X-Men 2 (Comic)

Jeff Lemire
X-Men 2
(Extraordinary X-Men 6-12, 2016)
Übersetzung: Jürgen Petz
Zeichnungen: Humberto Ramos, Victor Ibanez
Panini, 2016, Paperback, 164 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-95798-831-7

Rezension von Irene Salzmann

Unter der Führung von Storm haben sich die X-Men nach X-Haven zurückgezogen, eine Zuflucht im Limbus, wo sie zwar vor der tödlichen Bedrohung des Terrigen-Nebels in Sicherheit sind, doch lauern dort andere Gefahren, und nur Magik, so lange sie Besitzerin des Seelenschwerts ist, kann diese bannen. Doch dann gibt es eine Überraschung: Die junge Sapna, die mit anderen Mutanten als Flüchtling nach X-Haven kam, kann den Dämonen befehlen, und das ist nicht ihre einzige Gabe. Sapna überrascht sogar Dr. Strange. Aber dann trifft das Mädchen eine unerwartete Entscheidung.

Derweil folgt Colossus zusammen mit seinen Schülern einer Spur, die sie zu 600 plötzlich aufgetauchten Mutanten führen soll - ein Mysterium, denn wer nicht durch den Terrigen-Nebel stirbt, wird unfruchtbar. Bevor sie die Embryonen bergen können, werden sie mit diesen in eine Zukunftswelt geschleudert, in der Apocalypse herrscht und es keine Mutanten mehr gibt. Da sich Colossus den Apokalyptischen Reitern entgegenstellt, können seine Schüler mit den Embryonen fliehen - durch viele Welten auf der Suche nach Colossus und einem Weg zurück.

Um die Kameraden und die Ungeborenen zu retten, reist Storm mit einem X-Men-Team in die Zukunft. Was sie vorfinden, schockiert alle und zwingt sie zu ungewöhnlichen Taten…


„X-Men“ 2 knüpft vor allem auf der persönlichen Ebene an den Vorgängerband an: Magik kümmert sich intensiv um Sapna, die mit Ihren Fähigkeiten dazu beitrug, dass der Angriff der Dämonen auf X-Haven abgewehrt werden konnte. Tatsächlich hütet das Mädchen noch weitere Geheimnisse, auch düstere, und so werden die Weichen für eine neue Bedrohung gestellt.

Nicht vergessen wurde Nightcrawler, der nach seiner Rettung völlig verstört ist. Erst Marvel Girl, die vor Längerem von Beast aus der Vergangenheit geholt worden war, kann unter Mühen zu ihm durchdringen und herausfinden, was ihn belastet. Danach ist er erstaunlich und viel zu schnell praktisch wieder der Alte, der mit seinen Freunden in die Zukunft reist.

Die anderen Entwicklungen in diesem Bereich reichen weiter als nur bis zu Band 1, und was daraus wird, bleibt abzuwarten, wie die Folgen von Icemans Coming-out, der damit seinem jungen Alter Ego aus der Vergangenheit folgt, und der komplizierten Dreiecksbeziehung Old Man Logan/Storm/Forge, denn beide Männer waren einst Storms Lover. Offensichtlich möchte Forge nach langer Zeit die Beziehung erneuern, doch Storms Gefühle für Wolverine, ihre letzte Liebe, die gestorben ist, sind noch zu stark, und nun ist auch noch eine ältere Version aus der Zukunft im Team.

Die eigentliche Handlung schlägt ein neues Kapitel auf, das in diesem Paperback keinen Abschluss findet, obschon sieben US-Hefte enthalten sind.

Der Fokus liegt auf einer Reise durch die Zeit und durch verschiedene Welten. Anole, Glob, Ernst und No-Girl fliehen mit 600 Embryonen vor den Apokalyptischen Reitern, doch überall warten andere Feinde und bestenfalls keine Hilfe, sodass das Auftauchen von Storm und ihren Begleitern Hoffnung auf Rettung keimen lässt. Doch wie üblich kommt alles anders, es gibt Überraschungen und neue Dramen.

Das offene Ende markiert längst nicht den Höhepunkt, denn es geht weiter, und laut Klappentext werden auch andere „X“-Serien mit einbezogen.

Die Illustrationen stammen von zwei Zeichnern, was man merkt, auch wenn die Unterschiede weniger gravierend sind als in manch anderen Heften. Nicht nur der Stil unterscheidet sich leicht, auch Kostüme, Frisuren und Gesichter ändern sich ein wenig. Schaut man nicht allzu genau hin, wirkt der Band jedoch sehr homogen. Die Zeichnungen gehen in Ordnung, auch wenn sie nicht zu den „X-Men“-Highlights gehören

Man kann dieses Paperback ohne große Vorkenntnisse lesen, sollte aber einigermaßen vertraut sein mit den X-Men und ihren Gegnern. Aufgrund der sechs aufeinanderfolgenden Episoden findet man schnell in eine Handlung hinein, die viele Schauplätze, Charaktere und Zeiten bietet, aber da die Storyline nicht zum Abschluss gebracht wird, bleibt ein unbefriedigendes Gefühl zurück. Man fragt sich, sofern man kein Alles-(„X-Men“-)Sammler ist, was man noch alles kaufen muss, um den Ausgang der Geschichte und die Konsequenzen daraus zu erfahren.