Kevin Hearne: Erwischt - Die Chronik des eisernen Druiden 5 (Buch)

Kevin Hearne
Erwischt
Die Chronik des eisernen Druiden 5
(Trapped)
Übersetzung: Friedrich Mader
Titelbild: Birgit Gitschier
Hobbit Presse, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 410 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-608-96135-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Atticus O’Sullivan wandelt sein gut 2000 Jahren auf Gaia. Seitdem die Vampire zu Neros Zeiten zur Jagd auf die Druiden bliesen und diese systematisch auslöschten, darf er sich als letzten Druiden der Welt bezeichnen. Doch das soll so nicht bleiben.

Seit Jahren unterrichtet er Granuaile und jetzt, nach zwölf Jahren, die die Beiden sorgfältig versteckt in der Wüste verbracht und gelernt haben, soll Granuile an die Erde gebunden werden. Nun haben sie es, dank seines Unsterblichkeitstees nicht ganz so eilig, wie die Menschen, doch irgendwann muss jeder Ausbildung einmal abgeschlossen werden.

Warum sich Atticus, sein Lehrmädchen und unser intelligenter Wolfshund Oberon in der Wüste versteckt haben, wollen Sie wissen? Nun, das könnte vielleicht etwas damit zu tun haben, dass Atticus sich in seinem langen Leben eine stattliche Anzahl von Feinden geschaffen hat. Baccus etwa, der römische Gott vom Olymp, ist gar nicht gut auf ihn zu sprechen und verfolgt ihn mit unbändigem Hass. Oder der älteste der Vampire, der noch ein Hühnchen mit Atticus zu rupfen hat. Die dunklen Elben, denen er immer wieder die Schuld für seine Missetaten in die Schuhe geschoben hat, sind auch nicht unbedingt seine besten Kumpel. Gar nicht zu reden von den Asen, schließlich hat unser Druide nicht nur die Nornen, diverse Walküren sondern auch Thor gemeuchelt - ja umgebracht, wie ermordet. Das langt wohl als Grund dafür, dass Odin und Co. nicht gut auf den Lockenkopf zu sprechen sind.

Um seine Blutschuld abzugelten soll er jetzt, da Loki sich befreit hat und Ragnarök vor der Tür steht, den Fenriswolf in Hels Reich ausschalten - ein Unterfangen, das unter gar keinem guten Stern steht, zumal Hel auch noch eine Rechnung mit Atticus offen hat; doch mal ehrlich, wer in den Götter-Pantheons hat das nicht?


Insgesamt soll die Chronik des Eisernen Druiden neun Bände umfassen. Der letzte Band soll diesen Herbst/Winter in den USA erscheinen, so dass Klett-Cotta wohl, bleibt es bei den zwei Bänden pro Jahr, noch bis 2018 Nachschub hat.

Nach einem fulminanten Auftakt in den ersten vier Teilen der etwas anderen Urban-Fantasy-Saga bietet sich vorliegender Roman etwas anders an, als erwartet. Inhaltlich wartet mit der Flucht Lokis aus seiner Einkerkerung sowie mit der Befreiung des Fenriswolfs, dem Besuch von Hels Reich und die Fehde mit Vampiren, Dunkelelben und römisch-griechischen Göttern mehr als genug spannende Abenteuer auf den Leser.

Und doch plätscherte die Handlung ein wenig uninspiriert dahin. Wo, so fragte ich mich, blieb die große Faszination, wo der intelligente, augenzwinkernde Witz der früheren Bände? Selbst der Höhepunkt, der Kampf in Hels Reich, lässt die ganz große Spannung und Dramatik nicht wirklich aufkommen. Kann es sein, dass der Autor gar zu viel an Ideen, Plots und Verwicklungen in seinen Text gepackt hat? Blieb da für eine wirklich faszinierende Ausarbeitung des jeweiligen Themas zu wenig Raum? Oder ist Atticus als Protagonist ausgebrannt?

Tatsache ist, dass der Autor in den späteren Bänden, neben dem Druiden, weitere Erzähler einbaut und so für eine breitere Basis und Sichtweise sorgt.

Nachdem uns der letzte Kampf – Ragnarök - noch bevorsteht, dürfte es auch an Dramatik nicht mangeln. Warten wir also ab, ob und wie die nächsten vier Bände uns wieder zu packen wissen. wissen.