Mary Stanton: Im Namen der Engel – Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 20. Juli 2010 21:29
Mary Stanton
Im Namen der Engel
Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1
(Defending Angels, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Michael Koseler
Titelgestaltung von Guter Punkt unter Verwendung eines Bildes von Anke Koopmann mit Motiven von Shutterstock und iStockphoto
Piper, 2010, Taschenbuch, 382 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-492-26723-6
Irene Salzmann
Brianna Winston-Beaufort lässt sich, nachdem sie von einem verstorbenen Onkel dessen Anwaltskanzlei geerbt hat, in Savannah nieder. Leider ist das Büro einem Feuer zum Opfer gefallen, so dass Bree vorübergehend andere Räume mieten muss – und ausgerechnet in einem alten Haus, das auf einem stillgelegten Friedhof steht, fündig wird. Die Vermieterin, Lavinia Mather, ist zwar etwas schrullig, aber sehr nett und entgegenkommend. Kurz darauf stellt Bree zwei Assistenten, Petru Lucheta und Ronald Parchese, ein, und ein Hund, Sascha, läuft ihr auch noch zu.
Der erste Fall lässt nicht lange auf sich warten. Bree erhält einen Anruf von einem Mr. Skinner und erfährt kurz darauf, dass dieser sie gar nicht angerufen haben kann, da er gestorben ist. Prompt hält Bree die Angelegenheit für einen üblen Scherz, bis eine zweite Klientin sie auffordert zu beweisen, dass Skinner ermordet wurde, denn erst dann würde sein Geist sie in Ruhe lassen. Obwohl Bree ihre Zweifel an dieser Geschichte hat, folgt sie dem Rat ihres emeritierten Professors Armand Cianquino und nimmt sich der mysteriösen Angelegenheit an. Dabei erweisen sich ihre Helfer und der Detektiv Gabriel Striker als überaus nützlich, vor allem, als seltsame und gefährliche Dinge geschehen, die deutlich machen, dass Brees ‚Compagnie‘ nicht aus normalen Menschen besteht. Und auch über sich erfährt sie etwas, das sie niemals erwartet hätte …
„Im Namen der Engel“ ist der erste in sich abgeschlossene Band über „Die überirdischen Fälle der Bree Winston“. Der Roman startet etwas träge, da erst das Setting vorgestellt wird und die wichtigsten Charaktere eingeführt werden. Früher als die Hauptfigur begreift der Leser, dass sich die junge Anwältin nicht mit konventionellen Fällen befassen muss sondern mit Verbrechen, deren Opfer noch im Jenseits nach Gerechtigkeit verlangen. Um sich diesen Aufgaben stellen zu können, erhält Bree Verstärkung – der Titel nimmt vorweg in welcher Form. Obwohl Bree Zweifel hat, lässt sie sich auf die mysteriösen Klienten ein und beginnt zu recherchieren. Dass sie ihre Skepsis regelmäßig beiseite wischt, wirkt manchmal unlogisch, und stellenweise gibt sie viel zu schnell nach, selbst wenn klar ist, dass sie immer wieder einen kleinen Schubs erhält, um den richtigen Weg einzuschlagen. Tatsächlich wird sie von ihren Helfern manipuliert, bis sie akzeptiert, dass es Gott, Engel, Geister und andere seltsame Wesen gibt.
Brees sich verändernde Sichtweise wird nicht wirklich überzeugend dargestellt, denn die junge Frau wirkt viel zu sehr wie ein Spielball der höheren Mächte, die sich geheimnisvoll geben, statt gleich die Karten auf den Tisch zu legen und das Prozedere zu vereinfachen. Überdies reagiert sie einerseits skeptisch auf die Phänomene, die sie erlebt, aber auf der anderen Seite hört sie auf ihre innere Stimme, die sie warnt und die ihr Antworten auf Fragen gibt, die sie anders nicht hätte lösen können. Hier hat es sich die Autorin etwas zu einfach gemacht, um Brees Mission und das Geheimnis ihrer Helfer nicht gleich enthüllen zu müssen und zugleich die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen für die nächsten Romane, in denen es dann vermutlich viel flotter zugehen wird. Alle Charaktere haben gemein, dass sie kauzig sind, Bree eingeschlossen. Das ist auch schon ein bisschen zuviel des Guten, aber dadurch wird ein wenig Humor in den Mix aus Fantasy und Krimi getragen. Eine Romanze mag geplant sein, aber noch gibt es keine konkreten Entwicklungen.
Alles in allem ist „Im Namen der Engel“ trotz der kleinen Schwächen eine unterhaltsame, flüssig geschriebene Lektüre, die neugierig auf das Kommende macht. Die sympathischen Charaktere und das derzeit beliebte ‚Engel‘-Thema in dieser etwas anderen Form gefallen. Der Grundstein ist gelegt, die Serie ist steigerungsfähig, man darf gespannt sein auf den zweiten Band, „Anwältin der Engel“.