Texhnolyze - Gesamtausgabe (DVD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 22. Dezember 2018 09:56
Texhnolyze - Gesamtausgabe
J 2003
Rezension von Christel Scheja
Die aus dem Jahr 2003 stammende 22teilige Anime-Serie „Texhnolyze“ wurde schon im Heimatland Japan geschnitten und nicht komplett im Fernsehen ausgestrahlt. Hierzulande kam sie 2007 in zwei Blöcken in den Anime-Nächten von VOX, auf DVD erschien sie tatsächlich bereits ein Jahr früher in sieben Teilen mit jeweils 3 bis 4 Episoden auf einer Silberscheibe.
In einer fernen Zukunft kennen viele Menschen nur noch das Unterstadtghetto Lukuss, in dem das Recht des Stärkeren zählt und nicht unbedingt Reichtum entscheidend ist, sondern der Zugang zu der Texhnolyze-Technik, durch die Menschen ihr Leben verlängern können und leistungsfähiger werden. Doch die hat ihren Preis und nicht jeder kybernetische Körperteil der zu bekommen ist, hält, was er verspricht.
Ichiro ist jung und stark, denkt noch nicht an Prothesen, doch dann legt sich der junge Boxer mit den falschen Leuten an und verliert einen Arm und ein Bein. Von den anderen verhöhnt, schleppt er sich durch die Straßen. Da sammelt ihn überraschenderweise eine Wissenschaftlerin ein. Eriko Kamata fragt nicht nach, denn sie hat eine Idee, benutzt den jungen Mann für ihr neues Projekt, bei dem sie die bereits vorhandene Texhnolyze-Technologie verbessern will.
Doch damit schafft sie nicht nur sich Feinde, denn Ichiro steht plötzlich im Interesse von viel mehr Leuten als ihm lieb ist und gerät in ein dichtes Netz aus Intrigen.
Die Serie spielt mit gleich mehreren futuristischen Themen, die aus der Science Fiction eigentlich nicht mehr wegzudenken sind. Da sind die unterirdischen Städte, die einen Mikrokosmos für sich bilden und meistens nicht gerade angenehme Lebensbedingungen bieten, wenn man kaum in der Lage ist, sich durchzubeißen.
Das bekommt Ichiro, der auf der Sonnenseite des Lebens unter der Oberfläche gestanden hat, bald zu spüren. Die Prothesen scheinen seine Rettung zu sein - aber es zeigt sich, dass die Freundlichkeit der Wissenschaftlerin nicht ganz ohne Gegenleistung war und sie von ihm Einiges dafür erwartet. Das wäre für den jungen Mann noch zu verkraften, weil er in einer Welt aufgewachsen ist, in der das so üblich zu sein scheint und es diese Art von Freundlichkeit nicht gibt, aber dann zeigt sich, dass die Entscheidung einen ganzen Rattenschwanz von ärger mit sich zieht.
Gerade seine neuartigen Prothesen scheinen für einige Leute ein Stein des Anstoßes zu sein und es kommt zu dramatischen Entwicklungen, die ihn auch an Orte führen, von denen er bisher nicht einmal etwas gewusst hatte.
Der junge Held ist für einen Boxer erstaunlich friedfertig und nachdenklich, er entspricht ganz und gar nicht dem Bild des ungehobelten Schlägers. Aber das macht es vielleicht auch einfacher, sich durch die Probleme zu winden und kämpfen mit denen er nun konfrontiert wird. Der junge Held zeigt durchaus was er kann, wenn er dazu getrieben wird, aber das passiert nicht oft. Stattdessen ist er die Figur, durch die der Zuschauer auch das ganze Dilemma erfahren kann, das hinter der neuartigen Technologie steckt, die den Menschen zwar helfen soll aber durchaus auch einigen Machtgruppen in die Hände spielt.
Die Serie selbst bietet erstaunlich wenig Action. Das sorgt allerdings auch unter anderem dafür, dass gerade der Mittelteil ziemlich durchhängt, weil der Held und mit ihm der Zuschauer kaum Informationen erhalten. Die kleinen Szenarios sorgen zwar dafür, dass die Geschichte insgesamt mehr Hintergrund und Farbe erhält, voran bringen tun sie diese Episoden aber nicht.
Auch bleiben die Figuren außer dem Helden ziemlich blass. Es mag ja positiv zu sehen sein, dass es keinen gibt, der nur gut oder nur böse ist, aber ein wenig mehr Profil hätte sowohl den Gegenspielern als auch den Verbündeten des Helden nun wirklich nicht geschadet.
Die angesprochenen Themen sind durchaus interessant aufbereitet, schaffen es aber nicht, über die ganzen Folgen zu fesseln. In der Hinsicht hätte vermutlich eine klare Straffung des Handlungsbogens Wunder bewirkt.
Bild und Ton sind auf der Höhe der damaligen Zeit, die Animation entspricht Fernseh-Niveau. An Extras wurden nur ein Poster und ein Sticker beigefügt.
Fazit: Die „Texhnolyze“-Gesamtausgabe ist durchaus eine Alternative zu den ganzen Einzel-DVDs, die immer noch auf dem Markt zu bekommen sind - ob die Serie allerdings einen Kauf lohnt, muss jeder selbst entscheiden, denn sie bietet zwar ein stimmungsvolles Ambiente, interessante Entwicklungen und eine sympathische Hauptfigur, versagt aber gerade bei der Spannung im Mittelteil erheblich und lässt die restlichen Charaktere durchweg viel zu blass und archetypisch erscheinen.
DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, deutsch dts 5.1, japanisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch
DVD-Extras:
keine