Siegfried 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 24. Juli 2010 15:16
Siegfried 1
Text & Artwork: Alex Alice
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 72 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-940864-18-5
Irene Salzmann
Ein Krieger und eine Frau mit Kind befinden sich auf der Flucht und werden von einem einäugigen Reiter gestellt, der sie gnadenlos niedermetzelt. Allein der Junge überlebt und wird von einem Zwergenschmied aufgezogen. Dieser hat große Pläne für seinen Lehrling, aber Siegfried will seine eigenen Wege gehen.
Eines Tages bittet ein Wanderer um Unterkunft. Er und der Schmied messen sich im Rätselraten; jeder setzt seinen Kopf als Pfand ein. Dabei wird die Geschichte des verfluchten Goldes, von Fafnir und dem Verräter Mime enthüllt. Mime verliert, aber der einäugige Gast, den er zu spät als Odin erkennt, lässt ihn am Leben, denn der höchste Gott der Asen verfolgt damit ein bestimmtes Ziel. Siegfried, der zu einem jungen Mann herangewachsen ist, entdeckt schließlich die Wahrheit um seine Geburt und sinnt auf Rache an Mime, der ihn jahrelang belogen hat. Nur mit Mühe kann der Schmied Siegfrieds Zorn auf etwas anderes lenken. Aber es gibt jemanden, der bezweifelt, dass Siegfried den Drachen Fafnir besiegen kann, und einzugreifen beabsichtigt, selbst wenn der Preis, den sie für ihren Ungehorsam gegenüber Odin zahlen muss, noch so hoch ist …
Der erste Teil der auf drei Bände angelegten „Siegfried“-Saga beeindruckt auf Anhieb durch die wunderschönen, detailreichen und stimmungsvoll kolorierten Illustrationen. Oftmals große oder interessant arrangierte Panels mit Bildern, die Worte überflüssig machen, laden den Betrachter zum Verweilen und Entdecken der vielen Details ein. Besonders eindrucksvoll sind die Landschaftsszenarien, aber auch die realistisch gezeichneten Menschen und Götter. Allein die anderen Fabelwesen – die Riesin Völva, der Zwerg Mime, der Drache Fafnir – sind etwas gewöhnungsbedürftig, da sie wie Karikaturen erscheinen und vage an Gollum aus „Der Herr der Ringe“ oder an die Puppen aus der „Muppets-Show“ und „Der dunkle Kristall“ erinnern. Warum sich Alex Alice für diesen Kontrast entschied, kann man nur raten: Vielleicht wollte er damit die Verschlagenheit und den tiefen Fall jener optisch unterstreichen?
Inhaltlich scheint der Künstler aus vielen Quellen geschöpft zu haben, angefangen bei der nordischen „Edda“, dem mittelalterlichen „Nibelungenlied“, Richard Wagners Oper „Der Ring des Nibelungen“, die Verfilmungen des Stoffs durch Fritz Lang und Harald Reinl, bis hin zur gängigen Sword & Sorcery (wie Siegfried das geborstene Schwert Balmung in den Gewitterhimmel reckt, ist eine klassische Pose, wie man sie zum Beispiel von „Conan“ kennt). Heraus kam der viel versprechende Auftakt eines Fantasy-Comics, der, auch wenn man mit der Sage vertraut ist, neugierig auf das Kommende macht, denn mit Varianten und der einen oder anderen dichterischen Freiheit ist zu rechnen.
Schätzt man spannende Fantasy und großartige Zeichnungen, liegt man mit dieser Trilogie genau richtig. Die Sammler von so schönen Serien wie „Das Einhorn“, „Die Druiden“, „Die Legende von Malemort“ oder „Die Legende der Drachenritter“ werden auch an „Siegfried“ viel Freude haben!