M. R. Forbes: Auferstehung - The Divine Chronicles 1 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 17. November 2016 18:11
M. R. Forbes
Auferstehung
The Divine Chronicles 1
(Divine - Blance)
Übersetzung: Andrea Blendl
Titelbild: Konstantinos Lagos und Matthias Lück
Mantikore, 2016, Paperback, 388 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-945493-70-0 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Es ist schon so eine Krux. Da ist man als Nerd gerade einmal der Schule entwachsen, hat seine erste Verurteilung wegen eines Internet-Delikts abgesessen und sich als Museumswächter verdingt, da findet man sich auch schon zur falschen Zeit am falschen Ort wieder. Heißt, als der Heilige Gral, den das Museum vom Vatikan ausgeliehen hat gestohlen wird, befinde ich mich nahe genug am Tatort, um von der Explosion ins Jenseits abserviert zu werden.
Doch dann kommt es ein wenig anders, als erwartet. Statt weißer Tunnel und wartender Freunde und Verwandte finde ich mich stinkesauer am Strand einer Südseeinsel wieder. Kommt doch da so ein Typ und erzählt mir, dass ich einer ganz seltenen Gattung angehören würde, die weder ins Paradies noch in die Hölle kommt. Bei mir seien Gut und Böse so ausgeglichen, dass ich, teils Engel teils Dämon, dazu ausersehen sei, die Balance zwischen Gut und Böse zu wahren. Und, da das Böse derzeit gewaltig an Macht zulegt, soll ich armer Tor die Angriffe von Dämonen, Vampire und Wers in Grenzen halten.
Eine große Einweisung in meine Tätigkeit oder meine Kräfte bekomme ich nicht, dafür darf ich mich dann gleich mit einer Horde von Werwölfen und Vampiren herumschlagen. Gut, dass ich bald Freunde finde; die Tochter des Vampirkönigs von New York, ein Halbsuccubus wechselt die Seiten und ein ehemaliger Navy-Spezialist ist auch mit von der Partie. Unsere Gegner: Vampire, Dämonen und sonstiges Höllengezücht, die dank des gestohlenen Gralsbechers kaum zu töten sind; wirklich tolle Aussichten für meine nicht vorhandene Erfolgsbilanz…
Der Zenit bei der Urban-Fantasy-Welle scheint überschritten zu sein. Viele der Autorinnen der ersten Stunde - erstaunlicherweise werden entsprechende Serien hauptsächlich von Verfasserinnen geschrieben - haben ihre Reihen abgeschlossen und sich anderen Sub-Genres zugewandt. Entsprechend gibt es für Fans dieser Sub-Gattung nicht mehr wirklich viel Nachschub an Lesematerial. Umso geschickter, dass einmal mehr die engagierten Kleinverlage in die Bresche springen. Mantikore hat sich dabei die Rechte an Forbes’ mittlerweile siebenbändiger „Divine“-Reihe gesichert.
Den Leser erwartet darin ein etwas anderer Ansatz als gewohnt. Statt Beaus der übersinnlichen Art begegnet uns ein Loser.
Landon ist ein Nerd, ein uncooler Typ, der aus seinem Leben, seinen Chancen nichts gemacht hat. Ausgerechnet er wird auserwählt, zukünftig das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse auf der Welt zu wahren. Wie man sich unschwer vorstellen kann, findet man als Leser sofort Gemeinsamkeiten mit dem Protagonisten. Nicht nur dessen schnoddrige Art, auch seine Gabe, zunächst einmal in so gut wie jedes auftauchende Fettnäpfchen zu treten, macht uns den Typen sympathisch. Dazu gesellen sich dann zwar bekannte Wesen wie Vampire, Werwölfe und Dämonen, aber diese verhalten sich oftmals ein wenig anders, als wir dies kennen.
Natürlich klaffen im Plot zum Teil gigantische Logik-Löcher, doch die Handlung selbst liest sich, auch weil der Autor seinen Erzähler mit einer ganz eigenen Stimme und viel Selbstironie ausgestattet hat, sehr unterhaltsam. Das Tempo ist hoch, der Handlungsbogen straff, die Gestalten markant, so dass der Fan der Urban Fantasy hier gut unterhalten wird.