Robert Kraft: Atalanta – Die Geheimnisse des Sklavensees 2 (Buch)

Robert Kraft
Atalanta – Die Geheimnisse des Sklavensees 2
Lieferungen 13-24
Verlag Dieter von Reeken, 2015, Hardcover, 486 Seiten, 35,00 EUR, ISBN 978-3-940679-95-6

Von Carsten Kuhr

Schon immer war Atalanta, Indianerprinzessin, die letzte der Mohawk, etwas Besonderes. Als Artistin besiegte sie selbst herausragende Sportler, überlebte unmöglich scheinende Vorführungen und Experimente und erregte das Interesse des deutschen Gentlemans Graf Arno von Felsmark. Nach einigen Verwicklungen heirateten die Beiden, ein im Sklavensee versenkter Goldschatz auf Atalantas Gebiet ermöglichte ihnen ein sorgenfreies Leben.

Sorglos? Weit gefehlt. Eine skrupellose Nebenbuhlerin scheute sich nicht davor zurück, Atalanta nach dem Leben zu trachten, ein zwielichtiger Professor, der offensichtlich über phantastische anmutende Erfindungen verfügt, bedrängt das Paar. Als Atalanta hilflos mitansehen muss, wie ein Sandsturm mitten in der Arabischen Wüste ihren Mann verschlingt, ist das traute Glück dahin.

So scheint der Weg frei zu sein für Señor Tenorio, den Atalanta nur treffend unter dem Spitznamen Mephistopheles anspricht. Zunächst rüstet er ein günstig erworbenes Schiff mit seinen bahnbrechenden technischen Errungenschaften auf, dann offenbart er der Frau, die er für sich gewinnen will, koste es, was es wolle, dass er über unterirdische Ströme fast jeden Punkt auf Erden mit seinen U-Booten erreichen kann.

Erst dem Einsatz eines indischen Mahatmas ist es zu verdanken, dass nicht nur der teuflische Erpresser ausgeschaltet wird, sondern Atalanta auch erfährt, dass ihr vermeintlich verstorbener Mann noch lebt!

Mit Hilfe des Bramahnen widersteht die junge Frau allen Erpressungsversuchen der Großmächte, die ihr die bahnbrechenden, vermeintlich kriegsentscheidenden Erfindungen abpressen wollen. Dank der Camera obscura entdeckt sie gar ihren Mann, der auf einem menschenleeren Hochplateau im Herzen von Afrika lebt, wieder.

Erneut gilt es mannigfaltige Gefahren abzuwehren, Abenteuer zu überstehen und Erpressungsversuche auszuhalten, – doch dann will ihr Liebhaber, panisch und traumatisiert, nicht in die Arme seiner Liebsten zurückkehren. Was nur ist ihm, dem so integren Mann passiert? Und wie wird es mit dem junge Glück, aber auch den technischen Errungenschaften des Sklavensees, weitergehen? Lesen Sie selbst…

Vorhang auf zum zweiten von fünf Teilen eines, nein wohl des berühmtesten Kolportageromans aus der Feder Robert Krafts. Wenn die Neuauflage im Neusatz abgeschlossen sein wird, werden 3840 in Faktur gesetzte Seiten umgewandelt, durchgesehen, redigiert und mühsam restauriert vor beziehungsweise hinter dem Leser liegen.

Dazu muss man wissen, dass die 1911 erschienenen broschierten Lieferungen auf billigstem Papier gedruckt wurden, das den Lauf der Zeit nicht sonderlich gut überstanden hat. Das stark säurehaltige Papier zerfällt den Sammlern so manches Mal regelrecht unter den Händen, so dass ein Scanprozess seine Tücken hat.

Inhaltlich erwartet den Leser nur eines – Abenteuer pur! Da geht es, natürlich an Bord eines hypermodernen Schiffes, auf die Weiten der Meere, in Aeroplanen in die Lüfte oder durch unterirdische Flüsse in Höhlensysteme. Wilde Bestien, so manches Mal in Menschengestalt, beleben den Unterhaltungs- und Spannungsfaktor zusätzlich, so dass Langeweile einmal mehr ein Fremdwort ist.

Schaut man sich den Plot näher an, so ist unschwer die inhaltliche Ähnlichkeit zu Müllers Sun Koh und Jan Mayen zu erkennen. Erst durch den Blick auf die Jahreszahl der Veröffentlichung wird deutlich, wer sich da bei wem hat inspirieren lassen. Ich ziehe dabei PAMs unbestrittene erzählerische Fähigkeiten keinesfalls in Zweifel, doch es ist schon verblüffend, wie ähnlich sich die Plots, die Gestalten, Verwicklungen und Handlungsorte doch sind.

So wird ein jeder, der den Helden PAMs gerne ins exotische Abenteuer gefolgt ist, auch hier fündig werden, wird in der sehr sorgfältig gemachten Edition in eine Welt eintauchen, die weniger hektisch, unerforschter und vielleicht gar ein klein bisschen menschlicher daherkommt, als wir es heutzutage gewöhnt sind, die aber eines immer für den Rezipienten bereithält: jede Menge Flair, Spannung und Dramatik, so dass man nur zu gerne sofort weiterlesen würde – nicht das Schlechteste, was man über ein Buch, das über 100 Jahre auf dem Buckel hat sagen kann, oder?