Hans Christian Andersen: Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 11. Oktober 2016 12:32
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Hans Christian Andersen & Marc Gruppe
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
Titania-Special
Sprecher: Peter Weis, Maximiliane Häcke, Marianne Mosa u.a.
Titelbild: Firuz Askin
Titania Medien, 2016, 1 CD, ca. 74 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5379-8
Rezension von Christel Scheja
Auch in diesem Jahr erscheint kurz vor Weihnachten wieder ein weiteres Titania-Special. Man setzt hier Märchen oder Kinderbuchklassiker um, die mittlerweile ein Teil der Weltliteratur sind. In diesem Jahr hat sich Marc Gruppe gleich vier doch in dieser Form eher unbekannteren Märchen herausgesucht, die alle mehr oder weniger mit Weihnachten und dem Winter zu tun haben.
Einsam, verlassen und hungrig irrt am Silvester-Abend ein armes Mädchen durch die Straßen der Stadt. Während sich die Bürger darauf einrichten, den Jahresübergang zu feiern, versucht sie ihre Schwefelhölzer an den Mann oder die Frau zu bringen, in der Hoffnung, sich so zu Essen oder gar neue Schuhe zu kaufen. Aber ihre Hoffnung schwindet und schließlich zieht sie sich in eine Ecke zurück, um dort im Schein der Schwefelhölzer wenigstens etwas Licht und Wärme zu finden. In diesen Momenten erscheint ihr ihre Großmutter, die sie von allen Menschen am Liebsten hatte, und beginnt dem Mädchen Geschichten zu erzählen, die sie trösten und von ihrer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ablenken sollen; die von einem Schneemann, der sich auf den Frühling freut, dem standhaften Zinnsoldaten und nicht zuletzt die vom Tannenbaum.
Eines muss man Marc Gruppe lassen: Er modernisiert die Märchen nicht, sondern belässt sie auch sprachlich in dem Stil, in dem sie geschrieben und über viele Generationen erzählt wurden. So kommt schnell eine heimelige, altertümliche aber auch warme Stimmung auf. Allerdings sollten Eltern bedenken, dass gerade diese Märchen, so sehr sie in Ansätzen auch durch Disney- und andere Animationsadaptionen bekannt sein mögen, doch zu den bittersüßen Erzählungen von Andersen gehören, die nur bedingt ein glückliches Ende finden. Interessant ist, dass „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“, ein eigentlich recht kurzes Märchen, hier als Rahmenhandlung für drei andere dient. Doch genau die anderen Geschichten dienen als Vorbereitung für das, was das Mädchen letztendlich erwartet: das Schicksal, dem sie die Arme öffnet.
Auch wenn das Märchen vom Schneemann eher niedlich und naiv ist, so transportiert es doch auch schon einiges von der Melancholie und Traurigkeit, die sonst zu finden ist und letztendlich auch nur ein Ziel kennt… den Abschied von den Höhen und Tiefen des irdischen Lebens und seiner Grausamkeit und Hinwendung zu dem, was danach kommen mag.
Die Sprecher fangen die Stimmung der einzelnen Märchen sehr gelungen ein und stecken tief in ihren Figuren, auch wenn sie nur wenige Sätze haben. Dafür aber wirken diese umso intensiver nach und runden auch den sie umgebenden Klangteppich ab. Um Spannung geht es auch diesmal nicht so sehr wie um die Atmosphäre der Geschichten - und die ist mehr als gelungen.
„Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ bietet eine kleine, aber sehr atmosphärische Sammlung von kürzeren Märchen aus der Feder von Hans Christian Andersen. Die Geschichten sind vor allem sehr stimmungsvoll umgesetzt, man sollte sich aber auch bewusst sein, dass die Erzählungen allesamt zu den eher düsterromantischen Texten gehören, die absolut kein typisches Happy End finden.