Alexey Pehov: Das Siegel von Rapgar (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 02. Mai 2018 22:25

Alexey Pehov
Das Siegel von Rapgar
(Peresmesnik)
Übersetzung: Christiane Pöhlmann
Titelbild: Kim Hoang
Piper, 2018, Paperback, 592 Seiten, 17,00 EUR, ISBN 978-3-492-70273-7 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Die Metropole Rapgar ist nicht nur Nabel der Welt, Sitz eines der mächtigsten Reiche des bekannten Globus, in ihr leben auch die unterschiedlichsten Rassen mehr oder minder friedlich zusammen. Hier wurden technische Forschungen gestartet und mit Erfolg abgeschlossen, wurde Elektrizität entdeckt und nutzbar gemacht.
Am Vorabend eines neuen Krieges, der, wie es so oft der Fall ist, mehr merkantilen Interessen dient, als dass die Soldaten auf beiden Seiten wegen etwas wirklich Wichtigem ihr Blut lassen würden, hält die Stadt den Atem an. Schon seit Jahren sucht der Düsterschlächter, ein Serienkiller, die Metropole heim. In der letzten Zeit aber häuften sich die Opfer. Selbst die graue Garde, die allmächtige Geheimpolizei des Stadtfürsten, und die Magier tappen im Dunkel.
Till er’Cartya, genannt Till Vielstimme, Mitglied der langlebigen und magisch begabten Luxer, wurde vor sechs Jahren unschuldig angeklagt und für einen vermeintlichen Mord am Schwiegersohn des Stadtfürsten verurteilt. Seitdem wartet er auf den Tod. Doch bevor ihn die Zweischwänzige Katze holt, will er noch ein Mysterium aufklären und Rache üben. Auf der Zugfahrt nach Rapgar flüchtet sich eine bezaubernde junge Dame in sein Abteil. Kurz darauf ist die Dame verschwunden, dafür liegt ein Agent mit einem Dolch in der Brust auf dem Boden. Till findet, als einziges Überbleibsel der Unbekannten, ein Halstuch, das er an sich nimmt.
Zurückgekehrt in sein Haus, werden er, und seine beiden Amnis - durch Dämonen beseelte Artefakte - von Attentätern, Dieben und Mördern heimgesucht. Irgendjemand ist hinter Till her, die Spuren führen ihn tief in die Vergangenheit und höchst aktuell in eine dunkle Verschwörung, die gut die ganze Stadt samt all ihrer Einwohner auslöschen könnte…
Alexey Pehov ist einer der Stars des Piper-Fantasy-Programms. Der Russe hat sich mit seinen abwechslungsreichen Epen einen festen Platz in den Bücherregalen der Fans gesichert, neue Werke finden deshalb immer bereitwillig Aufnahme bei den Lesern.
Vorliegend legt er uns einen Einzelroman vor, der anders daherkommt, als wir dies von ihm gewohnt sind. Inhaltlich würde ich den Plot am ehesten beim Steampunk ansiedeln, wobei Pehov doch wieder ganz andere, eigene Schwerpunkte setzt.
Statt uns mit einer viktorianischen Umgebung zu langweilen, entwirft er gleich eine ganz eigene Welt, die er mit einer Vielzahl von intelligenten Rassen und Wesen besiedelt. Diese bieten ihm die willkommene Gelegenheit, für die Fantasy ganz unüblichen Themen im Roman anzuschneiden. Da geht es plötzlich um Gleichberechtigung, um Rassismus, um Ausgrenzung, um Fremdenfeindlichkeit, Standesdünkel und Chancengleichheit. Mehr noch, er porträtiert eine starre Klassengesellschaft, die sich mit einer Öffnung schwer tut. Dies zeigt sich auch in dem Nebeneinander von Magie und Technik: beides wichtige Bestandteile der Macht des Reiches - und doch stehen sich die Anhänger beider Richtungen unversöhnlich gegenüber.
Dies alles hat Pehov geschickt in die Suche nach dem Serienkiller einfließen lassen. Auch wenn sich die unterschiedlichen Rassen dem Leser zunächst nur schwer erschließen, man so manches Mal nachdenken muss, was und wer unserem Erzähler gerade begegnet, ist die Faszination, die von den Beschreibungen der Vergnügungsviertel, der Friedhöfe und der Straßenbahnen ausgeht ungebrochen. Die Suche nach Motiv und Täter ist spannend aufbereitet, die Auflösung im großen Finale dann folgerichtig, so dass der Rezipient am Ende befriedigt und abseits der üblichen Wege gut unterhalten zurück bleibt.