Alice Cooper: Die letzte Versuchung (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 27. Februar 2016 11:24
Neil Gaiman
Alice Cooper: Die letzte Versuchung
(The Last Temptation, 1995/2005)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration und Zeichnungen von Michael Zulli
Mit einer Einleitung von Neil Gaiman
Panini, 2010, Hardcover, 108 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-934-2
Von Irene Salzmann
„The Last Temptation“, Alice Coopers 20. Studioalbum aus dem Jahr 1994, wurde von dem Musiker zusammen mit dem Autor Neil Gaiman entwickelt. Parallel dazu zeichnete Michael Zulli den gleichnamigen Comic, der 1995 von Marvel in drei Heften, 1996 als Sammelband und 2005 von Dark Horse als Graphic Novel veröffentlicht wurde. Bei Panini erschien die deutsche Ausgabe, „Alice Cooper: Die letzte Versuchung“ innerhalb der „Neil Gaiman Bibliothek“ 2010 als Hardcover im US-Comicformat.
Die Hauptfiguren der Geschichte sind ein mysteriöser Schauspieler und ein Junge namens Steven, der von dem Mann eine Eintrittskarte zu seinem Wander-Varieté geschenkt bekommt, dem ‚Theater der Realität“; Steven wurde bereits 1975 von Alice Cooper in dem Album „Welcome to My NIghtmare“ eingeführt.
Das Ziel des mysteriösen Mannes, der natürlich niemand anderes als Alice Cooper ist beziehungsweise von seinem Erscheinungsbild inspiriert wurde, ist es, Jugendliche mit ihren Ängsten vor der Realität zu konfrontieren und sie zu manipulieren. Steven kann sich der Mutprobe nicht entziehen, lernt wahre Furcht kennen und ist doch fasziniert von dem Grauen, das ihm offenbart wird. Irgendwann begreift er, dass er es mit Toten zu tun hat. Nun muss er sich entscheiden, ob er der Versuchung, sich der Truppe anzuschließen, nachgibt oder die Scheinwelt verlässt, falls es überhaupt einen Ausgang gibt.
Die gruselige Geschichte ist von Michael Zulli in ausdrucksstarken Bildern ganz in Schwarz/Weiß umgesetzt worden. Die Zeichnungen leben von dem starken Hell-Dunkel-Kontrast, der die beiden verschiedenen Welten symbolisiert, die Realität von Steven, der sich vom Kind zum Erwachsenen entwickelt und seine Welt mit neuen Augen zu sehen lernt, und die Scheinwelt des morbiden Theaters, das jenen eine Alternative vorgaukelt, die sich wie Peter Pan davor fürchten, erwachsen zu werden.
Die Illustrationen sind realistisch angelegt und passen hervorragend zu der Story. Alice Cooper ist unverkennbar, und umringt wird er von Zombies, Ghoulen sowie anderen Symbolfiguren des Horrors. Seine Bühnenshow dürfte für einige dieser Ideen Pate gestanden haben.
Ein großartiger Comic, der Lust auf mehr von Neil Gaiman macht - und auch mal wieder auf eine der guten alten CDs von Alice Cooper.