Mercy Thompson 1: Heimkehr (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 13. Mai 2010 17:07
Patricia Briggs & David Lawrence
Mercy Thompson 1
Heimkehr
(Mercy Thompson: Homecoming,, 2009)
Titelbild von Dan Don Santos Zeichnungen und Farben von Francis Tsai & Amelia Woo
Aus dem Amerikanischen von Sandra Kentoph
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 112 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86607-876-5
Frank Drehmel
Urban-Fantasy ist nicht erst seit Harry Potter, jener kindgerechten Spielart dieses Sub-Genres der Fantasy, am Markt erfolgreich. Seit vielen Jahren diablerieren und kämpfen sich beispielsweise Horden von Rollenspielern durch die „Welt der Dunkelheit“, eine Welt in der Werwölfe, Vampire, aber auch Wechselbälger, Mumien, Dämonen sowie deren Jäger in einer düsteren Variante unserer eigenen Wirklichkeit in stetem, tödlichem Wettstreit um Macht ihre Fähigkeiten und Kräfte miteinander messen. Und nicht nur in der Nerd-Szene finden Crossover von Blutsaugern, Wölfen und allerlei metaphysischem Kroppzeug Beachtung; spätestens seit den actionorientierten „Underworld“-Filmen ist das Thema einem breiten Publikum vertraut. In Patricia Briggs „Mercy Thompson“-Comic nun, das im Universum der gleichnamige Roman-Reihe (dt. bei Heyne) angesiedelt ist, spielt ebenfalls in einer dunklen Welt, in der Vampire, Wer-Kreaturen und Feen mehr oder weniger unerkannt unter den Menschen leben und ihre Händel miteinander austragen.
Mercy Thompson ist eine sogenannte Walkerin, ein Wesen, das sich bewusst in ein Tier – in ihrem Fall: einen Kojoten – verwandeln kann. Die Suche nach einer Anstellung als Lehrerin verschlägt die junge Frau nach Tri-Cities. Schon die Anreise in den kleinen Kaff steht unter keinem guten Stern: Mercy wird von einem Rudel Werwölfe überfallen und überlebt nur, weil sich dem ersten Rudel ein zweites entgegenwirft.
Einen Tag später erledigt sich auch noch die Sache mit dem ruhigen Lehrerinnen-Job, da während des Vorstellungsgesprächs das Temprament mit der Frau durchgeht. Stattdessen findet sie sich in der Auto-Werkstatt Siebold Adalbertsmitters wieder, um ihrem beim Überfall beschädigten Wagen reparieren zu lassen. Dort wird sie Zeuge, wie ein Vampir den kleinen Sohn des Besitzers bedroht. Kurz bevor der Kampf mit dem Blutsauger eskaliert, greift ein zweiter Vampir – Stefan Ucello – ein, und entschuldigt sich für das rüde Verhalten seines Blutsbruders.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Mercy erfährt, dass sie in einen Ort gekommen ist, in dem zwei rivalisierende Wolfsrudel – die um ein friedliches Zusammenleben mit den Menschen bemühten Anhänger Adam Hauptmanns und die mörderischen Gefolgsleute des rücksichtslosen Orson Park – die um die Vorherrschaft streiten.
Statt jedoch Tri-Cities zu verlassen – wie ihr es beide Parteien nahelegen –, beschließt die toughe, junge Frau, als Mechanikern bei Adalbersmitter einzusteigen, wohlwissend, dass sie als Wer-Kojotin den Werwölfen körperlich unterlegen ist und dass noch weitere Fraktionen wie Vampire und Feen in dem blutigen Kampf mitmischen.
Da die Veröffentlichung auf Romanen basierender Comics seitens des Panini-Verlags im letzten Jahr mit Ausnahme des grandiosen „Locke & Key“-Sammelbandes wenig Erfreuliches ans Licht gebracht hat, Vampire und Werwölfe für mich seit Meyers „Twilight“-Romanen kaum mehr als „schwuchtelige“ Emos sind und zudem die eigentliche Geschichte dieses Albums mit dem Abtörner schlechthin – einem Brett-Booth-Variantcover – beginnt, war ich zunächst in Bezug auf die Güte dieses Sammelbandes wenig optimistisch.
Auch wenn die straighte, schnörkellose Geschichte unterm Strich tatsächlich vorhersehbar und nicht sonderlich originell ist, hinlänglich bekannte Dark-Fantasy-Versatzstücke die Handlungen bestimmen und die Charaktere in ihrer Psychologie simpel gestrickt sind, bietet „Heimkehr“ nicht zuletzt wegen des dynamischen, kraftvoll kolorierten, stylishen Artworks erfreulich stimmige Popcorn-Unterhaltung. Zudem wirken die Figuren trotz ihrer Stereotypie beziehungsweise Plattheit überraschend cool und markant, sodass der Mangel an Sein durch den Schein teilweise kompensiert wird.
Fazit: Straighte, ziemlich cool visualisierte Dark Urban Fantasy, die zwar nicht vor Originalität strotzt, aber dennoch akzeptable Popcorn-Unterhaltung bietet.