David Pawn: Die verdorbenen Sieben (Buch)

David Pawn
Die verdorbenen Sieben
Titelbild: Anke Koopmann
Edition Roter Drache, 2018, Paperback, 212 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-946425-54-0

Rezension von Carsten Kuhr

Dass sich die weißen Siedler nicht an Verträge mit den Ureinwohnern Amerikas halten, ist leidlich bekannt. Auch den Lakota, einem Stamm der an einem der vielen auf den ersten Blick malerischen Flüsse des Landes beheimatet ist, ergeht es so. Sie haben einen Vertrag mit dem weißen Mann abgeschlossen, ein gesiegeltes Schriftstück in ihren Händen, allein, die Weißen scheren sich einen Dreck drum.

Ein skrupelloser Unternehmer lässt von den in seinem Dienst stehenden Werwolf-Clan die Männer, Frauen und Kinder des Stammes zusammentreiben. Er macht ihnen ein unwiderstehliches Angebot: Entweder sie dienen als seine Sklaven bei der industriellen Nutzung des Æthers, oder sie werden ermordet.

Einem der Indianer gelingt mit Hilfe der Shamanin des Stammes die Flucht. Er sucht und findet Hilfe bei den Veränderten, die auch im Wilden Westen als Verdorbene gebrandmarkt und ausgegrenzt werden. Sieben Verdorbene schließen sich dem Häuptlingssohn an - die verdorbenen Sieben machen sich auf, den Ætherbaron zu vertreiben…


Anja Bagus hat ihre Schöpfung, die Ætherwelt, schon einmal für Beiträge von Kollegen freigegeben. Neben ihren beiden Trilogien um Annabelle Rosenherz hat sie in der von ihr herausgegebenen Anthologie „Ætherseelen“ bereits angedeutet, dass durch die Öffnung ihrer Schöpfung um die Lebewesen veränderte Wirkung der grünen Substanz den Leser viele neue und faszinierende Facetten dieser Welt erwarten.

Nun also nimmt David Pawn den Stab auf und mischt den Æther mit Western-Versatzstücken. Die glorreichen Sieben standen hierbei ebenso Pate wie unzählige Western, in denen beschrieben wurde, wie sich skrupellose Barone einen Dreck um Recht und Gesetz scherten, um den Indianern ihr Land und den damit verbundenen Reichtum wegzunehmen.

Gut die erste Hälfte des Buches vergeht damit, dass unser Indianer seine Verbündeten sucht und von ihrer Mission überzeugt. Dann geht es schließlich zur Sache - soll heißen, der Baron wird angegriffen und in bester Showdown-Manier bedrängt, bekämpft und… nun, das Ende bleibt der Spannung wegen dem Leser überlassen.

Allerdings liest sich der Roman über weite Strecken ein wenig… holprig. Mit dem Häuptlingssohn kommt hierbei ebenso wenig Sympathie oder Nähe auf, wie mit den von der Veränderung so geschundenen Verbündeten. Dabei sind diese wirklich interessant - das sind ganz andere Kreationen, als wir sie bislang aus der Ætherwelt kennenlernten. Doch Pawn bleibt seinen Figuren gegenüber zu distanziert, macht uns ihre Verzweiflung, ihre Anpassungsschwierigkeiten an den neuen Zustand und die Einsamkeit nicht wirklich nachvollziehbar. Hier verschenkt er Potential, das er mit seinen wirklich tollen Ideen um die Figuren geschaffen hat.

So ist dies letztlich ein Roman, der der Welt um den Æther Neues hinzufügt, interessante Figuren und Ideen einführt, aber sein Potential leider nicht ausschöpft.