Marie Brennan: Im Labyrinth der Draken - Lady Trents Memoiren 4 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 29. November 2018 20:02
Marie Brennan
Im Labyrinth der Draken
Lady Trents Memoiren 4
(In the Labyrinth of Drakes, 2015)
Übersetzung: Andrea Blendl
Titelbild und Innenillustrationen: Todd Lockwood
Cross Cult, 2018, Taschenbuch, 384 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-95981-806-3 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Fantasy einer ganz besonderen Art bietet Marie Brennan mit ihrer Reihe „Lady Trents Memoiren“. Denn die Romane lesen sich eher wie die Tagebücher einer Forschungsreisenden aus dem 19. Jahrhundert, als wie die Abenteuer einer epischen Heldentruppe. Die Geschichte kommt auch diesmal mit wenig Magie und nur einem gewissen Maß an Action aus, ist aber trotzdem spannend.
Durch ihre letzte Forschungsreise auf der „Basilisk“ hat Isabella jede Menge öffentliche Aufmerksamkeit bekommen, vor allem in den Klatschblättern, denn diese versuchen so manche exotisch-romantische Note in die Berichte zu interpretieren. Die Fachwelt tut sich nach wie vor schwer, ihre Forschungsergebnisse zu akzeptieren und will sie immer noch nicht in ihren erlauchten Kreis aufnehmen, ebenso wie ihren Kollegen Tom.
Andere haben da weniger Skrupel, denn die scirländische Armee tritt mit einem Auftrag an letzteren heran, der aber nicht ohne Isabella gehen will.
Und so kommt es, dass sie sich nach Akhien begeben muss, einem Land, in dem sich die Armee zwar festgesetzt hat, um gewissen Forschungen über die dort lebenden Draken nachzugehen, aber in dem immer noch Scheichs, Kalifen und wilde Wüstenstämme das Sagen haben.
Isabella muss feststellen, dass sie auch hier wieder mit einer Kultur leben muss, in der Frauen nichts zu sagen haben und am besten gar nicht in der Öffentlichkeit auftreten. Und nicht zuletzt machen ausländische Saboteure ihnen allen das Leben schwer.
Es mag zwar von den Namen und der Landkarte her eine Fantasy-Welt sein, aber Marie Brennan hält sich ziemlich genau an die Kulturen, wie man sie im vorletzten Jahrhundert entdecken konnte.
Diesmal bewegen sich die Heldin und ihre Freunde durch eine sonnendurchglühte Landschaft, die der der arabischen Halbinsel und der Sahara gleicht. So muss sie sich nicht lange mit blumigen Beschreibungen aufhalten, sondern kann sich ganz auf die Handlung konzentrieren, in der Isabella und ihre Freunde neue Erkenntnisse über die Drachen gewinnen und sowohl für die scirländische Armee als auch für die einheimischen Fürsten wichtige Erkenntnisse gewinnen.
Nüchtern und manchmal ein wenig bissig schildert die Autorin, wie sie sich ihre Heldin wieder einmal in der männerdominierten Welt durchschlagen muss, um überhaupt ernstgenommen zu werden, und wie bitter es manchmal sein kann, dass ihre Forschungsergebnisse gleich dazu dienen, militärisch ausgenutzt zu werden. Dieses Dilemma ist nur allzu gut bekannt und auch heute noch aktuell.
Die Geschichte mag zwar einige dramatische Momente haben, die Spannung aber zieht sie mehr aus den Intrigen, hinter die die zukünftige Lady Trent erst später kommt, und den vielen weiteren kleinen Mosaiksteinen, die sich zu einem immer klareren Bild über die Draken zusammenfügen, auch wenn dies nur ein Bruchteil dessen ist, was die Drachen-Spezies dieser Welt wirklich ausmacht.
Magie ist wie immer so gut wie gar nicht vorhanden, das Werk bleibt auf seiner wissenschaftlichen Ebene und punktet vor allem durch die realistische Erzählweise, die Entwicklung der Charaktere und die vielen kleinen aber feinen Intrigen, die einem nur allzu vertraut vorkommen. Die Geschichte lebt nicht durch Action, sondern durch die dichte Ich-Erzählung aus der Sicht einer Frau, die zwar immer noch in den Traditionen ihrer Zeit verhaftet ist, aber dennoch eine Außenseiterin bleibt, die viele Dinge von einer sehr interessanten Warte aus betrachten kann.
„Im Labyrinth der Draken“, der vierte Band von „Lady Trents Memoiren“, bietet wieder einmal sehr viel Lesevergnügen für alle Fans historisch angehauchter Fantasy, die ganz im Trend der Abenteuer-Romane und Reiseberichte aus dem 19. Jahrhundert steht und dabei die Spannung weniger aus epischen Kämpfen und Magie, als aus dem passenden Ambiente vielen Intrigen und sehr menschlichen Verhaltensweisen gewinnt.