Mein Onkel vom Mars - Vol. 1 (DVD)

Mein Onkel vom Mars - Vol. 1
USA 1963-1966

Rezension von Ekmar Brand

Es gab mal eine Zeit, in der es nur drei Fernsehprogramme gab. Trotz weniger Sender, war das Fernsehprogramm sehr vielfältig. Während heute auf Hunderten von Fernsehsendern nur noch uninteressanter langweiliger Einheitsbrei für die breite Masse läuft, gab es früher bei den Fernsehsendern der Bundesrepublik Deutschland ein sehr interessantes und buntes „Best of“ aller Film- und Fernsehproduktionen aus dem In- und Ausland zu sehen. Einige Serien wurden damals unverständlicherweise nur ein einziges Mal und nie wieder gesendet, zum Beispiel „Menschen im Weltraum“ „Invasion von der Wega“, „Sealab 2020“, „Robinzak“ und „Mein Onkel vom Mars“, um nur ein paar Serien zu nennen.

Die deutsche und einzige Ausstrahlung von „Mein Onkel vom Mars“ ist schon über 40 Jahre her. Im ZDF sendete man (leider) nur die Farbfolgen, und zwar vom 15. Mai 1976 bis zum 9. April 1977. In den alten Fernsehzeitschriften wie „Gong“, „Hörzu“ und  „Bild + Funk“ wurden in Leserbriefen immer wieder Wiederholungswünsche nach dieser Kultserie laut. Leider blieb das ZDF bis heute auf beiden Ohren taub, obwohl das ZDF Jahre später auch „Mork vom Ork“ (1978-1982) und „Alf“ (1986-1990) sendete, wo ebenfalls ein Außerirdischer auf der Erde notlandete. Umso größer ist nun die Freude, dass Pidax diese Fernsehserie endlich auf DVD veröffentlicht.

„Mein Onkel vom Mars“ ist eine Sitcom, die von Jack Chertock Television produziert wurde. In den USA liefen 107 Episoden vom 29. September 1963 bis zu, 1. Mai 1966 bei CBS im Fernsehen. Der Humor der Serie war wegweisend für andere Sitcoms. Mit ähnlicher Situationskomik ließen sich die Fernsehserien „Bezaubernde Jeannie“ (1965-1970) und „Verliebt in eine Hexe“ (1964-1972) inspirieren, wo die Titelfigur ebenfalls übernatürliche Kräfte hat, jedoch nicht mit überlegener wissenschaftlicher Technik glänzt, sondern mit Magie.


Wie fing alles an, und worum ging es?
Die Amerikaner starten einen Testflug mit einer X-15. Ein Raumschiff vom Mars muss ausweichen und macht eine Bruchlandung auf der Erde. Der Reporter Tim O’Hara, gespielt von Bill Bixby (Genre-Fans bekannt als David Bruce Banner in „Der unglaubliche Hulk“) findet einen Marsianer (gespielt von Ray Walston) in dem abgestürzten UFO und bringt ihn in sein Haus. Tim will einen Bericht über den Marsmenschen schreiben, aber schließlich gelingt es dem Marsianer, der nun unter dem Decknamen Onkel Martin lebt, Tim zu überzeugen, dies nicht zu tun.

Martin sieht äußerlich wie ein normaler Mensch aus, hat aber viele besondere Kräfte. Er kann Antennen aus seinem Kopf ausfahren und sich unsichtbar machen, er kann Gedanken lesen, und er kann mit Hilfe seines Levitationsfingers telekinetische Kräfte ausüben. Außerdem ist er wesentlich intelligenter als ein Erdmensch. Martin besitzt eine ganz Reihe von Erfindungen, unter anderem eine Zeitmaschine für Reisen in die Vergangenheit und wieder zurück sowie einen besonderen Fotoapparat, mit dem er Zukunftsfotos schießen kann.

Martin und Tim haben zwei extrem neugierige Nachbarn: Mrs. Lorelei Brown (Pamela Britton) und der Polizist Bill Brennan (Alan Hewitt), dem immer alles verdächtig vorkommt.

Tim hat das marsianische Raumschiff in seiner Garage versteckt. Martin versucht, sein Raumschiff zu reparieren, was aber nicht einfach ist, weil es auf der Erde keine Ersatzteile gibt. Deshalb muss es alles neu erfinden.

In vielen Folgen der dritten Staffel benutzt Martin eine Zeitmaschine. In dem Eröffnungszweiteiler „Die Reise nach St. Louis“ der dritten Staffel werden Martin und Tim durch die Zeitmaschine unfreiwillig in den Wilden Westen versetzt. Hierbei begegnen Martin und Tim den Vorfahren von Mrs. Lorelei Brown und Sheriff Brennan (die natürlich verblüffende Ähnlichkeit mit ihren Versionen in der Gegenwart haben). Der Regisseur Robert Zemeckis nahm sich also wohl offensichtlich diesen Zweiteiler als Vorbild für „Zurück in die Zukunft III“ (1990), denn es gibt viele interessante Parallelen.

In der TV-Serie „Mein Onkel vom Mars“ ist grundsätzlich alles möglich, was unmöglich erscheint, gewürzt mit einer schönen Prise Humor.

