James Bond 21: Das Spiel ist aus, John Gardner (Buch)

James Bond 21
Das Spiel ist aus
John Gardner
(James Bond: No Deals, Mr. Bond, 1987)
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild von Michael Gilette
Cross Cult, 2015, Taschenbuch, 336 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-772-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

John Gardner, selbst erfolgreicher Thriller-Autor, gehörte zu denen, die in den 80er Jahren die Figur James Bond in Romanform wiederbeleben durfte. Auch wenn er bewusst viele Elemente einbringt, die Ian Fleming geschaffen hat, so sind doch auch viele eigene Ideen zu finden, ebensowenig ist der Einfluss der Filme zu leugnen. Der Held ist auch im 21. Roman der Reihe mehr der Frauenheld als er es bei seinem Schöpfer jemals war. In „Das Spiel ist aus“ erwartet ihn eine besonders pikante Aufgabe.

 

Vor vielen Jahren, als der Kalte Krieg noch besonders heftig tobte, schleuste der britische Geheimdienst, getreu dessen, was die Spione der DDR ihnen vorgemacht hatten, eigene Agentinnen in den Osten ein. Als „Venusfallen“ sollten sie sich mit vollem Körpereinsatz an hochrangige Funktionäre heranmachen und diese aushorchen, eventuell auch dazu bewegen, überzulaufen. „Operation Sahnetorte“ war lange Zeit ein voller Erfolg, doch nun werden überraschend zwei der jungen und hübschen Agentinnen ermordet.

Bei M klingeln die Alarmglocken, denn er ahnt, dass auch die restlichen Frauen in Gefahr sind. Deshalb sollen sie so schnell wie möglich nach Hause geholt werden. Er beauftragt Bond, dies für ihn zu übernehmen, doch schnell muss dieser feststellen, dass es offensichtlich nicht nur genügt, die Damen mit einem U-Boot in der Ostsee abzuholen. Denn auch in England erwartet sie eine unangenehme Überraschung, denn der Geheimagent und seine Schützlinge werden verfolgt, landen schließlich sogar in Irland in einem verborgenen Stützpunkt der Russen. Deshalb liegt auch der Verdacht nahe, dass die Gegenseite von jemandem informiert wurde. Doch wer ist der Verräter?


Auch wenn die Entstehung des Romans in eine Zeit fiel, in der sich das Verhältnis zwischen Ost und West langsam entspannte, der Kalte Krieg lebt dennoch in der Geschichte noch einmal so richtig auf, John Gardner scheint es regelrecht zu genießen, die Klischees aufzuwärmen und seinen Helden den Grausamkeiten der Russen auszusetzen. Dazu kommt das Flair des mondänen Gentleman-Geheimagenten, wie man ihn in den Filmen kennengelernt hat. Bond ist nicht länger ein normaler Beamter, der schon einmal Fehler macht und eigentlich gar nicht so sehr hinter Frauen her ist, sondern erweist sich als jemand, der die Angebote hübscher Mädchen ganz und gar nicht verschmäht. Und der das Jet-Set-Leben rund um die Welt genießen kann, denn auch dieses Buch hält sich nicht nur in Europa auf.

Die Geschichte braucht allerdings eine Weile, um in Fahrt zu kommen, Am Anfang geht es eher gemächlich und ruhig zu, die Handlung schleicht schon fast träge vor sich hin und wirkt eher wie eine Aneinanderreihung von Szenen. Das ändert sich erst, als Bond mit seinen Schützlingen in die Gewalt der Russen gerät. Danach geht es Schlag auf Schlag - bis zum Showdown, als die ganzen Verstrickungen offenbar werden und mehr als nur Bonds Leben in Gefahr ist.

Gardner knüpft auch Beziehungen zu den alten Romanen, diese fallen allerdings nicht sonderlich ins Gewicht und gerade einmal den Fans auf, die die ursprünglichen Bücher lieben. Ein wenig fehlt auch der ikonische Gegner, so dass Bonds Feinde eher blass wirken, aber die Konstellation bietet diesmal etwas Abwechslung.

„Das Spiel ist aus“ gehört zu den eher soliden, wenn auch nicht herausragenden „James Bond“-Romanen, die ein gewisses Maß an Unterhaltung und atmosphärischem Zeitkolorit bieten, aber nicht unbedingt lange im Gedächtnis bleiben, da den Gegenspielern an entscheidender Stelle die nötige Ausstrahlung fehlt.