D. J. MacHale: Pendragon – Durch Raum und Zeit (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 13. Juni 2010 09:21
D. J. MacHale
Pendragon – Durch Raum und Zeit
(The Never War / The Reality Bug)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Anja Schünemann
Titelillustration von Max Meinzold
Blanvalet, 2010, Paperback, 798 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-442-26661-6
Carsten Kuhr
Bobby Pendragon, unser Held und Gegenspieler des bösen Gestaltwandlers Saint Dane, der die zehn Universen vernichten will, hat nun schon Einiges erlebt. Auf einer mittelalterlichen Welt musste er ebenso eingreifen, wie auf einer hochtechnisierten Wasserwelt. Im zweiten, der beiden in diesem Buch enthaltenen Romane, geht es in eine weitere, bislang unbekannte Dimension.
Zunächst entführt uns der Autor aber ins New York des Jahres 1937. Bobby schleicht sich als Page in ein Nobelhotel ein. Der Gangsterboss Maxe Rose paktiert mit den Nazis. Seine Belohnung, Geld, Diamanten und Kunstwerke; soll auf dem Luftschiff „Graf Zeppelin“ ins Land geschafft werden. Es ist bekannt, wie die letzte Fahrt des Zeppelins nach Lakehurst, New Jersey, endete. Können Bobby und seine Freunde die Katastrophe abwenden, und sollen sie dies überhaupt?
Im zweiten Teil verschlägt es Bobby nach Veelux. Der Planet ist der Traum eines jeden PC-Spielers. Die Körper der Menschen auf Veelux ruhen in über den gesamten Planeten verteilten gigantischen Pyramiden, während sie im Geist virtuelle Welten ihrer eigenen Phantasie bereisen. Doch all die Träume, Abenteuer und Reisen habe dazu geführt, dass das wirkliche Leben auf Veelux zum Erliegen gekommen ist. Zusammen mit der Reisenden von Veelux versucht Bobby mittels eines Virus’ die Bevölkerung aus ihren Träumen zu reißen und wieder in die Realität zu holen. Doch diesmal hat er seine Rechnung ohne Saint Dane gemacht
Der dritte „Pendragon“-Roman unterscheidet sich von seinen beiden Vorgängern insoweit, als er uns nicht eine fremde Welt präsentiert. Stattdessen entführt der Autor den Leser ins New York der 30er Jahre. Reminiszenzen an Al Capone und Co. werden wach, als MacHale uns den realen Charakter des Maxe Rose beschreibt. Im Verlauf der Prohibition entstanden die ersten Strukturen des organisierten Verbrechens, zum Ende der 30er Jahre haben sich die Gauner dann schon weiterentwickelt. Geschickt werden legale und illegale Unternehmen gemixt, wird Geldwäsche betrieben und der Kontakt zu Honoratioren der besseren Gesellschaft gesucht. Insoweit ist dieser Roman auch ein Sittengemälde der damaligen Zeit. Ein wenig unscharf bleibt diese Beschreibung dann aber. Wir erfahren nichts von der Not der armen Bevölkerungsschichten, und auch unser Kontakt in der Zeit, ein schwarzer Hotelangestellter, hat kaum unter dem damals noch überall anzutreffenden Rassismus zu leiden. Ansonsten ist der Text gewohnt rasant und schnottrig verfasst, die Seiten fliegen förmlich vorüber.
Im folgenden Teil versucht der Autor sich an einer virtuellen Umgebung. Und, der Ansatz ist so schlecht nicht. Zunächst zeigt MacHale uns auf, was passiert, wenn die Vergnügungs-, die Spiellust übermächtig und zur Sucht wird. Verlassene Ortschaften, Überwachungspersonal, das seine Aufgaben nachlässig (wenn überhaupt) versieht, nur weil diese selbst möglichst bald wieder in die verführerische virtuelle Welt eintauchen wollen. Auf vergnügliche und spannend zu lesende Art gelingt es dem Autor hier, seinen meist jugendlichen Lesern die Gefahren recht drastisch vor Augen zu führen.
Dennoch hat mich der Roman dann doch nicht so ganz in seinen Bann zu ziehen vermocht. Gerade im Vergleich mit den Vorgängern bleibt die Handlung ein wenig leblos, obwohl recht viel passiert. Aber es gelingt MacHale nicht, mich wirklich in seine Handlung zu holen, mich glauben zu machen, was seinen Protagonisten widerfährt. Während ich sonst mit Bobby gezittert habe, stehe ich angesichts der Gefahren in der fiktiven Realität recht unbeteiligt daneben. Überhaupt hat der Autor so seine Probleme damit, uns die virtuelle Welt überzeugend zu schildern. Seine Darstellung unterscheidet sich kaum von den Beschreibungen der anderen Planeten. Aber gerade der virtuelle Spielraum als grenzenloses Medium sollte doch Möglichkeiten abseits der üblichen Grenzen eröffnen, sollte sich eben gerade von den sonstigen Handlungsorten markant unterscheiden.
Gut gelungen dagegen, dass Bobby zum ersten Mal nicht als triumphierender Sieger dasteht. Ich bin gespannt, ob, und wie er an seinem ersten Scheitern zu knappern hat, ob er an sich zweifelt, oder ob ihn die Geschehnisse nicht erst recht zu neuen Heldentaten anstacheln.
Insgesamt gesehen aber sind die Romane flott geschriebene Pageturner, die dem Leser einen bunten Reigen der gängigsten phantastischen Themata in ansprechender Form präsentieren. Nachdem die Neuauflage der bereits bei Ueberreuter und Heyne veröffentlichten Romane hiermit abgeschlossen ist darf sich der „Pendragon“-Fan freuen, da Blanvalet zumindest noch einen weiteren Roman zur Publikation vorbereitet.