Ben Aaronovitch: Geister auf der Metropolitan Line (Buch)

Ben Aaronovitch
Geister auf der Metropolitan Line
(The Furthest Station, 2017)
Übersetzung: Christine Blum
Titelbild: Katharina Netolitzky
dtv, 2018, Taschenbuch, 172 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-423-21733-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Jeden Morgen beginnt pünktlich dasselbe Spiel: Menschen hasten, zumeist bewaffnet mit einem mehr oder minder recycelbaren Pappbecher, zur U-Bahn um zur Arbeit zu eilen, abends geht es zurück. Die zumeist altersschwachen Züge von Londons Underground wurden aufgerüstet - jeder Wagen hat mindestens eine Kamera an Bord, dazu gibt es Klimaanlagen, von denen man, angesichts der Massen die sich in den Wagons drängeln, nichts merkt.

Seit Neuestem gibt es Meldestellen, über die sich sexuell Belästigte oder Fahrgäste in Not melden können. Auf einer Strecke gibt es überdurchschnittlich viele Anzeigen, allerdings ziehen die Angegriffenen ihre Meldungen immer wieder ganz kurzfristig zurück und können sich an nichts erinnern. Ganz klar, ein Fall, der eindeutig ins Folley gehört - sprich ein Fall, der nach Magie riecht.

Zusammen mit seiner Nichte macht Peter Grant sich auf die Suche nach der Ursache für sich auflösende Gespenster, einer mysteriösen Botschaft und jede Menge Rätsel auf der Metropolitan Line…


Nein, dieses Mal gibt es keinen neuen Peter-Grant-Roman, sondern „nur“ eine Novelle. Das heißt automatisch, dass dem Autor naturgemäß weniger Platz zur Verfügung steht, dass er sich kürzer als sonst fassen, den Blick ganz auf seine Handlung fokussieren muss. Für Nebenhandlungen, für Charakter-Entwicklungen oder große Situationsgemälde verbleibt da kein Raum.

Aaronovitch hat den Vorteil, dass er auf eine bekannt Welt mit eingeführten Figuren zurückgreifen kann. So wird der mit den Romanen um den farbigen Ex-Bobby, der nun zum Polizisten für Zauberei ausgebildet wird, vertraute Leser auf so manche bekannte Gestalt stoßen. Dazu kommt, dass der Autor schlicht keinen Platz hat, auszuufern. Auch wenn er gerne und manches Mal weitschweifig seine mystische Schöpfung erweitert, hier muss er sich auf die Auflösung des Rätsels konzentrieren.

Und das tut dem Plot gut. Stringent auf den Punkt verfasst erwartet den Leser eine durchaus rasant voranschreitende Handlung, die erstaunlicherweise Vieles von dem, was die Romane so einzigartig macht enthält, was den Flair anbelangt die gewohnten Stärken aufweist und bestens unterhält.