Guardians of the Galaxy & Die neuen X-Men: Der Schwarze Vortex 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 30. Oktober 2016 18:40
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Sam Humphries, Brian Michael Bendis
Guardians of the Galaxy & Die neuen X-Men: Der Schwarze Vortex 1
(Guardians of the Galaxy & X-Men: The Black Vortex Alpha 1 / Guardians of the Galaxy (“013) 24 / Legendary Star-Lord 9 / All New X-Men (2013) 38 + 39 / Guardians Team-up 3, 2016)
Übersetzung: Jürgen Petz, Alexander Rösch
Titelillustration: Ed McGuinness
Zeichnungen: Ed McGuinness, Kris Anka, Valerio Schiti, Paco Medina u.a.
Panini, 2016, Paperback, 148 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-95798-873-7 (auch als Hardcover erhältlich, 29,00 EUR)
Rezension von Irene Salzmann
Vor vielen Milliarden Jahren verhalf ein Godhead genanntes Wesen den Viscardi durch den Schwarzen Vortex zu einer erstaunlichen Evolution, die jedoch auch ihre Schattenseite hatte.
Gegenwärtig befindet sich das Gerät im Besitz von J’son alias Mr. Knife, Peter Quills Vater. Peter und seiner Freundin Kitty Pryde gelingt es, den Schwarzen Vortex zu stehlen, denn die Verbrecher sollen seine unheimliche Macht nicht missbrauchen, doch folgen die Slaughter Lords ihrer Spur.
In ihrer Not bitten die beiden die X-Men und die Guardians um Hilfe. Die Kameraden sind sogleich zur Stelle und rätseln, welche Bewandtnis es mit dem Gerät auf sich hat. Während sie noch streiten, ob sie es ausprobieren oder zerstören sollen, werden sie angegriffen. Gamora kann der Versuchung nicht widerstehen und mischt sich, nachdem sie den Schwarzen Vortex benutzt hat, stärker denn je in den Kampf ein. Die Gruppe kann den Slaughter Lords entkommen, und diesmal sind es Beast -der erwachsene Hank McCoy - und Angel - der junge Warren Worthington -, die ihrer Neugier nachgeben.
Die drei Gewandelten versuchen, ihre Freunde von dem Nutzen des Artefakts zu überzeugen, welches ihnen die Macht verleiht, das ganze Universum - zum Besseren - zu verändern. Aber schon zu ahnen, was aus dem Trio geworden ist, bestärkt die anderen in dem Glauben, dass der Schwarze Vortex zu gefährlich sei. In Konsequenz verschwinden Gamora, Beast und Angel damit, um zu demonstrieren, was sie Gutes schaffen können. Doch auch sie bleiben nicht lang im Besitz des Geräts, und die Auseinandersetzung verlagert sich ins Kree-Imperium mit noch mehr Beteiligten.
Durch „Guardians of the Galaxy“ ist nun auch diese eher weniger beachtete Serie in den Fokus der Verlage Marvel und Panini sowie der Leser gerückt. Crossover mit den beliebten X-Men sorgen dafür, dass auch jene die Charaktere kennen- und vielleicht zu schätzen lernen, an denen der „GotG“-Rummel vorbeigegangen ist und die eigentlich nur an den X-Men und eventuell deren Spin-offs Interesse haben.
Die Beziehung von Star-Lord und Kitty Pryde macht nun allerdings auch die diversen „Gotg“-Titel zu einer Art Spin-off, und möchte man erfahren, ob es für die Beiden in ihren Anschauungen recht unterschiedlichen Figuren eine gemeinsame Zukunft gibt, hat man keine andere Wahl, als auch diese Hefte zu kaufen (und so mehr Geld für Comics auszugeben, als ursprünglich geplant - die Strategie der Verlage geht auf). Tatsächlich setzt die Frage der Nutzung des Schwarzen Vortex die Freundschaft der beiden und auch die zwischen den anderen einer großen Belastungsprobe aus. Der Leser erfährt früh, dass das vermeintliche Geschenk von Godhead gefährlich ist und den Viscardi kein Glück brachte. Welche Motive das Wesen veranlassten, diesem Volk quasi ein trojanisches Pferd zu schenken, erfährt man im ersten des auf zwei Paperbacks angelegten Crossover nicht. Während die Viscardi nach technischer Weiterentwicklung und der Raumfahrt strebten, sind andere, denen der Schwarze Vortex in die Hände fiel, von weit weniger noblen Wünschen getrieben.
