Gruselkabinett 114/115: Der Ruf des Cthulhu, H. P. Lovecraft (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 11. Oktober 2016 09:31
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H. P. Lovecraft & Marc Gruppe (Script)
Der Ruf des Cthulhu
Gruselkabinett 114/115
Sprecher: Detlef Bierstedt, Horst Naumann, Fabian Oscar Wien u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2016, 2 CDs, ca. 111 Minuten, ca. 17,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5377-4
Rezension von Christel Scheja
Über H. P. Lovecraft (1890-1937) muss man sicherlich nicht mehr viele Worte verlieren. Er ist einer der großen Namen der phantastischen Genres, hat viele Nachfolger geprägt und ein intensives Werk hinterlassen. Auch in der „Gruselkabinett“-Reihe war er schon mehrfach vertreten. Nun aber erscheint auch endlich der Dreh- und Angelpunkt seiner Werke als Hörspiel. „Der Ruf des Cthulhu“ fasst wohl am besten den Mythos zusammen, den er für seine Erzählungen geschaffen hat.
Aus heiterem Himmel wird Francis Wayland Thurston zum Nachlassverwalter seines Onkels bestimmt, eines Mannes, den er kaum gesehen hat und noch weniger kannte und doch begibt er sich nach Providence in Rhode Island, um sich sein Erbe anzusehen und das zu sichten, was der alte Mann hinterlassen hat, der lange Jahre an der Brown-University semitische Sprachen gelehrt hat.
Dort angekommen stößt er auf sehr seltsame Aufzeichnungen, die ihm Unbehagen bereiten. Auch der Butler, der ihm zur Seite steht, erzählt erst einmal nicht alles. Doch Thurston lässt nicht locker und merkt recht schnell, dass sein Verwandter vielleicht nicht so sehr eines natürlichen Todes gestorben ist, wie alle denken. Denn was er herausgefunden hat, scheint auch alte Mächte aus ihrem Äonen langen Schlaf gerissen zu haben, gegen die die Menschheit keine Chance hat, sind sie erst einmal richtig erwacht. Und schon jetzt scheint es Menschen zu geben, die sich ihnen unterworfen haben, ihnen, den Großen Alten.
„Der Ruf des Cthulhu“ wurde nicht auf eine CD gequetscht sondern auf zwei Scheiben aufgeteilt, wobei die zweite eine recht kurze Laufzeit hat. Aber anders war es vielleicht nicht möglich, die Geschichten in der Geschichte unterzubringen. Denn der Zuhörer wird mit dem Helden zusammen nach und nach in die Welt des Mythos eingeführt, erfährt durch Spielszenen und Erzählungen in der Erzählung, was der Gestorbene eigentlich entdeckt hat, und wie mit diesem umzugehen ist. Marc Gruppe hat die damaligen Vorurteile und Klischees, die Lovecraft in seinen Texten verwendete, nicht abgeschwächt, deshalb passt das Abenteuer auch sehr gut in eine Zeit, in der das Kolonialdenken der Weißen noch nicht ganz abgeschüttelt war. So ist gelegentlich von „Untermenschen“ die Rede, dem Abschaum, der dem Ruf des Bösen nur zu gerne verfällt.
Die Masse an Stoff bedingt, dass man quasi eine Reihe von Episoden präsentiert bekommt, die zunächst gar nicht zusammenhängen, mit der Zeit aber ein immer klareres Bild ergeben. Viel wird dabei zusammengefasst, so dass trotz der vielen Sprecher auch ein Erzähl-Anteil vorhanden ist, was dem ein oder anderen nicht gefallen könnte. Aber dennoch kommt die Stimmung sehr gut beim Zuhörer an, bilden Musik und Geräusche die Grundlage, auf der sich die einzelnen Sprecher bewegen und ihre Erfahrungen mit den Großen Alten kundtun. Am Ende bedauert man fast, dass die zweite CD nur so kurz ist, denn gerade, als sich das Bild zusammenfügt und nun auch der Held in Aktion treten muss, ist die Geschichte auch schon zu Ende. Außer diesem kleinen Manko ist nichts an dem Zweiteiler anzumerken, denn diese Folge gehört eindeutig zu den Highlights der Reihe.
„Der Ruf des Cthulhu“ wurde ansprechend in ein Doppel-Hörspiel, genauer die Folgen 114 und 115 der „Gruselkabinett“-Reihe, umgesetzt und macht neugierig auf weitere Geschichten aus der Feder von H. P. Lovecraft, denn auch wenn die grobe Handlung in sich geschlossen ist, bleiben doch noch so einige Fragen offen und machen Lust auf mehr.