Neil Gaiman: American Gods (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 28. Juni 2015 10:56
Neil Gaiman
American Gods
(American Gods, 2001 bzw. American Gods – Author’s Cut, 2011)
Übersetzung aus dem Englischen von Hannes Riffel
Eichborn, 2015, Paperback, 672 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-8479-0587-5
Von Gunther Barnewald
Neil Gaimans Meisterwerk erschien erstmals 2001, damals in einer gestrafften und gerafften Form, mit welcher der Autor jedoch einverstanden gewesen war, schien ihm (und seiner Lektorin gleichfalls) das Werk dadurch stringenter, besser lesbar und wohl auch verkäuflicher.Diese Kürzungen und Straffungen waren wohl, historisch betrachtet, ganz und gar kein Fehler, denn das Buch wurde mit bedeutenden Preisen im Bereich der Phantastischen Literatur überhäuft (unter anderem mit dem Hugo Award, dem Nebula Award, dem Locus Award und dem Bram Stoker Award). Also: Wohl nichts falsch gemacht!
Trotzdem trauerte der Autor immer der ursprünglichen Langfassung seines Werkes etwas hinterher. Als er dann um ein Vorwort für eine teure Jubiläumsausgabe zum zehnjährigen Erscheinen gebeten wurde, erkundigte sich Gaiman beim Verlag, ob dieser nicht Interesse daran hätte, dafür die ungekürzte Version zu verwenden. Der Verlag war interessiert! Und so wurde die Urversion wieder hergestellt, also eine Art „Author’s Cut” ( bei Filmen würde man von einem Director’s Cut sprechen) von „American Gods“.
Diese ist nun erstmals in deutscher Sprache bei Eichborn erschienen, neu übersetzt von Hannes Riffel und mit allen Vor- und Nachwörtern insgesamt 672 Seiten umfassend. Wer schon immer wissen wollte, wie die „dicke und abschweifende” (O-Ton Neil Gaiman) Version der Geschichte sich liest, der kann dies nun anhand dieser Ausgabe nachvollziehen. Für (fast) alle Fans gilt es deshalb, das Buch nochmals neu zu entdecken. Einige werden begeistert sein, andere nicht! Aber nun kann jeder selbst entscheiden, welche Version ihm besser gefällt.
Welche Version dieser verrückten Geschichte, in der ein gerade entlassener Sträfling, der Shadow genannt wird, durch die USA reist, um dort auf abgehalfterte Götter und sonstige Sehenswürdigkeiten zu treffen. Ihm folgt seine gerade verstorbene untote Ehefrau, die ihm untreu gewesen war, die ihn aber immer noch liebt und die ihm nun das ein oder andere Mal das Leben retten muss, denn die alten, halb vergessenen Götter rüsten zu einem Krieg gegen die neuen Technologie-Götter. Und dabei verstehen sie keinen Spaß und manchmal fliegen die Fetzen! Oder zieht hier gar jemand hinter den Kulissen an den Strippen dieser mächtigen Wesen, weil er ganz andere Absichten hat? Shadow wird es herausfinden, nicht ohne eine seltsame Odyssee zu durchreisen, die ihresgleichen sucht.
Zwar versteht der durchschnittliche Leser (und auch der Rezensent!) wohl nur einen Bruchteil der Andeutungen, die in diesem Buch enthalten sind, trotzdem stellen die skurrile Handlung und die schrägen Charaktere eine positive Überraschung dar und Gaimans stilistische Brillanz macht diese ganze herrlich krude Mischung zu einem wunderbaren Lesevergnügen.
Wer das Buch noch nicht gelesen hat, kann hier gleich mit der Vollversion einsteigen.
Wer die Geschichte liebt, kann sich hier an der XXL-Version delektieren, wer den Roman jedoch zu sehr liebt, der sollte wohl nichts verändern und die Finger von dieser speziellen Ausgabe lassen! Für alle anderen ist sie ein Muss!