwanden, der Umriss einer mächtigen Festung.“

Nachdem die „Nautilus“-Passagiere die Ruinen von Atlantis entdeckt haben, regt sich der Forschergeist, und Phileas Fogg, Professor Aronnax und Kapitän Nemo nehmen mit kleinen, lenkbaren 1-Mann-Torpedos Kurs auf die Ruinen des versunkenen Kontinents.

Zunächst sind die Männer noch von den Wundern der sagenhaften Stadt gefesselt, doch bald müssen sie sich erneut angriffslustiger und riesenhafter Meerestiere erwehren. Die größte Überraschung wartet allerdings zurück an Bord der „Nautilus“. Der Finne Albin Jesper hat die Mannschaft um sich geschart und eine Meuterei angezettelt. Die Abenteurer können den Aufstand niederschlagen, sind jedoch davon überzeugt, dass nicht Jesper selbst die Revolution organisiert hat. Sie folgen dem eingeschlagenen Kurs nach Gibraltar, wo sie auf einen gewissen Dr. Jekyll aus London treffen. Doch im Hintergrund lauert noch ein mächtigerer Drahtzieher.

„Auf eine fast unmerkliche Geste des gutgekleideten Gentleman hoben die umstehend Männer ihre Waffen. Phileas Fogg fand sich erneut in der höchst unvorteilhaften Lage, vom falschen Ende aus in ein paar Gewehrläufe zu blicken. Er entschied für sich, dass dies das letzte Mal für diese Reise gewesen sein sollte.“


Nachdem man in Folge 1 die Figuren kennenlernen durfte, die ein schmissiges Steampunk-Abenteuer erlebt haben, gestaltet sich „Der Schatz von Atlantis“ etwas ruhiger und auch zielloser. Es scheint, als solle mit der Episode ‚nur‘ der Auftritt eines mächtigen Gegners vorbereitet werden, der hier noch im Dunkeln bleibt.

Ansonsten wird, wenn Fogg, Nemo und Arronax mit ihren tragbaren Atemgeräten die Ruinen von Atlantis erforschen und sich dabei einigen gefährlichen Meeresbewohnern stellen müssen, kräftig der Sense of Wonder bedient. Auch wenn sie für die weitere Handlung belanglos sind, punkten diese Tauchszenen in ihrer stimmungsvollen Umsetzung mit einer dichten und einnehmenden Atmosphäre.

Doch weder der Kampf mit monströsem Unterwassergeschmeiß noch die Festsetzung durch die Meuterer lassen tatsächlich ein Gefühl der Bedrohung aufkommen. Relativ leicht können die haarigen Situationen beigelegt werden, und erst gegen Ende erhält man einen Ausblick darauf, dass es irgendwo einen Gegenspieler von Nemo gibt, der nun auch Phileas Fogg und Anhang im Visier hat. Hier verlässt man auch das Verne’sche Œuvre, um sich Robert Luis Stevensons Dr. Jekyll (inklusive Mr. Hyde) auszuleihen. Eine Idee, die womöglich noch aus der Ur-Konzeptionsphase der Serie stammt, als sie noch „Jules Verne & Co.“ heißen sollte.

Die Folge erweist sich als ziemlich inhaltsarm und dient in erster Linie als Vorbereitung auf den zweiten Erzählbogen, der in Episode 3 startet. Produktionstechnisch immerhin auf gewohnt hohem Niveau.