Doctor Who - Der erste Doktor: Das Kind von den Sternen (DVD)

Doctor Who - Der erste Doktor: Das Kind von den Sternen
GB 1963

Rezension von Christel Scheja

Die „Doctor Who“-Geschichte zu präsentieren, mit der alles begann, ist nicht ohne Risiko für Polyband. Nicht nur, dass die Episode, die aus vier Teilen besteht, erst synchronisiert werden musste, sie stammt auch noch aus dem Jahr 1963. Wenn man sich also „Das Kind von den Sternen“ anschauen will, dann sollte man sämtliche bisherigen Sehgewohnheiten hinten an stellen.

Da mir nur ein Presse-Screener zur Verfügung gestellt wurde, kann ich mich gerade einmal über die DVD äußern, nicht aber über die äußere Gestaltung der Digipak-Edition.

 

Die beiden Oberschullehrer Ian Chesterton und Barbara Wright machen sich Gedanken über ihre Schülerin Susan Foreman, die erst seit ein paar Monaten von ihnen unterrichtet wird. Das Mädchen verhält sich sehr widersprüchlich: Einerseits fällt es ihren Lehrerin ins Wort, dann wieder ist es so naiv und unerfahren wie ein kleines Kind. Deshalb fragen sie sich, aus was für einem Elternhaus die Schülerin kommt, denn an der angegebenen Adresse befindet sich nur ein verlassener Schrottplatz, und mehr als dass sie mit ihrem Großvater zusammen lebt, hat sie auch noch nicht preisgegeben.

Ian und Barbara gehen der Sache nach und entdecken eine blaue Polizeinotrufzelle. Sie begegnen auch dem Mann, der Susans Großvater sein könnte und stolpern nur kurze Zeit später durch eine Tür, die ihr ganzes Weltbild verändern wird… denn Susan und der Doktor sind keine gewöhnlichen Menschen.

Und damit es nicht bei dieser kurzen Begegnung bleibt, beginnt nun auch noch eine Reise ohne Rückfahrschein, denn ehe sie sich versehen, verändert sich die Umgebung um die Polizeinotrufzelle und die vier Gefährten wider Willen finden sich in einer kargen Landschaft wieder…


Damit endet die einführende Folge, die 1963 eine Serie startete, die mit einigen längeren Unterbrechungen bis heute läuft und ihre Fans niemals verloren hat. Was folgt ist ein Abenteuer, das in heutigen Augen naiv wirken mag, geraten die Helden doch in einen Konflikt, der einen Steinzeitstamm zu zerstören droht.

Man merkt in diesem Moment sehr deutlich, dass die Serie dazu gedacht war, den jungen Zuschauern die Geschichte der Menschheit unterhaltsam näher zu bringen und eine Art Lehrfernsehen zu sein, ein Eindruck, den dann aber auch schon die nächste Folge um „Die Daleks“ wegwischen sollte.

Die Erzählweise ist behäbig, ja fast langsam und betet all die Klischees herunter, die man in der Wissenschaft in den letzten fünfzig Jahren mittlerweile zum großen Teil widerlegt hat. Das Abenteuer ist überschaubar und ziemlich in die Länge gezogen, die Schauspieler der Steinzeitfiguren agieren wie in einem Theaterstück, was es nicht immer leicht macht, am Ball zu bleiben. Besonders irritierend dürfte für viele Zuschauer der Auftritt des Doktors sein, der zum Einstand recht unfreundlich ist und auch später oft passiv bleibt und es Ian Chesterton überlässt zu agieren und das Schlimmste zu verhindern. Das Rollenverständnis durchbricht noch keine Schranken, passiver und hilfloser als der Doktor sind tatsächlich die beiden Frauen im Team.

Genau das ist vermutlich der größte Knackpunkt: Die Serie ist schlichtweg ganz anders gestaltet, als man gewohnt ist - bewusst ausgerichtet auf junge Zuschauer und mit dem Maß an Spannung, die man Anfang der 60er Jahre für angemessen hielt.

Dass die Serie noch nur in Schwarzweiß gedreht wurde, dürfte noch das geringste Übel sein, auch dass das Bild nur bis zu einem gewissen Grad bearbeitet werden konnte und man bei der deutschen Tonspur ebenfalls auf leicht verrauschtes Mono gesetzt hat.

Deshalb ist es auch als Fan ganz wichtig, die Serie aus dem Blickwinkel der damaligen Zeit zu sehen und sich dem eher langsamen und dialoglastigen Erzählstil zu öffnen, der zu jener Zeit in vielen Serien noch gang und gäbe war. Erst dann entdeckt man auch die kleinen Momente, in denen es sich schon wie „Doctor Who“ anfühlt, auch wenn sie in dieser Episode noch eher selten sind.

Bei der Synchronisation hat man alle Arbeit geleistet und ist so nahe wie möglich an dem Skript der Originalfassung geblieben. Die Figuren sind gut besetzt, vor allem Michael Schwarzmaier, der schon viele andere klassische Doktoren gesprochen hat, schafft es auch diesmal, William Hartnell eine eigene unverwechselbare Stimme zu geben und dessen Sprechmodus einzufangen.

Besonderen Charme erlangt die deutsche Tonspur, da man sie bewusst der englischen angeglichen hat und nicht technisch auf moderne Mittel und Stereo angepasst hat. Ja, sie ist sogar leicht verrauscht, die Stimmen klingen dumpf wie in der Originalfassung, auch wenn sie  es nicht müssten.

Kurz und gut, man hat bei Polyband ganze Arbeit geleistet und die uralte Geschichte genau so übertragen, wie auch britische Zuschauer sie kennen. Die Extras gleichen allerdings nicht denen der Originalausgabe, so fehlt etwa die erste Version der Pilotfolge. Dafür wurde „The first Doctor revisited“, ein Rückblick von BBC America auf die Ära des ersten Doktors, die anlässlich des fünfzigsten Jubiläums entstand, und eine Reihe von Sketchen beigefügt, die bisher nur auf YouTube zu finden waren.

Alles in allem sei es Polyband gegönnt, dieser klassischen Folge erst eine Digipack-Edition mit Schuber - limitiert auf 3000 Exemplare - zu gönnen und zwei Monate später die reguläre Ausgabe. Immerhin müssen die Kosten auch wieder hereinkommen, die die Adaption gemacht hat.

Fazit: Fans werden hoffentlich ihren Spaß an der Synchronisation von „Doctor Who - Der erste Doktor: Das Kind von den Sternen“ haben, wenn sie bereit sind, über den Tellerrand zu schauen und die Episode als das anzusehen, was sie ist: der damals etwas holprige aber nicht minder spannende Anfang einer Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert.


DVD-Facts:
Bild: 4:3 (Vollbild)
Ton: deutsch Mono, englisch Mono
Untertitel: deutsch, englisch

DVD-Extras:
Featurettes