H. G. Wells: Krieg der Welten - Teil 1 bis 3 (Hörspiel)

H. G. Wells & Oliver Döring (Script)
Krieg der Welten - Teil 1 bis 3
Sprecher: Dietmar Wunder, Peter Groeger, Reinhard Kuhnert u.a.
Folgenreich, 2018, je 1 CD, je ca. 55 Minuten, je ca. 8,99 EUR

Rezension von Irene Salzmann

„Der Krieg der Welten” ist einer der bekanntesten Romane des britischen Schriftstellers H. G. Wells (1866-1946). Der Titel erschien 1898, in deutscher Übersetzung erstmals 1901. Seinen großen Bekanntheitsgrad verdankt der Titel zahlreichen Adaptionen, darunter unter anderem Hörspiele, Kinofilme und ein Musical.

Die Handlung dürfte jedem SF-Fan bekannt sein: Objekte aus dem All gehen auf der Erde nieder - geschildert werden die Ereignisse, die sich in Großbritannien abspielen -, doch handelt es sich nicht um Meteore sondern um Raumschiffe. An Bord befinden sich Marsianer, die ihre überlegene Technologie nutzen, um die Menschheit zu vernichten, ihre Städte zu zerstören und den Planeten für die eigene Spezies zu erobern. Militärs, Forscher und fortschrittlich denkende Bürger, die gerade noch so stolz auf ihre Errungenschaften waren, sind machtlos. Den irdischen Bakterien, denen das Immunsystem der Marsianer nichts entgegenzusetzen hat, ist es zu verdanken, dass die Welt gerettet wird.

 

Im vorliegenden Hörspiel-Dreiteiler wird die Geschichte im Wechsel von dem Journalist Simon und seinem Bruder Stuart, ein Student, geschildert. Als der Angriff erfolgt, schickt Simon seine junge Ehefrau fort, um sie in Sicherheit zu wissen, während er selbst die Ereignisse dokumentieren will - keine gute Idee, wie er schon bald feststellen muss. Derweil hofft Stuart, der von Freunden begleitet wird, dass sie alle ihre Angehörigen und einen Ort finden werden, an dem sie vor den Marsianern geschützt sind. Es sind jedoch nicht allein die Invasoren, vor denen sich die Flüchtenden fürchten müssen, sondern zudem Menschen, die für Nahrung und eine warme Decke alles tun würden.

Es dauert nicht lange, bis alles zusammenbricht und die meisten ihren Mantel der Zivilisation ablegen. Jeder ist sich selbst der nächste und will einfach nur überleben. Mitunter bilden sich Zweckgemeinschaften, weil eine Gruppe mehr Sicherheit bietet. Doch auch untereinander herrscht Misstrauen und Ablehnung, sei es, weil der Plan eines Visionärs nur für die Starken gilt, sei es, weil die verschiedenen Überlebensstrategien nicht harmonieren.


Damit übte H. G. Wells Kritik am Überlegenheitsdünkel und dem Imperialismus der Briten. Er versetzte sie in die Position der Bevölkerung der von ihnen kolonialisierten Länder und ließ sie dieselben Schrecken durchleiden, ließ einige von ihnen zu Barbaren werden - und nicht etwa sie selbst vermögen es, den Feind endlich zu besiegen, sondern unscheinbare Bakterien, eine der einfachsten Lebensformen, die kaum jemand zur Kenntnis nimmt.

Die Sprecher gehen in ihren Rollen auf und nehmen den Hörer mit auf eine dramatische Flucht ins Ungewisse. Sie überzeugen in ihrer Verzweiflung und Hoffnung, ebenso in ihrem Wandel, dem gebrochenen Stolz und der Abscheu vor dem primitiven Mensch, zu dem man aus der Not-Situation heraus wurde.

Die von Christian Gailus nach dem Roman von H. G. Wells geschriebene und von Oliver Döring als Regisseur betreute Hörspiel-Umsetzung in drei Teilen ist packend und erfüllt absolut die Erwartungen des Publikums. Sehr empfehlenswert!