Richard Laymon: Night Show (Buch)

Richard Laymon
Night Show
Übersetzung: Michael Krug
Titelbild: Kealan Patrick Burke
Festa, 2013, Taschenbuch, 310 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86552-204-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

Ein übler Streich am Abend des Schulabschlusses führt dazu, dass die hochnäsige Linda panisch vor ein fahrendes Auto läuft. Wieder aus dem Unfallkoma erwacht, schmiedet sie einen tödlichen Racheplan gegen ihre ehemaligen Mitschüler. Und während Linda sich von Opfer zu Opfer killt, hat es den Rädelsführer Tony nach seinem Schulabschluss nach Hollywood verschlagen, wo er alles daran setzt, die Special-Effects-Künstlerin Danielle „Dani“ Larson, kennenzulernen, für die er ein gefährliches Interesse entwickelt hat.

 

Wie gewohnt kommt Richard Laymon auch in „Night Show“ ohne großartige Charakterstudien aus. Ohne Zeit zu verschwenden, platziert er seine Spielfiguren, um dann sofort eine schweißtreibende Eröffnungsszene abzubrennen. Danach trennen sich die Handlungsstränge. ‚Zuhause‘ in Claymore knöpft sich Linda nach ihrem Erwachen aus dem Koma einen nach dem anderen von Tonys Kumpels vor; in der Traumfabrik findet sich Dani Larson nicht nur unversehens in einer Liebesbeziehung mit ihrem Kollegen Jack Somers wieder, sie sieht sich außerdem von einem bedrohlichen Spinner (= Tony) verfolgt, der von ihr das Handwerk der Spezialeffekte erlernen möchte. Und weil das so prima passt, hält er es für eine gute Idee, die „Königin des Horrorfilms“ selbst zu Tode zu erschrecken, bevor er sich in ihr Leben schleicht und immer wieder unangemeldet in ihrem Haus auftaucht.

Dem Leser ist natürlich schon sehr bald klar, dass Tony einen veritablen Dachschaden hat und damit zu einer - im schlimmsten Fall tödlichen - Gefahr für Dani und ihren neuen Freund werden wird. Dani dagegen gibt Tony ein ums andere Mal eine weitere Chance, sein unpassendes Verhalten wiedergutzumachen.

Wie die meisten anderen Romane des Autors ist auch „Night Show“ aus einer sachlich-beobachtenden Position erzählt; geradlinig, einfach und ohne schriftstellerische Finessen. Nahezu minutiös schildert der Autor Alltägliches, Banales und Nebensächliches, nur um dem Leser im gleichen Plauderton unvermittelt eine Axt in den Rücken zu rammen, bildlich gesprochen. Zwischendurch erhascht man noch einige mehr oder weniger verstohlene Blicke auf nackte Haut und horizontale Action. Die typische Laymon-Mischung also, die die Fans schätzen und die dem Autor auch 14 Jahre nach seinem Tod noch eine Ausnahmestellung unter den Horror-Autoren sichert.

Das Feeling von „Night Show“ ist das eines B-Movies der 80er (der Roman wurde 1984 geschrieben). Trotz eines gewissen Schmuddelfaktors souverän produziert, aber kein Meisterwerk. Bei der Lektüre drängen sich fast zwangsläufig die Gesichter von Jamie Lee Curtis oder Dee Wallace als Dani Larson und Tom Atkins als Jack Somers ins Gedächtnis. Aufgrund der thematischen und örtlichen Nähe eignet sich „Night Show“ außerdem perfekt für ein Double Feature mit Richard Laymons „Licht aus!“ (Festa Verlag, 2012).

Das Festa-Taschenbuch ist wie gewohnt hochwertig verarbeitet und sieht auch nach der Lektüre noch aus wie neu. Das Covermotiv von Autorenkollege Kealan Patrick Burke passt wie die Faust aufs Auge und damit wesentlich besser als Motiv des Originalcovers.

Auch bei „Night Show“ hat Richard Laymon seine typische Roman-Formel zur Anwendung gebracht. Ein objektiver Blickwinkel, gepaart mit der Unvorhersehbarkeit und Brutalität der Gewaltspitzen und einer gehörigen Portion Sex.