Trigan 16: Fatale Missionen (Comic)

Mike Butterworth
Trigan 16
Fatale Missionen
(The Brief Reign of Sennos the First, The Temperature Controller, The Man From the Future, The Mission of Lukaz Rann, Torga’s Mind Controller)
Titelbild: Don Lawrence
Zeichnungen: Ron Embleton, Philip Corke, Don Lawrence
Übersetzung: Jonah Tabéh, Uwe Peter
Panini, 2018, Hardcover, 96 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-7416-0999-2

Rezension von Irene Salzmann

„Die kurze Regentschaft von Kaiser Sennos I“ ist, wie man schon an den Bildern erkennt, von Ron Embleton gezeichnet worden und fällt schon durch die Flashpage auf, die einen spannenden Moment zeigt, von dem aus erst einmal einige Tage zurückgegangen wird, um dem Leser zu schildern, was passiert ist, um zu dieser Szene zu führen.
Einige unzufriedene Militärs wollen die kaiserliche Familie loswerden und einen Schatten-Monarch einsetzen, durch den sie selber herrschen. Der Plan scheint aufzugehen, denn der sabotierte Gleiter stürzt ab. Trigo, Brag und Janno werden schwer verletzt von den Hissar gefunden, geheilt und in die Arena geschickt. Ihnen gelingt die Flucht und die Heimkehr in ein verändertes Trigopolis.

Ganz Elekton wird von krassen Wetter-Veränderungen bedroht. Perik ahnt, dass jemand eine Möglichkeit gefunden hat, das Wetter zu manipulieren. Janno begibt sich auf die Suche nach der „Wettermaschine“ und findet sie in einer abgelegenen Festung. Allerdings schießt man ihn ab, bevor er Bericht erstatten kann, und er soll gefoltert werden. Auf seiner Flucht begegnet er den ursprünglichen Bewohnern der Feste, die er dazu bewegt, den skrupellosen Wissenschaftler zu bekämpfen.
Thematisiert wird in dieser Story der von der Menschheit in Gang gesetzte Klimawandel, der bereits in den 70er Jahren die Bevölkerung beschäftigte. Wie immer ist das aktuelle Motiv eingebettet in eine kurzweilige Action-Story, in der Janno einmal mehr zum Zünglein an der Waage wird. Philip Corke war diesmal der Zeichner.

„Der Mann aus der Zukunft“ hat keinerlei politische Ambitionen. Er möchte einfach nur der reichste Mann Elektons werden und sein Leben genießen. Dafür nutzt er die akribischen Aufzeichnungen und ein Elixier, das ihn aus seiner Zeit in Trigos Reich und wieder zurück versetzt. Er ist jedoch so gierig, dass er sein Wissen nicht nur an die Triganer sondern auch an ihre Feinde, die Loka, weitergibt. Konsequenzen befürchtet er keine, schließlich wird ihm ein langes Leben vorhergesagt.
Nicht zum ersten Mal stehen H. G. Wells „Die Zeitmaschine“ und ein geldsüchtiger Egoist Pate für eine Story. Man staunt dennoch, wie leicht sich Trigo übertölpeln lässt, als ob die früheren Erfahrungen nicht gefruchtet hätten. Zudem findet man einen kleinen Lapsus (in der Übersetzung?): Toth Zandu mag die Quellen, denen er sein Wissen verdankt, nicht preisgeben, doch von einem Panel zum anderen wissen Trigo und seine Vertrauten plötzlich, dass er die Zukunft kennt.

„Die Mission des Lukaz Rann“ besteht darin, sechs der schlimmsten Verbrecher Elektons zu fangen, bevor der vitale junge Mann an nicht heilbaren Verletzungen sterben muss. Einen nach dem anderen fängt er einen Barbaren-Fürsten, einen an Selbstüberschätzung leidenden Wissenschaftler und einen volksverhetzenden Moderator. Bevor er sich den nächsten zuwenden kann, muss er feststellen, dass die Nachfolger seiner Opfer eine noch viel größere Bedrohung darstellen. Lukaz beichtet alles Perik, der ihn ausschimpft, weil er Gott hatte spielen wollen.
Die Geschichte wirkt besonders aktuell: Jemand hatte etwas Gutes tun wollen, das dann ins Gegenteil verkehrt wird. Der Brandschatzer, der an Atilla erinnert, überfällt, anders als sein Nachfolger, bloß unzivilisierte Gebiete und keine Metropolen (da freuen sich die Landbewohner bestimmt…). Auch der Assistent des Forschers, die gemeinsam eine Bombe entwickelt haben, die den halben Planeten zerstören könnte, ist von seiner Genialität überzeugt und will die Waffe gegen jene Barbaren einsetzen, die eine Stadt nach der anderen dem Erdboden gleichmachen. Der Moderator hetzt gegen zugewanderte Menschen, ohne konkrete Gründe für deren Ablehnung zu nennen, und sein Platz wird von einem Kollegen eingenommen, der es noch schlimmer treibt, denn es geht ihnen allein um die Quoten und nicht um seriöse Aufklärung.

Janno und Roffa geraten, wie man im Laufe der Handlung erfährt, unter „Thorgas Gedankenkontrolle“. Sie begehen Verbrechen, für die sie verurteilt werden, und die lediglich die Voraussetzung sind, einen viel größeren Plan zu realisieren. Ihr Freund Keren und Perik haben Zweifel daran, dass die beiden zu Verrätern wurden.
Auch die Idee, Personen geistig zu kontrollieren, ist in „Trigan“ nicht neu. Es variieren die Betroffenen, jene, die sie befreien, und die Hintermänner mit ihren Motiven. Wie schon die vorherige Geschichte wurde auch diese wieder von Stamm-Illustrator Don Lawrence gezeichnet.


Zu den einzelnen Storys gibt es illustrierte Hintergrundinformationen und diesmal auch einen Überblick über „Kriege, Revolutionen und Verschwörungen“ - aber bloß im Rahmen der bereits veröffentlichten Episoden.

Man entdeckt so manche Wiederholung, was die Motive betrifft, doch Mike Butterworth findet stets Variationen, so dass man sich nicht daran stört. Zudem darf man nicht vergessen, unter welchen Bedingungen die Erstveröffentlichungen erschienen und dass Parallelen aufgrund der größeren Zeitabstände der Publikationen weniger auffielen wie in einem Album, das etwa vier Erzählungen beinhaltet.

Zudem sollte man bei „Trigan“ an die Zeit denken, in der die Serie geschrieben und gezeichnet wurde. Die Inhalte, die Aufbereitung, der Stil, die Botschaften waren einfach anders als heute. Dadurch wird der Titel nicht abgewertet, aber er ist ein Kind seiner Zeit - mit grandiosen, zeitlosen Illustrationen, wie man sie sich heute so manches Mal bei Comic-Lektüren wünscht.