X-Men Sonderband 5: Die brennende Welt (Comic)

G. Willow Wilson
X-Men Sonderband 5
Die brennende Welt
(X-Men (2013) 23-26: The Burning World, Part 1-3 + Conclusion, 2015)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Terry Dodson
Zeichnungen von Roland Boschi, Javi Fernandez, Jay Leisten u.a.
Panini, 2016, Paperback, 100 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-95798-615-3

Von Irene Salzmann

Gambit ruft die X-Men zu Hilfe, als sich während eines Festivals urplötzlich ein Krater öffnet. Storm glaubt, es mit einem Gegner zu tun zu haben, der über Kräfte verfügt, die ihren ähneln, was aber nur zum Teil stimmt. Sie wird überwältigt und kommt in einer unterirdischen Spalte zu sich. Mit aller Kraft unterdrückt sie ihre Klaustrophobie und beginnt, einen Weg nach draußen zu suchen.

Unterdessen sind ihr Rachel, Psylocke und M gefolgt. In den Höhlen treffen sie auf bizarre Wesen, die sie angreifen. Einmal mehr wird deutlich, dass das mangelnde Teamwork und die Kompetenzstreitigkeiten der jungen Frauen verheerende Folgen haben können, denn Psylocke wird von einer der Kreaturen verletzt und mit etwas Unbekanntem infiziert.

Der Kampf gegen den unbekannten Gegner zeigt auch anderenorts Auswirkungen, nämlich auf dem Gelände der Jean-Grey-Schule. Aufgrund der Schlüsse, die Beast und Jubilee daraus ziehen, begibt sich die Vampirin zu den Inhumans, die wissen könnten, mit wem oder was die X-Men konfrontiert werden. Königin Medusa erweist sich jedoch als wortkarg und wenig hilfsbereit.


„X-Men“ Sonderband 5 wartet erfreulicherweise mit einem in sich abgeschlossenen vierteiligen Abenteuer auf, das man ganz ohne Vorkenntnisse lesen kann. Wieder einmal gab es einen Autoren- und Zeichnerwechsel, und so nutzte Gwendolyn Willow Willson ihre Chance, die Inhalte der letzten Episoden mit ihrem Stempel zu versehen und sie von Roland Boschi und Javi Fernandez ohne stilistische Brüche gefällig umsetzen zu lassen.

Während die X-Men herauszufinden versuchen, wer ihr mysteriöser Feind ist und wie sie ihn daran hindern können, noch mehr Chaos anzurichten und Menschen zu verletzen, müssen sie sich parallel dazu den Problemen innerhalb ihrer Gruppe stellen. Tatsächlich sind diese sehr viel reizvoller als der vordergründige Kampf gegen den unberechenbaren Kontrahenten: Storm, die nach Wolverines Tod dessen Erbe antrat - die Leitung der Schule -, glaubt, immer die souveräne Anführerin sein zu müssen, die keinerlei Schwächen zeigen darf. Psylocke und Rachel, beide Telepathinnen, die jedoch verschiedene Vorgehensweisen bevorzugen und regelmäßig an Storm Kritik üben, stehen grundsätzlich parat, um die Leitung zu übernehmen. M wiederum handelt impulsiv und vergisst darüber oft ihre Kameradinnen. Fakt ist, jede ist überzeugt, dass ihr Plan der richtige ist, es wird zu wenig kommuniziert, und so agieren alle mehr oder weniger auf eigene Faust, wodurch sie vermeidbare Schwierigkeiten schaffen.

Jubilee bleibt bei all dem außen vor. Sie fungiert als Bindeglied zwischen der Einsatztruppe und Beast, der im Labor Untersuchungen anstellt. Später nimmt sie es selbst in die Hand, zusätzliche Informationen von den Inhumans zu beschaffen, wodurch schließlich alles aufgeklärt werden kann. Das melancholische Ende bietet noch einige starke Szenen zwischen Storm und Jubilee und mit Krakoa.

Was jedoch versäumt wurde, ist die Antwort auf die Frage, welche Folgen die Infektion für Psylocke hat. Obwohl sie unter der Verletzung sichtlich leidet, fällt das Thema unter den Tisch. Womöglich war einiges mehr von G. Willow Willson geplant, was sie nun erst einmal nicht mehr realisieren kann, denn „X-Men“ wird, wie so viele andere Titel, eingestellt, da der serienübergreifende Mega-Event „Secret Wars“ das ganze Marvel-Universum auf den Kopf stellen soll.

Nun, es ist nicht das erste Mal, dass sich der Verlag für einen solchen Paukenschlag entscheidet (auch DC hat bereits mehrfach spannende Serien einfach abgebrochen für einen Neubeginn). Ob die Konsequenzen dauerhaft sind oder nach einer Weile die alte Ordnung wieder hergestellt wird (wie zum Beispiel nach „Age of Apocalypse“), bleibt abzuwarten. Wäre sicherlich auch interessant zu erfahren, wie die Leser dazu stehen: Gefallen der Mehrheit diese gravierenden Veränderungen, oder würden die meisten ihre Helden lieber so belassen und sie im Rahmen einer andauernden, nachvollziehbaren Weiterentwicklung begleiten?

„Die brennende Welt“ setzt aufgrund der interessanten Charakterzeichnungen einen würdigen Schlusspunkt unter diese „X-Men“-Serie, die eine Menge Potenzial und lose Handlungsfäden besitzt, an denen man sehr schön hätte anknüpfen können. Doch leider sollte es nicht sein…