Monika 1: Ball der Masken (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 15. Oktober 2015 08:26
Thilde Barboni
Monika 1
Ball der Masken
Aus dem Französischen von Horst Berner
Titelbild und Zeichnungen von Guillem March
Panini, 2015, Hardcover, 64 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-95798-453-1
Von Christel Scheja
Der Verlag bezeichnet „Monika“ als Erotik-Thriller, aber was ist der erste Teil der zweibändigen Reihe wirklich? Mehr knisternde Fleischbeschau, wie so viele anderenGeschichten dieser Art, oder aber auch eine geheimnisvolle Geschichte mit vielen Geheimnissen, die es zu lösen gilt? Verraten kann dies wohl nur die Lektüre des Bandes.
Monika, eine begabte Video-Performance-Künstlerin, sollte sich eigentlich ihrem Projekt widmen und es fertig stellen, um endlich wieder Geld in der Kasse zu haben, aber sie kann sich nicht darauf konzentrieren, so lange sie nicht weiß, was mit ihrer Schwester Erika passiert ist. Deshalb bittet sie den befreundeten Computercrack und begnadeten Hacker Theo um Hilfe, denn sie will mehr über die letzten Tage der Verschollenen herausfinden. Doch das könnte gefährlich werden, führen die Spuren doch nicht nur zu einem zwielichtigen Politiker, der in den Medien durch die Gründung einer neuen Partei für Furore sorgt, sondern auch in eine düstere Szene im Herzen der Stadt.
Deshalb muss Monika schließlich auch all ihr Können einsetzen, um in eine andere Haut zu schlüpfen, um dort Einlass zum „Ball der Masken“ zu bekommen, und damit in eine drogengeschwängerte Welt, in der jeder falsche Schritt, jede Geste ein folgenschwerer Fehler sein kann. Und sie unterschätzt ihre Gefühle, die Leidenschaft zwischen Mann und Frau, die knisternde Lust, die sich schon bald zwischen ihr und dem Mann entspinnt, der bereits für das Verschwinden von Erika gesorgt haben könnte…
Natürlich implizieren die ersten Seiten und auch die spätere Zurschaustellung der Heldin, dass die Erotik an erster Stelle steht, aber dem ist tatsächlich nicht so. Zwar spielen Lust und Leidenschaft eine wichtige Rolle, aber sie sind nicht das Hauptthema, bestimmen nicht die Geschichte. Die wird eher von dem Verlangen der Heldin vorangetrieben, herauszufinden, was mit Erika geschehen ist. Doch dabei lässt sie sich trotz der Warnungen ihres Freundes Theo auf ein gefährliches Spiel ein, wie sie schon bald zu spüren bekommt.
Mystery und Thriller sind stark vertreten, sorgen für eine unterhaltsame, wenn nicht sogar manchmal spannende Geschichte. Natürlich ist die ein oder andere Wendung durchaus vorauszuahnen, aber durchaus nicht alle - tatsächlich gibt es zum Ende hin doch die ein oder andere unangenehme Überraschung für die Heldin und auch den Leser.
Der Zeichenstil, auch die Farbgebung wirken kalt und manchmal sehr künstlich, aber gerade das macht den Reiz der Welt aus, in die Monika eintaucht. Nur selten dominieren warme und natürliche Farben, selbst in ihrer Verkleidung wählt sie ein Aussehen, das mehr Ähnlichkeit mit einer Puppe hat. Aber das gibt der Geschichte zusätzliche Kraft und lässt die Atmosphäre im Club oder auf den nächtlichen Straßen umso intensiver wirken. Dort, wo sie sich hineinwagt ist die Welt kalt und grausam ohne Wärme… und Liebe nur ein schwacher Funke, der schnell gelöscht werden kann.
Daher ist „Monika“ durchaus auch für Leser interessant, die nach einem düsteren Thriller mit der passenden Atmosphäre suchen und gegen mehr Erotik als Action nichts einzuwenden haben. „Ball der Masken“ treibt die Geschehnisse gekonnt voran, und es kommt dem Ganzen auch zugute, dass die Saga nur zwei Bände hat; so schweifen die Künstler nicht ab, sondern bleiben voll und ganz beim Thema, was die Spannung hoch bleiben lässt.