Dragon Age: Magekiller (Comic)

Greg Rucka
Dragon Age: Magekiller
(Dragon Age: Magekiller 1-5, 2015)
Titelbild: Sachin Teng
Zeichnungen: Carmen Carniero
Übersetzung: Jacqueline Stumpf
Cross Cult, 2016, Paperback, 144 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-86425-571-7

Rezension von Irene Salzmann

Um ihrem tristen Zuhause zu entkommen, riss Tessa aus und schloss sich dem geheimnisvollen Marius an. Sie betrachtet ihn als ihren Freund, obwohl sie so gut wie nichts über ihn weiß. Gemeinsam jagen sie gefährliche Magier und andere Unholde und versuchen, die Menschen vor diesen Kreaturen zu beschützen.

Ein neuer Auftrag entpuppt sich als geschickt eingefädelte Falle: Der Archon Radonis, Herrscher über das Tevinter-Imperium und eigentlich ein potentieller Gegner, zwingt die beiden, Mitglieder einer anderen Magier-Gruppe, die Venatori, zu töten. Die Letzte auf der Liste ist jedoch eine alte Bekannte von Marius. Indem er sie am Leben lässt, zieht er sich Radonis‘ Zorn zu. Es scheint keinen Ort zu geben, an dem Marius und Tessa vor ihren Verfolgern sicher sind.

Es kommt aber noch schlimmer. Plötzlich öffnen sich an mehreren Orten Spalten, aus denen Monster aus einer anderen Welt hervordringen und jeden Mensch, den sie finden, abschlachten. Notgedrungen schließen sich Tessa und Marius der Inquisition an, zu der auch mächtige Magier gehören, die den Weltuntergang verhindern wollen.


Greg Rucka („Batwoman“, „Black Widow: Breakdown“, „Wolverine“) siedelt seine Story vor der Kulisse des Rollenspiel-Games „Dragon Age“ (ab 2009) an - genauer: vor und während „Dragon Age: Inquisition“ (2014). Während sich das Spiel auf eine Hauptfigur, den Inquisitor, konzentriert, dessen Ziel es ist, zusammen mit anderen die Risse, durch welche Dämonen in die Menschenwelt gelangen, zu schließen, stellt der Comic die Assassinen Marius und vor allem Tessa in den Mittelpunkt, aus deren Sichtweise die Ereignisse beleuchtet werden.

Leider erfährt man recht wenig über das Paar, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegen Bezahlung finstere Magier auszulöschen. Tessa versteht sich als Marius‘ Rückendeckung, denn er wurde für diesen Job ausgebildet und kann, wie er hin und wieder anmerkt, nichts anderes. Obwohl Tessa ihn mag, scheint sie nicht an eine romantische Beziehung mit Marius zu denken, denn sie wendet sich - ganz dem momentan alles durchziehenden Gender-Trend folgend - einer Frau zu, was jedoch keinerlei Einfluss auf das Verhältnis zu ihrem Kameraden hat.

Wenngleich Tessa ihr Leben und alles, was mit Marius zu tun hat, reflektiert, geschieht das quasi nebenbei, während beide ihrer Arbeit nachgehen. Die kampfbetonte Handlung steht im Vordergrund, ist aber nicht geeignet, die Welt von „Dragon Age“ vorzustellen. Grundkenntnisse werden vorausgesetzt, oder dem Leser bleibt nichts anderes übrig, als den Comic als spannende Fantasy-Lektüre zu werten, die viele Fragen offen lässt.

Die Zeichnungen von Carmen Carnero („Swamp Thing“, „Deadshot“, „X-Factor“) unterstützen die Geschichte hervorragend. Sie sind ansprechend, aber weniger idealistisch als viele Superhelden-Serien, und passen zum Genre. Auch die Cover-Illustrationen von Sachin Teng ziehen das Auge auf sich.

Wenn man mit der Welt von „Dragon Age“ vertraut ist, wird man den Comic als reizvolle Ergänzung empfinden, welcher dem Spiel-Hintergrund einige neue Facetten hinzufügt. Greift man völlig unbedarft nach dem Band, weil man das Fantasy-Genre schätzt, erfreuen einerseits eine packende Story und ansehnliche Illustrationen, andererseits bleibt vieles an der Oberfläche, zu wenig Fragen erhalten Antworten - es ist, als ob man einen Mittelband erwischt hat und Anfang und Ende fehlen. Schade!