Die deutsche Fernsehversion bietet eine Besonderheit, und zwar den Titelsong: „Mein Onkel vom Mars macht die tollsten Sachen, mein Onkel vom Mars bringt die Leute zum Lachen. Fliegt die Welt in die Luft, wer wars? Mein Onkel, mein Onkel vom Mars…“ vom Orchester Amper & Strittmatter (Quirin Amper Jr. und Fred Strittmatter). Quirin Amper Jr. war der Vater von Robert Amper und Thomas Amper. Robert Amper ist in der deutschen Fan-Szene bekannt durch seine „Raumschiff Highlander“-Fanfilme. In der US-Version gab es nur eine instrumentale Titelmusik mit anderer Melodie.
Die Fernsehserie wurde damals auf 35-mm-Filmmaterial (Kino-Standard) gedreht, was sogar eine Abtastung in HD möglich machte (für die DVD-Veröffentlichung herunterkonvertiert in SD).

Vol. 1 von Pidax besteht aus zwei DVDs und enthält folgende Episoden:
01. Pilot (My Favorite Martian)
76. Die Reise nach St. Louis I (Go West, Young Martian I)
77. Die Reise nach St. Louis II (Go West, Young Martian II)
78. Der blaue Schleier in der Wüste (Martin of the Movies)
79. Die mexikanische Heirat (Keep Me From The Church on Time)
80. Der Onkel ist die Tante (I'd Rather Fight Than Switch)
81. Die Geniepille (Tim, The Mastermind)
82. Eine goldige Geschichte (Martin Goldfinger)
83. Der Flaschengeist im Harem (Bottled Martin)
84. Geliebter Räuber (Hate Me a Little)
85. Die Panne mit Zelda (Girl in the Flying Machine)
Bonus: Bildergalerie

Das Drehbuch zu der Episode „Geliebter Räuber“ schrieb übrigens der bekannte „Raumschiff Enterprise“-Autor Gene L. Coon.


Der englische Originalton und die deutsche Tonspur sind Mono, wobei die Qualität sehr gut ist. Da das Bild herunterkonvertiertes HD-Material ist, ist die Bildqualität ebenfalls sehr gut. Nur eine wünschenswerte zukünftige Veröffentlichung auf BD könnte die Bildqualität nochmal deutlich steigern, wegen der höheren Auflösung des Masters.
Das Bildformat ist 4:3.

Die Pilotfolge (damals noch in Schwarzweiß gedreht) wurde von Pidax für die DVD-Veröffentlichung erstmals deutsch synchronisiert. Die anderen Folgen haben den alten Ton, wie wir ihn noch vom ZDF kennen. Welche Unterschiede gibt es zwischen beiden Synchronfassungen? Da die deutschen Originalsprecher nicht mehr leben oder schon zu alt sind, wurden alle Rollen der Pilotfolge mit anderen Sprechern neu besetzt. Die Pidax-Synchronisation hält sich mehr ans Original, dazu wurden auch die deutschen Stimmen im Synchronstudio mit alten Mikrofonen neu aufgenommen, um mehr Authentizität mit Nostalgiewert zu schaffen, wobei auch die Zuschauer-Lacher vorhanden sind (die es beim ZDF nicht gab). Die Musik wurde instrumental belassen. Die ZDF-Fassung klingt sehr modern und hat eine Top-Qualität, sogar weitaus besser als irgendeine aktuelle Fernsehsynchronisation von heute. Der deutsche Titelsong vom Orchester Amper & Strittmatter ist 15 Sekunden länger als die US-Titelmusik, deshalb gab es leichte Probleme mit den unterschiedlichen Längen der Musiken, die beim Vor- und Abspann zum Bildmaterial angepasst werden mussten, wozu der deutsche Song dann leicht versetzt wurde, aber es fehlt nichts von Dialogen, und gekürzt wurde auch nichts.

Die deutschen Synchronstimmen sind bei beiden Synchronfassungen top!  

Vom Pilotfilm selber existieren übrigens drei verschiedene Fassungen:
1. US-TV-Fassung (bei Pidax erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht), Länge: 24:41
2. Unaired Pilot (in Australien als DVD-Extra erschienen), Länge 27:26
3. Extended Pilot (wird zurzeit von Peter Greenwood restauriert), Länge: ca. 45:00
Worin unterscheiden sich die unterschiedlichen Fassungen der Pilotfolge? Im Unaired Pilot sieht man zusätzlich die Bergung des UFOs und wie es in Tims Garage versteckt wird. Im Extended Pilot wird man einen fehlenden langen Handlungsstrang sehen, wie Martin mit seinem Raumschiff einen Startversuch unternimmt und schließlich ein zweites Mal notlanden muss.

Wie geht es jetzt weiter? 
74 Schwarzweiß-Episoden wurden bisher nicht synchronisiert, aber diese Folgen können jetzt ebenfalls kommen, weil Pidax das komplette Film-Material der Serie dank Peter Greenwood von Jack Chertok Television vorliegen hat. Da eine komplette deutsche Synchronisation sehr aufwendig ist, ist es sehr wichtig, dass alle interessierten Leute sich die Serie kaufen, damit auch der Rest kommen kann (einschließlich des Extended Pilots).

Fazit: Wer „Bezaubernde Jeannie“ mag, wird auch „Mein Onkel vom Mars“ mögen, weil der Humor sehr ähnlich ist. Bild- und Tonqualität sind für das Alter hervorragend! Also klare Kaufempfehlung!


DVD-Facts:
Bild: 1,33:1 (4:3 Vollbild)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: keine

DVD-Extras:
keine