Inhumans vs. X-Men 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 16. November 2017 11:47

Jeff Lemire, Charles Soule
Inhumans vs. X-Men 1
(IVX 0-2, 2017)
Übersetzung: Jürgen Petz
Titelbild: Leinil Francis Yu
Zeichnungen: Kenneth Rocafort, Leinil Francis Yu u.a.
Panini, 2017, Paperback, 100 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0414-0
Rezension von Irene Salzmann
Während die Inhumans dem Terrigen-Nebel ihre besonderen Fähigkeiten verdanken, ist das Gas für Mutanten tödlich. Eine von zwei Wolken konnte vernichtet werden, was beinahe einen Krieg zwischen beiden Gruppen auslöste. Seither forscht Beast nach einem Mittel, das die Mutanten schützen würde - vergeblich. Es gibt nur eine Lösung: die Erde verlassen und anderswo neu anzufangen. Das kommt für die Mutanten jedoch nicht infrage.
Insgeheim haben sie Pläne geschmiedet, um die Inhumans unschädlich zu machen und dann auch die zweite Wolke zu zerstören. Beast warnt vor einer neuerlichen Eskalation, weil er befürchtet, dass die Mutanten durch einen dann nicht länger vermeidbaren Krieg ihr eigenes Ende herbeiführen. Für Worte ist es jedoch schon zu spät, denn die einzelnen Mutanten-Communities sind sich längst einig und setzen ihr Vorhaben um.
Zunächst läuft alles wie gewünscht, doch zwei jungen Inhumans mit einem Auftrag gelingt die Flucht.
Die Zeiten, dass ‚Gut‘ gegen ‚Böse‘ kämpfte, die jeweiligen Seiten klar definiert waren, Verletzte oder gar Todesopfer die Ausnahme blieben, sind schon lange vorbei. Obschon die Mutanten von jeher um ihr Überleben kämpfen mussten, weil skrupellose ‚Mutantenhasser‘ ihre Spezies auszulöschen versuchten, haben sie nie so vehement zurückgeschlagen wie in den letzten Story-Arcs. Die Appeasement-Politik von Professor Xavier gehört der Vergangenheit an, und die X-Men nebst Verbündeten bedienen sich praktisch jener Mittel, die sie einst bei Magneto und seinen Gesinnungsgenossen ablehnten.
In gewisser Weise ist das Verhalten der Mutanten nachvollziehbar. Nachdem sie mehrmals nur ganz knapp und in ihrer Zahl stark dezimiert der Ausrottung entgangen sind, bleibt ihnen lediglich die Wahl zwischen dem sicheren Tod und der Aufgabe ihrer Heimat, was beides nicht akzeptabel ist. Die Vernichtung des Terrigen-Nebels würde sie retten, doch die Wolke ist den Inhumans heilig und verleiht ihnen Kräfte, auf die ihre Nachkommen nicht verzichten sollen.
Ein Kompromiss ist ausgeschlossen, da jede Seite auf ihrem Standpunkt beharrt. Für die einen geht es um die gewünschte Mutation des Inhuman-Gens, für die anderen ums nackte Überleben. Die Mutanten stehen bereits mit dem Rücken an der Wand, denn die Werte der gefährlichen Substanz in der Luft steigen exponentiell an und werden in Kürze die Erde unbewohnbar machen für jeden, der das X-Gen in sich trägt. Freundschaften und Bündnisse zerbrechen.
Der Band endet an einer Stelle, die den X-Men Hoffnung verheißt und offen lässt, ob die Inhumans das Blatt doch noch wenden können, wodurch das Schicksal aller Mutanten besiegelt wäre. Aber wie das Ganze auch ausgehen mag, inzwischen weiß man, dass es bloß eine Frage von Monaten ist, bis wieder ein Reset erfolgt, das Marvel-Universum umgekrempelt wird und so Mancher, der gestorben oder nicht mehr der ist, der er einst war, zurückkehrt. Infolgedessen hält sich die Spannung in Grenzen.
Die Illustrationen sind gefällig und stimmungsvoll koloriert.
Wenn man die Vorgeschichte nicht kennt und auch mit den vielen, teils neuen Gesichtern wenig vertraut ist, braucht man eine Weile, um in die Handlung hineinzufinden. Da der Schluss erst im Folgeband erzählt wird, muss man sich auch diesen zulegen, will man die Auflösung erfahren. Als Gelegenheitslektüre ist der Zweiteiler daher kaum geeignet und nur den treuen Lesern zu empfehlen, die der Handlung schon über einen längeren Zeitraum folgen.
Die X-Men zeigen sich von ihrer dunkleren Seite, denn es geht um ihr Überleben - Drama pur.