World of Warcraft Sonderband 3 (Comic)

Walter Simonson
World of Warcraft Sonderband 3
Angriff der Geißel
(World of Warcraft # 15-21, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Mick Schnelle
Titelillustration von John Buran & Tony Washington
Zeichnungen von John Buran, Mike Bowder, Ludo Lullaby, Sandra Hope, Jerome Moore u. a.
Farben von Gabe Eltrap, Randy Mayor & Jonny Rench
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 176 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-994-6

Christel Scheja

„World of Warcraft“ ist das derzeit erfolgreichste Massive-Multiplayer-Online-Roleplaying-Game (kurz MMORG). Man spielt es nicht alleine, sondern taucht mittels eines eigenen Programms einer Internet-Verbindung in eine virtuelle Welt ein, die man in diesem Moment mit Tausenden anderer Spieler teilt. Natürlich bleibt es nicht aus, dass dadurch auch fernab des Computers Interesse an Merchandise entsteht oder Geschichten, die man überall mit sich nehmen kann. Neben Romanen gibt es nun auch Comics. Panini veröffentlicht diese nicht in Heftform sondern als Graphic-Novel-Sammelband, der eine halbwegs in sich geschlossene Geschichte erzählt.

Inzwischen ist der Mann ohne Erinnerung wieder in seine Heimat zurückgekehrt und hat sich mit der anderen Hälfte seines Ichs vereint. Er hat auch den Drachen besiegt, der für all dies verantwortlich ist. Nun könnte sich Lo’Gosh alias König Varian Wrynn von Sturmwind entspannt auf seinem Thron zurücklehnen und mit seinem Sohn den Frieden genießen, aber es kommt anders als gedacht. „Die Geißel“ – die untote Armee des Lich-Kings und unter der Führung des abtrünnigen Prinzen Arthas, nähert sich unaufhaltsam.

Die Magierin Jaina Prachtmeer erkennt, dass nur eine Allianz der Völker den Vormarsch des Bösen aufhalten kann. Sie überredet Varian dazu, endlich Frieden mit den Orks zu schließen, mit denen der König seit der Ermordung seines Vaters durch eine Assassine in Fehde liegt. Wenig erfreut gibt der gerade erst heimgekehrte Herrscher nach, der eigentlich mit seinen während des Exils gewonnenen Freunden und seiner Familie zusammen sein wollte.

Es ahnt jedoch niemand, dass noch eine dritte Macht ihre Finger mit im Spiel hat und das Treffen mit dem Kriegshäuptling Thrall und seinen Verbündeten zu sabotieren gedenkt. Das ausführende Werkzeug ist ausgerechnet Garona, die Orkin, die einst Varians Vater ermordete. Damit versucht der Unbekannte zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, kommt er so doch ungehindert an Garonas halbmenschlichen Sohn, der nicht nur die Gene zweier Rassen sondern auch große Macht in sich trägt, die durchaus auch einen dunklen Gott zerstören könnten. Denn es braucht nicht viel, den Jungen mit ein paar hinterhältigen Intrigen von seinem derzeitigen Beschützer weg und ins Verderben zu locken.

Zwar steht auch in „Angriff der Geißel“ die Action im Vordergrund, aber die Autoren und Künstler kommen nicht umhin auch ein wenig Handlung um die einzelnen Gruppen aufzubauen, damit auch der Hintergrund deutlich wird. Dementsprechend ist die Geschichte etwas anspruchsvoller als ihre Vorgänger, muss man sich doch die geschickt ineinander verschachtelten Intrigen merken, bis zumindest einige der Helden dahinterkommen. Dabei bedient man sich sorgsam gehegter Klischees der Fantasy – da ist der Sohn, der erst jetzt erfährt, dass einer seiner Beschützer ihn geboren hat, das prophezeite Kind großer Macht und nicht zuletzt die Halbbrüder, die nichts voneinander wissen und nahe daran sind, Todfeinde zu werden. Die Geißel selbst spielt tatsächlich nur eine Nebenrolle, vermutlich dient sie nur dazu, um das Abenteuer in den aktuellen zeitlichen Kontext einzubetten.

Alles in allem wird das Geschehen nicht unbedingt sehr überraschend und innovativ umgesetzt, passt aber zu der rasanten Erzählweise, die einige Kämpfe über Seiten zelebriert. Immerhin gibt es diesmal einige Szenen mehr, in denen es ruhigbleibt und die Informationen vermittelt werden, die für das Verständnis wichtig sind. Eine Entwicklung der Charaktere allerdings sollte man nicht erwarten. Immerhin muss man die Vorgängerbände nicht kennen, da hier eine neue Storyline eröffnet wird, die sich auf ganz andere Aspekte in Varians Leben konzentrieren.

Wie auch schon in den anderen Graphic Novels ist die Darstellung der Figuren eng an die Illustrationen und Animation des Spieles angelehnt, wie etwa überdimensionierte Muskeln und Kleidungsstücke, ungewöhnliche Haut- und Haarfarben oder seltsam gestaltete Gliedmaßen und Ohren. Die Hintergründe sind ähnlich schlicht und flachgehalten.

„Angriff der Geißel“ mag zwar in erster Linie „World of Warcraft“-Fans fesseln, die mit den kleinen Andeutungen am Rande mehr anfangen können, aber auch normale Leser, die nichts gegen Heroic Fantasy haben,, können das unterhaltsame wenn auch sehr oberflächliche, Abenteuer genießen, da es sehr klassische und nicht das Spiel betreffende Themen aufgreift.