Berserk 34 (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 30. Mai 2010 10:21
Kentaro Miura
Berserk 34
Aus dem Japanischen von John Schmitt-Weigand
Panini, 2010, Taschenbuch, 236 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-86607-948-9
Christel Scheja
Der erfolgreichste Manga, der bei Panini erscheint, ist ohne Zweifel „Berserk“. Die Reihe von Kentaro Miura umfasst mittlerweile 34 Bände, ist aber auch in einer Ausgabe erhältlich, die jeweils zwei der Bände zusammenfasst. Da man inzwischen zur Originalausgabe aufgeschlossen hat, erscheinen allerdings nur noch ein bis zwei Bände pro Jahr.
Die Reihe erzählt die Abenteuer des jungen Söldners und Kriegers Guts, der von frühester Kindheit an lernen musste, dass nur der überleben kann, der Stärke und Skrupellosigkeit zeigt und bereit ist, alles für das Überleben zu tun. So erkämpfte er sich mit der Zeit einen gewissen Ruf, blieb jedoch immer misstrauisch und allein. Freunde und in der eigenwilligen Kjaskar eine Geliebte fand er erst, als er sich mehr oder minder freiwillig der Truppe der ‚Falken’ unter dem charismatischen Griffith anschloss und deren Aufstieg und Fall miterlebte. Denn auch wenn der Erfolg dem jungen Truppenführer Recht gab, so griff er doch zu vermessen nach den Sternen und musste einen hohen Preis dafür bezahlen. Gerade das aber prädestinierte Griffith dazu, einen Schritt weiterzugehen.
Gebrochen an Körper und Seele übergab er sich der Welt der Dämonen und wurden zu einem ‚Apostel’. Dafür opferte er seine früheren Freunde. Allein Guts und seine Geliebte entkamen, letztere nur noch mit dem Verstand eines Kindes und von den Dämonen als Beute gezeichnet. Der junge Krieger hat Griffith Rache geschworen. Doch noch ist es ihm wichtiger, Kjaskar in Sicherheit zu bringen und sich erst dann dem skrupellosen Verräter zu stellen.
Indessen ist Griffith in die Welt der Menschen zurückgekehrt. Anders als die anderen Apostel erscheint er als Lichtgestalt, als Hoffnungsträger, Retter und Befreier, denn die Kuschanen schicken sich unter ihrem Imperator Ganishka an, die Mittellande zu erobern. Um seinem Widersacher überlegen zu sein, hat sich der Herrscher in ein monströses Ungetüm verwandelt, doch reicht das wirklich aus? Eine wahrhaft epische Schlacht auf mehren Ebenen nimmt ihren Anfang, denn auch die versammelten Menschenheere stehen sich gegenüber.
Episch ist der richtige Ausdruck, denn Kentaro Miura schwelgt in Schlachtengemälden und zelebriert eine Orgie aus Gewalt und Grausamkeit, Magie und Monstern, metaphyischen und ganz irdischen Kämpfen. Die Bilder sind sehr realistisch gezeichnet und die Geschehnisse minutiös in Szene gesetzt. Aber genau das reicht nicht aus, um die Geschichte voranzutreiben. Wie schon in den Vorgängerbänden geschieht nicht wirklich viel außer Säbelrasseln und Kräftemessen. Es scheint fast so, als sei „Berserk“ in die gleiche Falle geraten wie „Vagabond“. Man hat das Gefühl, dem Künstler gefalle es nur, die Details auszuarbeiten, weil er im Grunde den roten Faden verloren hat und nicht weiß, wie er weitermachen soll.
Dabei hat die Serie durch Guts und Griffith, die dämonischen Apostel, und vielen anderen magischen Geheimnissen ein außerordentliches Potential, das nun leider nicht mehr wirklich genutzt wird. Das war einmal anders. Gerade die Mischung aus actionreichen Abenteuern einer Söldnertruppe im Kampf gegen dämonische und manchmal sehr intrigante menschliche Gegner war einfallsreich und spannend gemacht.
Neueinsteiger werden sich naturgemäß mit der Geschichte schwer tun, aber für sie zeichnet und erzählt Miura schon lange nicht mehr. Wer die anderen Bände kennt, wird sicherlich gespannt hinein lesen, aber auch enttäuscht sein, dass die Geschichte nicht wirklich weitergekommen ist.
So ist Band 34 der actionreichen Fantasy-Serie leider kein Glanzpunkt, und man kann nur hoffen, dass sich das noch einmal ändert und „Berserk“ wieder zu der Qualität und dem abwechslungsreichen Inhalt zurückkehrt, der den Titel einmal auszeichnete.