Mr. Knife, die Slaughterlords und ihre Verbündete wollen Macht - und aus genau diesem Grund entscheiden sich Kitty und Peter, den Schwarzen Vortex in Sicherheit zu bringen, wozu sie Hilfe benötigen. Sowohl die X-Men als auch die Guardians sind gespalten: Die einen wollen die nun gegebene Möglichkeit nutzen, um die Verfolger auszuschalten; den anderen ist das Risiko, das die unbekannte Maschine darstellt, zu groß. Im Zuge der Ereignisse beschließt Gamora, um die Feinde besiegen zu können, die Chance zu ergreifen, Beast folgt aus wissenschaftlicher Neugier und Angel in der Hoffnung, dadurch seine Ängste loswerden zu können.
Was dann passiert, kommt nicht unerwartet, führte es auch schon zum Verderben der Viscardi. Wer Macht hat, will sie auch nutzen, und selbst wenn er damit Gutes bewirken möchte, ist nicht jeder damit einverstanden, dass andere darüber befinden, was für ihn gut ist beziehungsweise muss er das nicht zwangsläufig ebenfalls als erstrebenswert erachten. Die Konsequenz ist, dass die Mächtigen, die sich für klüger halten, Zwang ausüben und somit ihre ursprünglich positiven Motive ins Gegenteil kehren (wer möchte, kann hier sicher eine Anspielung hinein interpretieren auf die abgehobene Politik vieler Staatsoberhäupter, der sich die jeweiligen Völker zu unterwerfen haben, in Demokratien genauso wie in Diktaturen).
Was nun kommt, ist die Jagd nach dem Schwarzen Vortex, den mehrere Personen und Gruppen aus ganz unterschiedlichen Gründen nutzen oder zerstören wollen. Dann taucht auch noch Gara, die letzte Viscardi auf - und der Band lässt den Leser mit mehr Fragen als Antworten zurück. Man muss den zweiten und abschließenden Teil der Mini-Serie lesen, um zu erfahren, was letztendlich mit dem Schwarzen Vortex passiert und welche Auswirkungen sich ergeben.
Sinnvoll ist es, bevor man zu dem Crossover greift, mit dem Marvel-Universum vertraut zu sein, denn Sam Humphries und Brian Michael Bendis haben sehr viele Figuren eingebunden: einen Teil der Guardians of the Galaxy, die jungen neuen X-Men, die Beast aus der Vergangenheit holten, jene X-Men, die sich und andere Mutanten vor dem Terrigen-Nebel im Limbo in Sicherheit brachten, der neue Nova, Mitglied der Avengers unter der Leitung von Iron Man, Corsair alias Christopher Summers von den Starjammers und der junge Cyclops alias Scott Summers, der sein Team verließ, um Zeit mit seinem Vater zu verbringen, ferner der Kree Ronan. Hinter all diesen Figuren stehen komplexe Geschichten, die man nicht unbedingt (alle) kennen muss, aber zumindest über die jüngsten Entwicklungen informiert zu sein, erleichtert die Lektüre ungemein.
Die Illustrationen sind, wie nicht anders zu erwarten, wenn mehrere Serien zusammengelegt werden, an denen mindestens so viele Zeichner beteiligt sind, von unterschiedlicher Qualität, und jeder wird sich seine eigene Meinung bilden, was ihm besser gefällt, ob das die zum Beispiel eher realistisch-idealistischen Illustrationen von Ed McGuinness oder die ‚verwaschen‘ wirkenden Bilder von Andrea Sorrentino sind. Die Kolorierung ist in allen Fällen sehr stimmungsvoll und angemessen für ein kerniges SF-Abenteuer.
„Der Schwarze Vortex“, das „Guardians of the Galaxy & Die neuen X-Men“-Crossover, ist ein spannendes Weltraum-Spektakel, das vordergründig viel Action bietet und sich hintergründig mit der Frage befasst, ob eine schier endlose Macht in den Händen Weniger Gutes bewirken kann oder die Idealisten letztendlich korrumpiert. Man sollte zumindest einen Teil der Akteure kennen, um der Handlung leichter folgen zu können. Die Zeichnungen sind alles andere als homogen, da mehrere Illustratoren am Werk waren. Dennoch macht die Story Spaß, und man wartet gespannt auf den letzten der beiden Teile.