Lian Hearn: Herrscher der acht Inseln - Die Legende von Shikanoko 1 (Buch)

Lian Hearn
Herrscher der acht Inseln
Die Legende von Shikanoko 1
Übersetzung: Sybille Schmidt
Sauerländer, 2017, Hardcover, 590 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-7373-5466-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Lian Hearn ist mit ihrer fünfbändigen Saga um den „Clan der Otori“ weltbekannt geworden und hat damit viele Leser begeistern können. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass sie den fernöstlichen Gefilden treu bleibt und mit der Saga um „Die Legende von Shikanoko“ eine neue mystische und magische Geschichte nachsetzt, die ebenfalls japanische Wurzeln hat.

„Herrscher der acht Inseln“ ist der erste Band, der im August 2017 als Hardcover erschien, ab dem März 2019 aber auch als Taschenbuch vorliegen wird.

 

Shikanoko wird unter einem anderen Namen als Sohn eines einfachen Vasallen geboren. Er mag kein Fürstensohn sein, aber schon bald wird das Schicksal des Reichs in seinen Händen liegen. Doch zuvor muss er erst einmal den frühen Tod seines Vaters und den Verrat seines Onkels verkraften, der ihm sein Erbe raubt, gerät in die Hände eines Hexers und einer geheimnisvollen Frau und wird der Gefolgsmann eines Bergräubers. Doch nach all diesen Erfahrungen ist er mehr denn je das „Kind des Hirsches“, dem mittels einer Maske übersinnliche Fähigkeiten verliehen wurden.

Als junger Mann gerät er zwischen die Fronten, denn der Fürst, dem er kurzfristig diente, nachdem ihm sein Leben ein weiteres Mal geschenkt wurde, und der Fürstabt ringen um den Lotusthron, der nach dem überraschenden Tod des Kaisers vakant ist und sein eigentlicher Erbe noch ein Kind ist.
Er bekommt den Auftrag, Akihime zu finden, die „Herbstprinzessin“, in deren Obhut sich der junge Prinz befindet, die einzige Hoffnung, Frieden und Ordnung im Land zu bewahren.


Die Geschichte konzentriert sich aber nicht allein auf Shikanoko und die Herbstprinzessin, tatsächlich treten eine Vielzahl von Personen auf, deren Schicksal eng miteinander verwoben ist. Als Leser ist man deshalb mehr als froh, immer wieder im Personenverzeichnis nachschlagen zu können, wer das denn schon wieder ist, denn die nicht nur exotisch sondern auch oft ähnlich klingenden Namen sind nicht immer gut auseinander zu halten.

Die Autorin fächert das Epos wie in einem alten Drama weit auf - da ist von Intrigen am Kaiserhof und den Fürstenhöfen die Rede, Gattinnen, die ihrem Ehemann nicht treu zur Seite stehen sondern gegen ihn konspirieren, jüngere männliche Verwandte, die nichts Besseres zu tun haben, als die Macht über das Land an sich reißen zu wollen. Und die Frauen, die das ganze Spektrum abdecken, aber dennoch meistens vom Wohlwollen der Männer abhängig sind.

Die Handlung springt deshalb von einer Person zur anderen, so dass zwar einerseits die Spannung gewahrt ist, man andererseits aber auch immer wieder umschalten und sich rückerinnern muss, was bei der Figur vorher geschah.

Wenigstens sind die einzelnen Ebenen so eng miteinander verwoben, dass dadurch auch das Geschehen vorangetrieben wird und Andeutungen wie auch Hinweise nicht verloren gehen.
Man merkt aber schon, welche Charaktere der Autorin besonders am Herzen liegen, sie entwickeln tatsächlich ein gewisses Profil, so dass man mit ihnen fühlt und leidet.

Auch das Szenario ist stimmig und vor allem phantasievoll beschrieben, sorgt Lian Hearn doch nicht nur dafür, dass der Hintergrund anschaulich wird, sondern auch das Denken und Fühlen der Helden und Schurken, die in einer anderen Kultur als der westlichen aufgewachsen sind. Und auch wenn dies nicht Japan ist, sondern eine verklärte Fantasy-Version davon, so schimmert doch viel von der echten Lebensweise und Geschichte durch.

Die Geschichte wird spannend und unterhaltsam erzählt, denn Action, Magie und auch Beschreibungen halten sich die Waage, so dass keine Langeweile aufkommt.

Fazit: „Herrscher der acht Inseln“, der erste Band von „Die Legende von Shikanoko“, bietet unterhaltsames Lesevergnügen für alle Fans fernöstlicher, speziell japanischer Kultur, denn die Autorin weiß westliche Erzählweise und exotischen Hintergrund gut zu verbinden und das Ganze noch mit einem ordentlichen Schuss magischer Fantasy zu würzen.