Simon R. Green: Im Angesichts des Droods - Shaman Bond 9 (Buch)

Simon R. Green
Im Angesichts des Droods

Shaman Bond 9
(From a Drood to a Kill)
Übersetzung: Mona Dertinger
Titelbild: Oliver Graute
Feder & Schwert, 2018, Taschenbuch, 492 Seiten, 15,99 EUR, ISBN 978-3-96762-313-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Eddie Drood alias Shaman Bond hat in seinem Leben wahrlich schon genügend Fährnisse zu umschiffen gehabt. Die Eltern: verschwunden. Die beiden Onkel: etwas merkwürdige Gestalten (immerhin musste er einen der Beiden umbringen). Der Opa: Leiter einer höchst geheimen Regierungsorganisation und ein Drood, der mit der Familie gebrochen hat.

Er selbst, einst gefeierter Agent der Droods, im Kampf gegen außerirdische Monster ebenso gestählt wie in den Auseinandersetzungen mit Elfen, Dämonen und der allmächtigen Bürokratie und eine Zeitlang Patriarch der scheinbar allmächtigen Familie, die den Schutz der Menschen auf ihre Fahnen geschrieben hat.

Mittlerweile hat er eine Frau an seiner Seite, auch wenn Molly als Hexe den Droods einst blutige Rache geschworen hat, und in seinem letzten verbliebenen Onkel, dem Waffenmeister, einen Ersatzvater.

Natürlich kann dies so nicht bleiben, das wäre viel zu viel Harmonie, des Friedens und Freude, vom Eierkuchen wollen wir mal lieber gar nicht reden.

Seine Eltern, haben ihn, gerade hatte er sie wiedergefunden, verraten, die Familie grenzt ihn aus, nur Molly hält zu ihm, der geschworen hat, nicht mehr töten zu wollen.

Als der Waffenmeister überraschend stirbt, beginnt die Sache dann wirklich interessant zu werden.

„Interessant“ wie in einer Regierungsabteilung, die all ihre Bürger permanent abhört und alles, aber auch wirklich alles mitliest - selbst Gedanken -; wie ein Leichenschmaus, bei dem ihm seine Molly entführt wird; wie in einem Reisebüro, das seine Kunden ins Never-Come-Back-Land schickt und dazu ein perfides, perverses Spiel, bei dem übernatürliche Agenten antreten, um ihre Schulden bei Göttern und ähnlichen Wesen zu tilgen.

Der verblichene Walker, einst Herrscher über die Nightside, erklärt die Regeln: Ähnlich wie bei „Highlander“ kann es nur einen geben - nur einen Überlebenden, der all die anderen Kandidaten in einer sich ständig verändernden Taschendimension umbringen muss, um zu siegen.

Hierher haben die Verantwortlichen Molly entführt, unter den Teilnehmern findet der zu Hilfe geeilte Eddie auch seine Eltern und drei weitere, wirklich fiese Gegner.

Doch wie erwartet zeigt sich: Es ist nie gut, sich einen Drood zum Feind zu machen - schon gar nicht Eddie Drood, alias Shaman Bond, Molly und seine Eltern - Fehler, großer, mega-großer Fehler wie die Mächtigen leidvoll feststellen müssen…


Simon R. Green ist ein toller, von vielen unterschätzter Autor. Er hat die Gabe, sich aberwitzige Handlungen einfallen zu lassen und diese so an seine Leser rüberzubringen, dass diese dem Plot gerne, fasziniert, ja gebannt folgen. Allerdings ist er auch ein Autor, der nach einem fulminanten Start oftmals die Lust an seiner Schöpfung etwas verliert. Soll heißen, die ersten Teile seiner Serien - gleich ob Urban Fantasy, Space Opera oder Fantasy - lesen sich klasse, dann lassen sie oft rapide nach. Manches Mal rappelt sich der Autor dann auf, startet nach einigen schwachen Bänden neu durch und schwingt sich wieder auf. So geschehen in und bei den letzten Shaman-Bond-Romanen, die sich faszinierend und packend lasen.

Vorliegender Roman, einer der umfangreichsten der Serie, gehört leider nicht zu den Highlights des Zyklus.

Das Spiel, das eigentlich im Zentrum der Handlung stehen sollte, beginnt erst im letzten Fünftel des Buches, vorher begleiten wir unseren Protagonisten dabei, wie er sich - leidlich bekannt - mit den Autoritäten der Droods anlegt, seine Historie aufarbeitet, trauert und in den Kurzeinsatz geht.

Das ist alles nett, teilweise auch spannend; letztlich aber plätschert die Handlung über weite Strecken des Bandes mehr vor sich hin, als dass sie uns wirklich mitreißen würde. Zu viele Info-Dumps, viel zu viel Hintergrundgeplänkel und zu wenig stringente Handlung, so könnte man den Roman zusammenfassen.

Hätte man das Buch um die Hälfte gekürzt, oder, selbst wenn man es in zwei Bücher aufgesplittet hätte, der verbleibende, gekürzte Plot hätte das Potential gehabt, uns an die Seiten zu fesseln, wie die Besten der Green’schen Romane. So zieht sich die Handlung, verrennt sich der Autor in Details, Nebenschauplätze und Nebensächlichkeiten, kommt der typische Lesefluss leider erst ganz zum Finale hin auf.