Father Brown – Season 2 Box (DVD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 05. Juni 2015 12:34
Father Brown – Season 2 Box
GB 2014
Von Christel Scheja
Die Figur des Father Brown wurde von dem britischen Autor Gilbert Keith Chesterton 1910 erfunden. Bis 1935 erschienen fast fünfzig Erzählungen über den pfiffigen katholischen Pfarrer, der nicht nur seine Schäfchen seelsorgerisch betreut, sondern auch immer wieder Kriminalfälle in seiner Umgebung aufklärt.
Die Figur begeisterte nicht nur die Engländer selbst, in Deutschland dürften wohl die filmischen Adaptionen mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle aus den 60er Jahren am bekanntesten sein. Seit 2012 produziert die BBC auch wieder eine eigene „Father Brown“-Serie, mit Mark Williams (bekannt als Vater von Ron und Ginny Weasley aus den „Harry Potter“-Filmen), die von Polyband vertrieben wird. Erschienen ist aktuell die zweite Staffel.
In den frühen 50er Jahren lebt und arbeitet Pfarrer Brown in der kleinen verschlafenen Gemeinde Kembleford an der St. Mary’s Church als katholischer Seelsorger und kümmert sich um eine Vielzahl von Schäfchen in der Umgebung. Er ist ein freundlicher und ausgeglichener Mann, der immer ein gutes Wort übrig hat, selbst für die grantigsten Zeitgenossen. Zum Ausgleich löst er gerne Kreuzworträtsel und liest Kriminalromane. Ihm zur Seite steht die Pfarramtssekretärin Mrs. McCarthy, die mit Recherchen hilft, ihn aber immer wieder auch vor seinen Vorgesetzten abschirmt.
Seit er damit angefangen hat, seltsame Mord- und andere Fälle zu lösen, muss er sich nach Inspektor Valentine nun mit dessen Nachfolger Sullivan herumschlagen, der anfangs nicht sonderlich begeistert von der Einmischung ist. Und dann ist da noch die gelangweilte Lady Felicia Montague, die Father Brown bewundert und Mrs. McCarthy irgendwie ein Dorn im Auge ist, sowie ihr Chauffeur Sid Carter, der sich auch schon mal gerne als Schwarzmarkthändler betätigt.
Diesmal muss sich der findige Pfarrer mit einem scheinbaren Geisterproblem im Haus der schon lange mit ihrem Mann Victor verheirateten Charlotte herumschlagen, die glaubt, dass ihre vor neun Jahren verschwundene Schwester dort herumspukt. In einer psychiatrischen Klinik geschehen seltsame Todesfälle, so dass sich Brown dort einweisen lässt, um mehr herauszufinden. Dann wird eine ältere Dame mit einem Pfeil erschossen. Steckt vielleicht jemand aus der Familie Pryde dahinter, einer Landadligen-Sippe, die in finanzielle Schieflage geraten ist? Dann behauptet eine zum Tode verurteilte Frau schwanger und auch noch unschuldig zu sein…
Dies sind nur einige der Fälle, mit denen sich Father Brown in der zehn Episoden langen Serie herumschlagen muss. Auch wenn es eher gemächlich und ruhig zugeht, die 46 Minuten in jeder Folge werden dadurch nicht langweilig. Natürlich nimmt sich jede der Geschichten Zeit, die wichtigen Figuren und das Setting einzuführen, es passiert aber genug, um den Zuschauer bei der Stange zu halten und nach und nach an das Geschehen zu fesseln.
Die Geschichten werden von den Figuren getragen. Nicht nur die Hauptfiguren entwickeln ein Profil, auch die Figuren der jeweiligen Folge. Man lernt ihre Macken und dunklen Seiten ebenso kennen wie ihre Vorgeschichte, so dass die einzelnen Motive nachher umso glaubwürdiger sind. Zudem bedient die Serie die beliebten Klischees, die erst so richtig für Atmosphäre sorgen. Man fühlt sich wirklich in die spießigen 50er Jahre zurückversetzt, in denen die Spuren des Krieges immer noch deutlich spürbar sind, Flüchtlinge in entsprechenden Lagern leben und sich nicht integrieren durften und die Standesunterschiede und Moral immer noch mehr zählen als Menschlichkeit.
Die Menschen sind es, die den Pfarrer fesseln. Er folgt bei der Lösung der Fälle nicht nur den Indizien wie die Polizei, sondern versucht sich auch die die Verdächtigen hineinzuversetzen um so nach und nach dem Täter näher zu kommen. Dabei arbeitet er mit Überzeugungskraft und Charisma, glaubt an den Funken des Guten in jedem Menschen und versucht die Leute zu ermuntern, auch zu sich selbst ehrlich zu sein. Interessant ist dabei die katholische Ausprägung der Glaubens- und Kriminalarbeit – Father Brown hält es durchaus für möglich, dass es Wunder und übernatürliche Dinge gibt, auch wenn er sehr schnell die Wahrheit erkennt.
Mark Williams spielt seine Figur sehr zurückhaltend aber auch warmherzig und klug, man kann sich aber sehr schnell mit ihm wohlfühlen und versteht seine Vorgehensweise. Die kleinen Wortgefechte mit seiner Umgebung runden die Sache ab. Auch ist es kein Problem, mit der zweiten Staffel einzusteigen, denn die einzelnen Episoden sind so gehalten, dass man sie unabhängig von den anderen und jederzeit aufhören oder anfangen kann. Vielleicht dauert es einen Moment, die Figuren kennezulernen, aber das ist schon nach einer Folge geschehen.
Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit, Extras gibt es allerdings keine. Wie schon die erste Staffel so wird auch die zweite in einem Pappschuber geliefert.
Alles in allem bietet „Father Brown“ auch in der zweiten Staffel gediegene Krimi-Unterhaltung, wie man sie schon durch „Miss Marple“ oder „Poirot“ kennt. Die eigentlich ganz normal wirkenden Ermittler lösen ihre Fälle mit Witz und Verstand, in den Episoden stimmen durchweg Lokal- und Zeitkolorit. Allerdings sollte man nicht viel Action erwarten. Wer lieber Verfolgungsjagden und Ähnliches sehen will, ist hier eher falsch.
DVD-Facts:
Bild: 1.78:1 (16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch