Lone Wolf & Cub 13 (Comic)

Kazuo Koike
Lone Wolf & Cub 13
(Lone Wolf and Cub, 1995 (2001))
Übersetzung: John S.
Titelbild: Bill Sienkiewicz
Zeichnungen: Goseki Kojima
Panini, 2005, Taschenbuch, 302 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-89921-887-9

Rezension von Irene Salzmann

Ogami Itto, der einst im Dienst des Shoguns stand und als Sekundant fungierte wenn ein Würdenträger Seppuku begehen musste, verlor durch die Intrigen des machthungrigen Yagyu-Clans nicht nur seine Anstellung, sondern auch seine Frau und Gefolgsmänner. Unter dem Namen Kozure Okami zieht er seither mit seinem dreijährigen Sohn Daigoro durchs Land, um als Auftragsmörder das Geld zu verdienen, mit dem er die Machenschaften der Yagyu juristisch ahnden lassen kann.

Der Zufall spielt ihm einen sogenannten Yagyu-Brief in die Hände, der eine verschlüsselte Botschaft beinhaltet. Bisher ist es weder ihm noch einem Gelehrten gelungen, das Geheimnis zu lüften, welches das Ende der Feinde einleiten könnte, die sich bemühen, den Brief zurückzuholen. Eine Weile haben sie Verbündete vorgeschickt, um nicht ihr eigenes Ansehen zu beschädigen, doch wegen der Papiere greifen sie Ogami Itto immer öfter direkt an.


Vor diesem Hintergrund müssen sich Vater und Sohn gegen ihre Häscher erwehren, gegen ambitionierte Beamte, die bloß ihre Pflicht erfüllen und nicht das große Ganze sehen, gegen Auftraggeber, die sie betrügen oder nach getaner Arbeit zum Schweigen bringen wollen, und andere mehr. Nicht immer stehen sich dabei die geschworenen Feinde gegenüber; auch eigentlich Unbeteiligte werden in den Konflikt hineingezogen, weil sie sich durch ihr Eingreifen einen Vorteil versprechen, sich beweisen oder persönliche Rache nehmen wollen, ahnungslos wegen eines flüchtigen Kontakts zu Opfern werden und so weiter.

Für gewöhnlich steht Ogami Itto im Mittelpunkt des Geschehens. Obwohl Ronin handelt er stets nach den Regeln der Samurai, wenngleich er im Kampf auch zu ungewöhnlichen Mitteln greift. Er nimmt Aufträge an, die man als westlicher Leser wenigstens als fragwürdig empfindet, die jedoch im historischen Japan alltäglich gewesen sein dürften und der Denkweise beziehungsweise dem Ethos der damaligen Gesellschaft entsprechen.

Doch auch Daigoro hat seine Episoden, denn während der Vater einem Auftrag nachgeht, wartet er oftmals allein einige Tage und erlebt seinerseits Abenteuer, von denen man glaubt, dass sie kaum ein Kind unbeschadet überstehen könnte. Gerade hier wird man Zeuge einer völlig anderen Welt und Lebensanschauung, die schwer nachvollziehbar ist, aber in den Kontext passt und nicht einen Moment übertrieben wirkt.

Getragen wird die Geschichte von realistischen Illustrationen, die von Hand gezeichnet, teilweise aquarellhaft getuscht sind. Die bei zeitgenössischen Mangaka oft intensiv genutzten Rasterfolien werden hier sehr sparsam eingesetzt. Besonders gelungen wirken vor allem die meist sehr detailreichen Hintergründe (Landschaften, Ortschaften, Gebäude etc.). Die Personen werden in keiner Weise idealisiert, sondern sind alt und jung, dünn und dick, hübsch und hässlich. Auch bei ihnen entdeckt man viele Details zum Beispiel an den Gewändern sowie Falten und Warzen im Gesicht.

„Lone Wolf & Cub“ erzählt vor einem historischen Hintergrund eine fiktive Handlung, die sowohl spannend unterhält als auch Einblicke ins Japan der Tokugawa-Shogune erlaubt. Die Serie wendet sich an ein reiferes Publikum, das sich nicht zwangsläufig zu den Manga-Fans zählen muss, denn sie spricht auch die Leser frankobelgischer und angloamerikanischer Comics an. Zu Recht bezeichnen Kritiker den Titel als Klassiker und zählen ihn zu den besten Mangas/Comics.