Daredevil/Punisher: Der siebte Kreis (Comic)

Charles Soule
Daredevil/Punisher: Der siebte Kreis
(Daredevil/Punisher: Seventh Circle 1-4, 2016)
Übersetzung: Marc-Oliver Frisch
Titelbild und  Zeichnungen: Reilly Brown, Szymon Kudranski, J. L. Mast
Panini, 2017, Paperback mit Klappenbroschur, 132 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0163-7

Rezension von Elmar Huber

Staatsanwalt Matt Murdock hat dafür gesorgt, dass der Massenmörder Sergey Antonov nicht in New York, sondern in Texas vor Gericht gestellt wird, angeblich weil in New York keine objektive Jury zusammengestellt werden kann. Der Transport Antonovs zum Flughafen JFK bietet eine willkommene Gelegenheit für den Punisher Frank Castle, den Russen zu töten. So werden Murdock in der Gestalt von Daredevil und sein Partner Blindspot wohl oder übel zu Antonovs Beschützern, der seinerseits keine Gelegenheit zur Flucht auslässt.

 

Das Szenario ist nicht neu. Richard Donners „16 Blocks“, Clint Eastwoods „Der Mann, der niemals aufgibt“ und wahrscheinlich eine ganze Hand voll Western lassen grüßen. So hätte der reichlich pathetisch betitelte Vierteiler „Der siebte Kreis“ mit der Besetzung Matt Murdock/Daredevil auf der Seite des Rechts und Frank Castle auf der Seite der Gerechtigkeit ein interessanter Thriller werden können, der von moralischen Gegensätzen getragen wird.

Stattdessen setzt „Marvels neue Allzweckwaffe“ (Verlagswerbung) Charles Soule in erster Linie auf Action, die sich durch stetige Wiederholungen andauernd im Kreis dreht. Immer wieder nutzt Antonov Castles Angriffe, um abzuhauen, und wird doch immer wieder einkassiert, und Murdock/Daredevil steht immer wieder vor der Entscheidung dem Gefangenen oder Castle zu helfen, denn schließlich lässt er den Russen nach Texas bringen, weil es dort noch die Todesstrafe gibt. So zumindest Castles Interpretation der Verlegung. Das alles wird jedoch zu plakativ und viel zu oberflächlich abgefrühstückt, um den Leser wirklich zu packen.

Dass gleich drei Zeichner in den vier Heften am Werk waren, fällt dagegen gar nicht mal so sehr ins Gewicht, da die Tuschung für alle gemeinsam von Szymon Kudranski („Pinguin: Schmerz und Vorurteil“) übernommen wurde, was die vier Teile optisch sehr gut zusammenhält und den Bildern, aufgrund des großzügigen Einsatzes von Schwarz, insgesamt einen sehr düsteren Anstrich gibt.

Der Vierteiler läuft nicht Gefahr, einen Originalitätspreis oder eine Auszeichnung für das beste Drama zu erhalten. Immerhin ein passendes Beiwerk zur zweiten Staffel von „Daredevil“ auf Netflix.