Locke & Key 2: Psychospiele (Comic)

Joe Hill
Locke & Key 2
Psychospiele
(Locke & Key: Head Games #1- 6, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Reinhard Schweizer
Titelbild und Zeichnungen von Gabriel Rodriguez
Farbe von Jay Fotos
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 164 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-386607-897-0

Christel Scheja

Bereits in „Willkommen in Lovecraft“, dem ersten Band der Reihe „Locke & Key“, beweist Stephen Kings Sohn, dass er nicht nur in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, sondern auch aus dessen Schatten hervorkommen kann. Mit „Psychospiele“ setzt er nun die Geschichte um die drei Locke-Kinder und ihre unheimlichen Erlebnisse weiter fort. Auch diesmal hat der chilenische Künstler Gabriel Rodriguez wieder die Zeichnungen beigesteuert.

Nach der Ermordung des Vaters und Ehemannes sind Mrs. Locke und ihre drei Kinder Tyler, Kinsey und Bode in das Stammhaus der Lockes, das „Keyhouse“, im kleinen Ort Lovecraft in Massachusetts gezogen. Das alte viktorianische Gemäuer erweist sich vor allem für den sechsjährigen Bode als Abenteuerspielplatz voller magischer Geheimnisse und Wunder. So hat er nicht nur eine Tür gefunden, die die Seele vom Körper trennen kann, sondern auch noch einen Geist im alten Brunnenhaus wiedererweckt. Zwar konnte dieser am Ende besiegt werden – ebenso wie der überlebende Killer, der der Familie nachgestellt hatte – aber die Gefahren sind noch lange nicht vorbei. Stattdessen erforscht der kleine Bode die Geheimnisse des Schlüssels, den er durch die Abenteuer gefunden hat. Er und seine Geschwister stellen überrascht fest, dass er dadurch seinen Kopf aufschließen und in Erinnerungen wühlen, diesen aber auch mit neuem Wissen füttern kann. Das gefällt vor allem Tyler, der nicht länger einer der schlechtesten Schüler sein möchte, weil er sich in eine Kameradin verguckt hat.

Er hat sich zudem mittlerweile mit einem Neuzugang angefreundet. Zack nimmt ihn so wie er ist und steht ihm zur Seite, wenn es Probleme gibt. Er inspiriert ihn und macht ihm immer wieder Mut, so dass er ihm schließlich auch manch ein Geheimnis der Locke-Kinder anvertraut.

Das allerdings ist ein schwerer Fehler, denn Zack ist nicht der, der er behauptet zu sein und geht, wenn es sein muss, über Leichen. So stirbt ein alter Professor, der ihn als Luke wiedererkennt, einem der Mitglieder seiner früheren Theatertruppe, der eines Tages spurlos verschwand.

Luke hat ebenso wie der Geist lange im Brunnenhaus des „Keyhouse“ festgesessen. Nun sinnt er auf Rache. Aber auch er kennt das Geheimnis der Schlüssel denn er besitzt selbst einen davon, mit dem er die Türen zu Orten seiner Wünsche aufschließen kann. Mit Hilfe einer alten Freundin, die er durch Drohungen unter Kontrolle hält, versucht er nun auch an Bodes Schlüssel zu kommen.

Weiter geht es mit den unheimlichen Geschehnissen in Lovecraft und den düsteren Abenteuern der Kinder. Diesmal bekommen sie es jedoch nicht mit uralten, sondern recht jungen Schrecken zu tun. Es wird deutlich, dass der Vater der drei Locke-Kinder auch nicht immer der unbescholtene Familienvater war, sondern sich auch schon mit den Mächten der Finsternis angelegt hat. Die Geschichte verbindet alte, noch offene, Handlungsstränge mit neuen und macht deutlich, dass viel mehr hinter allem steckt als nur die Tat eines psychopathischen Serienkillers. Ganz offensichtlich wird Zack alias Luke nun zum gefährlichen Gegenspieler, denn die Geschichte endet offener als die letzte.

Wie immer zitiert Hill munter aus gängigen Horror-Handlungsmustern, auch wenn die Sache mit den Schlüsseln, die den Kopf öffnen, eher seltener verwendet wird. Dennoch stimmt die Atmosphäre wieder, der gelegentlich auftretende Humor ist sehr makaber und die Kinder agieren so, wie man es bereits kennt. Durch die auch diesmal verschachtelt angelegte Erzählweise erfährt man weitere Details der Vorgeschichte der Lockes, die erst jetzt wichtig werden. Wie gesagt endet die Geschichte diesmal um einiges offener, so dass man sehr neugierig auf die Fortsetzung wird. Denn Luke ist ein sehr intelligenter und heimtückischer Gegenspieler, den die Locke-Kinder noch nicht enttarnt haben.

Die Zeichnungen von Gabriel Rodriguez sorgen ebenfalls dafür, dass die Stimmung passt. Sie sind klar und deutlich, detailreich und lebendig. Durch die erdige Einfärbung der Bilder bleibt die Atmosphäre der Geschichte düster und melancholisch, so wie man es auch erwartet.

Wie „Willkommen in Lovecraft“ wendet sich auch „Psychospiele“ an alle Fans von Dark Fantasy, die diese mit einem Hauch Psychothriller garniert mögen und auch zu einer ordentlichen Prise Horror nicht „Nein“ sagen.