Tanja Meurer: Die Seelenlosen - Die Stadt der Maschinenmagie 1 (Buch)

Tanja Meurer
Die Seelenlosen
Die Stadt der Maschinenmagie 1
Titelillustration von Timo Kümmel
Dead Soft, 2017, Taschenbuch, 700 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-96089-072-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

„Die Seelenlosen“ gehört zu den Romanen, die das Glück hatten nach einer Verlagspleite ganz schnell bei einem anderen unterkommen zu können. So konnte der erste Teil von „Die Stadt der Maschinenmagie“ ein Jahr nach dem Erscheinen im Incubus Verlag noch einmal beim Dead Soft Verlag heraus kommen und ist so weiterhin verfügbar.

 

Gwenael Chabot kehrt nach entbehrungsreichen Kämpfen in seine Heimat, die Stadt Valvermont zurück, in der er einst aufgewachsen ist, ehe es ihn in die Welt und aufs Schlachtfeld gezogen hat. Der Kriegsveteran erhält das Kommando über die Garnisonen der Stadt und darf sich fortan mit Verbrechen herumschlagen.

Sein orkischer Geliebter, der Totenpriester Orin, ist an seiner Seite, auch als Gwenael miterleben muss, wie sich vor seinen Augen ein Mann in eine seelenlose Kreatur verwandelt. Und das ist nur der Anfang, denn schon kurze Zeit später wird eine junge Frau auf bestialische Weise ermordet. Der einzige Zeuge ist ein Dieb, Jaleel, der sich durch sein Wissen in Lebensgefahr bringt, denn jemand scheint nicht zu wollen, dass er das was er sah, weiter gibt.

Das führt die beiden in dem Maße zusammen, in dem sich Orin von seinem Partner entfremdet. Gwenael macht unangenehme bis schmerzvolle Entdeckungen, die mit ihm sehr vertrauten Personen zusammenhängen und kann nur froh sein, dass er bald eine schlagkräftige Truppe von neuen Freunden um sich hat…

Wie man sich denken kann, sind die beiden Ereignisse nur die Spitze des Eisbergs. Sie setzen eine ganze Kette von Entdeckungen in Gang, die nicht nur den feinfühligen Dieb Jaleel erschüttern, sondern auch den eigentlich hart gesottenen Commandanten. Denn ganz offensichtlich ist der Todesfall nur einer von vielen. Eine blutige Spur zieht sich durch die Unterstadt und in die Vergangenheit und enthüllt schier unvorstellbare Dinge, die ihn mehr als einmal bis zum Grund seiner Seele erschüttern.


Tanja Meurer erzählt eine komplexe Geschichte und hält die Spannung durch immer neue Wendungen aufrecht. Zugleich bleibt sie bei der Handlung nahe an den Hauptfiguren, so dass es gar nicht möglich ist, den Faden zu verlieren.

Nach und nach kommen die Helden einem Geheimnis auf die Spur, das bisher keiner entdeckt hat - oder enthüllen wollte. Loyalitäten werden infrage gestellt, Gefühle verändern sich und die eigene Vergangenheit scheint zu einem Schlüssel zu werden. Neben Gwenael und Jaleel kommen auch noch andere Figuren mit ins Spiel, die die Geschichte bereichern. Man wird mit allen wichtigen Charakteren warm, da man genug über sie erfahren darf, um Sympathien zu entwickeln und mit ihnen zu fühlen.

Die Beschreibungen sind alle sehr plastisch, so dass man ein gutes Bild von der Stadt und ihren Bewohnern bekommt. Man merkt allem die Liebe an, die die Autorin für dieses Szenario hegt, denn sie bringt dem Leser alles sehr leidenschaftlich nahe. Das gilt auch für den Umgang mit der Homosexualität. Tanja Meurer macht kein Aufheben darum, sondern betrachtet sie als ganz normalen Teil des menschlichen Lebens in dieser Welt, das keinem außergewöhnlich oder unangenehm erscheint. In dieser Hinsicht stören auch die gelegentlichen erotischen Szenen nicht sonderlich.

Geboten wird eine abwechslungsreiche und farbenprächtige Geschichte, die das Fantasy-Setting mit einem guten Schuss Steam- oder Chronopunk vermischt und die Elemente harmonisch miteinander verbindet. Die Krimi-Handlung ist gut in das Abenteuer eingebettet und bewahrt die Spannung bis zum Schluss. Böse kann man als Leser eigentlich nur darüber sein, dass der Roman mit einem Cliffhanger endet.

„Die Seelenlosen“ ist der spannende und abwechslungsreiche Auftakt zu „Die Stadt der Maschinenmagie“. Eine interessante Handlung wird hier mit sympathischen Figuren und einem facettenreichen Setting verbunden, das jedem Leser Spaß machen dürfte, der das Außergewöhnliche mag und jenseits ausgetretener Pfade wandeln möchte, gerade was die Beziehungen der Helden und den Hintergrund betrifft.