Daniel Silva: Der englische Spion (Buch)

Daniel Silva
Der englische Spion
The English Spy, 2015)
Übersetzung aus dem Englischen von Wulf Bergner
Harper Collins, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 512 Seiten, ISBN 978-3-959670-49-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Daniel Silva ist der preisgekrönte Bestseller-Autor einer ganzen Reihe von Thrillern und lebt heute mit seiner Frau und seinen Kindern in Florida. Dabei scheut er sich nicht, das eine oder andere heiße Thema anzufassen und eine fiktive Geschichte darum zu spinnen. So wie in „Der englische Spion“, einem weiteren Roman um den Spitzenagenten Gabriel Allon vom israelischen Geheimdienst.

 

Die vom Thronfolger inzwischen geschiedene und skandalumwitterte Ex-Prinzessin von England wird auf ihrer Jacht ermordet und das Schiff in die Luft gejagt. Wer dahintersteckt und warum sie ermordet wurde, das sollen nun die Agenten des MI6 herausfinden. Da sie aber alleine nicht weit kommen, bittet Graham Seymour den israelitischen Geheimdienst um Hilfe und holt Gabriel Allon ins Boot.

Dieser beginnt mit Unterstützung des zum Freund gewordenen Christopher Keller, eines ehemaligen SAS-Soldaten, zu ermitteln. Eine erste Spur führt die Beiden ausgerechnet nach Irland und zu einem alten Bekannten Kellers, der einstmals die IRA unterwandert hatte. Doch das ist noch lange nicht alles, denn es zeigt sich, dass die verdächtige Person Verbindung zu allen möglichen anderen Terrornetzwerken der Welt hat. Schon bald sehen sich Allon und Keller von vertrauten und leider nur all zu zornigen Feinden umzingelt, die nur eines im Sinn zu haben scheinen - Rache an den Beiden zu nehmen, die ihnen immer wieder dazwischengefunkt haben.

Damit entwickelt sich die Ermittlung immer mehr zu einem persönlichen Kampf ums Überleben, bei dem es nicht sicher ist, heil aus der ganzen Sache zu kommen, denn hinter allem steckt eine äußerst gefährliche und entschlossene Person.


„Der englische Spion“ macht keinen Hehl daraus, dass die Ermordung der Prinzessin natürlich nur ein platter Aufhänger ist, um zur eigentlichen Geschichte überzuleiten. So spielt diese auch später keine große Rolle mehr, wenn erst einmal herauskommt, um was es wirklich geht.

Nach und nach entfaltet der Autor routiniert die Handlung und damit auch das Netz aus Intrigen, in das seine Protagonisten geraten sind. Dieses schließt sich natürlich erst einmal fest um die beiden, die regelrecht - und auch actionreich - um ihr Überleben kämpfen müssen.

Wie es fast schon zu einer solchen Geschichte gehört, springt der Roman schlaglichtartig von einer Szene zur anderen, lässt nicht nur die Helden, sondern auch kleinere Gegenspieler zu Wort kommen und den Leser damit mehr wissen als die Hauptfiguren, die anfangs glauben, es nur mit einem der üblichen Fälle zu tun zu haben.

Dabei streift der Autor auch wesentlich aktuellere Themen und Probleme, taucht ein in die Welt der Terrornetzwerke, die enger miteinander verbunden sind, als man vielleicht denkt und spielt mit dem, was uns heute so sehr Angst macht. Andererseits bietet er auch greifbare Feinde, die besiegt werden können - bei deren Niederlage der Leser aufatmen und sich mit dem Helden auf eine bessere Zukunft freuen darf.

Freilich bleibt die Handlung, die doch einem klaren Schema folgt, die meiste Zeit eher oberflächlich, so dass man nicht wirklich viel von dem Inhalt im Kopf behält. Das mag auch an den Figuren liegen, die gerade einmal auf die wichtigsten Eigenschaften ihres Charakters reduziert wurden.

„Der englische Spion“ ist damit ein durchaus actionreicher und spannender Agenten- und Polit- Thriller, der auch interessante Fragen aufwirft, aber insgesamt zu glattgebügelt und oberflächlich wirkt, um wirklich lange in Erinnerung zu bleiben.