James Bond 22: Scorpius, John Gardner (Buch)

James Bond 22
Scorpius
John Gardner
(James Bond: Scorpius, 1988)
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild von Michael Gilette
Cross Cult, 2016, Taschenbuch, 366 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-773-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

James Bond lebt immer dann auf, wenn dem Geheimagenten Ihrer Majestät jemand entgegen gestellt wird, der es in sich hat. Das war schon eine Zutat, die in den Filmen nicht fehlen durfte, und das scheint auch John Gardner in „Scorpius“ erkannt zu haben, denn er wartet jetzt genau damit auf.

 

Normalerweise beschäftigt sich der britische Geheimdienst, schon gar nicht die Spezialabteilung, mit einem Leichenfund in der Themse, aber diesmal ist es anders. Eine junge Frau ist im Fluss ertrunken, die eigentlich einen tadellosen Lebenslauf hat. Allerdings scheint ihre Vergangenheit auf seltsame Weise mit der von James Bond verbunden zu sein, so dass man M kontaktiert und um Hilfe bittet, der natürlich seinen besten Mann losschickt, um das Chaos und die Unstimmigkeiten aufzuklären.

Schon bald stößt dieser auf die pseudoreligiöse Sekte der „Sanftmütigen“, die ganz im Bann ihres gottgleich verehrten Anführers stehen und alles für ihn tun würden. Als die Identität dieses Mannes bekannt wird, klingeln alle Alarmglocken, denn Pater Valentine ist kein anderer als ein skrupelloser Waffenhändler namens Scorpius.

Doch diesen zu stellen ist gar nicht so einfach, zumal er seine Leute überall zu haben scheint. Schließlich muss Bond sogar erkennen, dass er schon längst tief in dem Geflecht aus Lügen und Intrigen verstrickt ist, und um sein Leben fürchten muss.


Auch wenn der Fall zunächst klein und überschaubar wirkt, gerade einmal etwas mit ein paar religiösen Wirrköpfen zu tun hat, so ist dem Fan von Anfang an klar, dass bei einem Problem, in das Bond verwickelt ist, weitaus mehr dahinterstecken dürfte. Und tatsächlich: Allein die Identität des Sektenführers macht den Verantwortlichen klar, mit was sie es zu tun haben dürften - einem Mann, der Glauben und Naivität der Menschen für sich ausnutzt.

Spannend und unterhaltsam treibt Gardner den Leser durch die Handlung und überzeugt nicht nur mit actionreichen Wendungen, sondern auch einem Bösewicht, der selbst Bond das kalte Grauen über den Rücken rinnen lässt. Natürlich fährt der Autor auch wieder sämtliche damit verbundenen Klischees auf, um das Szenario möglichst unheimlich zu gestalten. Und wie immer dürfen auch die gut gebauten jungen Frauen nicht fehlen, die sich wie in den Filmen schnell James Bond an den Hals werfen und ihm durchaus auch zu Willen sind, etwas, was Fleming nur sehr selten hat geschehen lassen. Die Grundidee von dem Sektenführer, der genau weiß, was er mit seinen Anhängern anstellen kann, ist an sich aber sehr spannend umgesetzt und lässt keine Wünsche offen, da es auch immer noch genug Überraschungen gibt. Da fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass nur ganz wenige Figuren Profil erhalten und die meisten eher archetypisch handeln - es gehört einfach dazu, gerade wenn man die Filme im Kopf hat.

„Scorpius“ ist durchweg spannend und abwechslungsreich, kurzweilig zu lesen und bietet zudem eine fast filmreife Handlung, die vermutlich vielen vom Kino geprägten Fans das Herz höherschlagen lässt.