R. A. Salvatore: Die Nacht des Jägers - Das Buch der Gefährten 1 (Buch)

R. A. Salvatore
Die Nacht des Jägers
Das Buch der Gefährten 1
(Night of the Hunter  - Companions Codex 1, 2014)
Übersetzung: Imke Brodersen
Titelbild: Tyler Jacobsen
Blanvalet, 2018, Taschenbuch, 544 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-7341-6108-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Seit R. A. Salvatore seine ersten Romane zu „Dungeons & Dragons“ verfasste, ist die Figur des Dunkelelfen Drizzt Do‘Urden wohl der große Wurf, der ihm gelungen ist, denn schon mit den ersten Büchern gewann der Held viele Fans. Vermutlich traf er damals den Nerv der Zeit; mit der Ausstrahlung eines Bad Boys kämpfte er doch für das Gute. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der Autor immer wieder zu seiner Figur und dessen Freunden zurückkehrt, wie nun „Die Nacht des Jägers“ beweist.

 

Drizzt hat seinem Volk nur zu gerne den Rücken gekehrt. Nicht, dass er eine Wahl gehabt hätte, wurde er doch verstoßen, aber er dient mittlerweile einer ganz anderen Herrin als der Spinnengöttin Lolth und sieht seine Gefährten als Familie an, nicht seine Blutsverwandten. Nun, da er wieder mit Bruenor Heldenhammer und dessen Ziehtochter Cattie-brie zusammen ist, scheint alles so wie früher zu sein.

Doch sie täuschen sich. Als sie in der verlassenen Zwergenstadt Gauntlegrym nach einem verschollenen Freund suchen, entdecken sie dort eine Siedlung der Dunkelelfen. Und die sehen es gar nicht ein, die dunklen Tiefen, in denen sie sich wohnlich eingerichtet haben, wieder aufzugeben. Außerdem haben sie einen Auftrag bekommen . Die Spinnengöttin hat ihren Priesterinnen sehr deutlich gemacht, dass sie eines auf jeden Fall will: den Tod von Drizzt Do‘Urden!


Im Grunde ist alles so, wie man es schon aus seinen anderen Romanen kennt. Die Gefährten turnen in einem gefährlichen Terrain herum, müssen sich nicht nur mit der Natur, sondern auch den üblichen Feinden und ein paar lange verschollenen Bekannten herumschlagen. Dabei kriselt es auch zwischen ihnen, denn alte Leidenschaften sind nicht vergessen.

Längst hat Salvatore vergessen, dass er all das schon einmal durchgekaut hat, genauso wie der Hass der Dunkelelfen auf den Abtrünnigen, der auch noch die Stirn hat, sich der größten Feindin ihrer Göttin anzuschließen.

Das alles bläht er auch noch künstlich mit sehr viel Geplänkel und zugleich auch ein paar verwirrenden Rückblenden auf. Neueinsteiger werden von den vielen Verweisen auf frühere Abenteuer aus der Bahn geworfen. Gerade wer nach längerer Pause wieder einsteigt, fragt sich zudem, warum bestimmte Figuren wieder leben.

Der Roman ist nicht schlecht geschrieben, hat es der Autor doch drauf, die Geschehnisse routiniert abzuspulen, eine gute Mischung aus Beschreibungen und Action zu bieten. Aber letztendlich wird man weder mit den Figuren wirklich warm, noch ist man überrascht über manche Wendungen. Auch bleiben die Figuren durchweg blass und entwickeln kein besonderes Eigenleben. Die Geschichte wirkt so, als sei sie aus genau dem zusammengesetzt, was auch schon das Erfolgsrezept für die früheren Bücher um den Dunkelelfen war - und das führt gerade bei erfahrenen Lesern zu Langeweile.

„Die Nacht des Jägers“, der erste Band von „Das Buch der Gefährten“, ist ein solide verfasster Fantasy-Roman, aber das ist es auch schon. Gerade Leser, die schon einiges von Salvatore kennen, werden sehr schnell feststellen, dass sich der Autor in allem wiederholt und keinerlei neue Aspekte in die Abenteuer einbringt.