Interviews

Im Gespräch mit: Kathrin Dodenhoeft & Aimée M. Ziegler-Kraska

Feder & Schwert ist ein unabhängiger Spezialverlag für alle Bereiche der Phantastik. Seit 1989 verlegt er Bücher in den Bereichen Fantasy, Dark Fantasy, Urban Fantasy, Steampunk, Horror, Science Fiction und Krimi. Viele Autoren sind Bestseller-Autoren aus den Vereinigten Staaten und England, aber Feder & Schwert ist auch stolz darauf, neue Perlen der deutschen Phantastik entdeckt zu haben. 2016 wurde Patric Götz vom Uhrwerk Verlag neuer Geschäftsführer. Mit der Veröffentlichung der an Rollenspielwelten angelehnten Romanreihen „Splittermond“ und „Pathfinder Saga“ begeht man altbekannte, und doch auch wieder neue Wege. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr hat mit Kathrin Dodenhoeft, der Verlagsleiterin, und Aimée M. Ziegler-Kraska vom Lektorat ein Interview geführt.


Über die neuen, - na gut, ihr seid ja schon einige Jahre unterwegs - Macher hinter dem Verlag ist kaum etwas bekannt. Könnt ihr euch bitte unseren Lesern einmal kurz selbst vorstellen?

KT: Na klar! Tatsächlich sind es zwei Macherinnen, die das tägliche Geschäft bestreiten. Ich bin 32 Jahre alt, seit frühester Kindheit Science-Fiction- und Fantasy-Fan (die Einstiegsdrogen waren „Perry Rhodan“, „Raumpatrouille“ und „Star Wars“) und komme von meinem beruflichen Hintergrund her eigentlich von der Marketing-Seite (dass ich außerdem später noch mal ein brotloses Anglistik- und Geschichte-Studium angefangen habe und immer noch nebenher mitziehe, lasse ich jetzt mal außen vor...). Das Verlagswesen war aber eigentlich schon immer mein Traum, den ich nur nie zu träumen gewagt hatte.

AZK: Huhu! Ich bin bei Feder & Schwert für alles verantwortlich, was Kathrin mir aufträgt, Fachbezeichnung Lektorin. Ich komme eigentlich aus dem Rheingau, habe dort Buchwissenschaft studiert und zog 2015 für die Liebe nach Düsseldorf. Als bekennender „Harry Potter“-Freak war ein Fantasy-Verlag immer ein großer Traum - jetzt kann ich alle meine Lieblingsautoren nach Deutschland holen!

KT: Und dann gibt es da natürlich noch unseren Geschäftsführer, Patric Götz, den der*die eine oder andere bestimmt von seinem Rollenspielverlag, dem Uhrwerk Verlag, her kennt.

Wie kam es dazu, dass ihr von Oliver Hoffmann den kleinen, aber feinen Verlag übernommen habt?

KT: Das ist eigentlich recht unspektakulär - Oliver Hoffmann und Oliver Graute traten damals an Patric heran, da sie den Verlag gerne abgeben wollten, um sich anderen Dingen zu widmen. Da Feder & Schwert mit seinem Roman-Programm eine sehr gute Ergänzung zu Uhrwerk darstellte, und wir bei Uhrwerk sowieso auch gern in den Belletristik-Markt einsteigen wollten, war das die perfekte Gelegenheit.

Nun ist Feder & Schwert dafür bekannt dafür, neben Büchern zu Fantasy-Games auch immer eine Faible für deutsche Autoren und für Steampunk zu haben - wie haltet ihr dies?

KT: Das mit den deutschen Autor*innen stimmt - wir veröffentlichen zwar viele Übersetzungen aus dem Englischen, versuchen aber trotzdem darauf zu achten, dass wir ein gutes Gleichgewicht zwischen original deutschen und übersetzten Texten haben. Was den Steampunk angeht, hat sich dies leider geändert, beziehungsweise musste sich aus wirtschaftlichen Gründen ändern, da sich Steampunk einfach in Deutschland nicht gut genug verkauft  (zumindest nicht so, dass ein Kleinverlag davon leben und Angestellte ernähren kann). Die einzige Steampunk-Reihe, die wir inzwischen noch im Programm haben, ist die Welt von „Eis und Dampf“.

Stichwort Bestseller. Seitdem Feder & Schwert die „Harry Dresden“Reihe von Knaur übernommen hat, ist diese auch im deutschsprachigen Raum durchgestartet. Was meint ihr, was hat Knaur falsch, was Feder & Schwert richtig gemacht?

KT: Das kann ich leider nicht wirklich beurteilen, da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht beim Verlag gearbeitet habe. Wahrscheinlich hat es aber auch etwas mit anderen Erwartungen zu tun - was für unsere Verhältnisse ein Bestseller ist, ist es für Knaur ja noch lange nicht. Zudem tendieren große Verlage dazu, für Titel der Midlist wenig bis keine Werbung zu machen, während eine Reihe wie „Harry Dresden“ für einen Kleinverlag einen absoluten Top-Titel darstellt. Möglicherweise konnte die Reihe sich dadurch beim Zielpublikum besser durchsetzen (das sind aber alles wirklich nur Theorien meinerseits).

Jim Butcher hat angekündigt, den nächsten Roman dieses Jahr endlich fertigzustellen - wie lange dauert es dann, bis die Teutonen diesen auch in Händen halten? Scharren eure Übersetzer schon mit den Hufen? Müsst ihr earten, bis das Buch in den USA erschienen ist, oder bekommt ihr das Manuskript vorab zum Übersetzen?

KT: Wir scharren auf jeden Fall mit den Hufen, und würden, sobald wir die Nachricht bekommen, alles daran setzen, den Band so schnell wie möglich zu übersetzen. Auf die Veröffentlichung in den USA müssen wir dabei nicht warten, sondern bekommen das Manuskript in der Regel, sobald die Verträge dazu abgeschlossen sind, was auch weit vorher sein kann. Nur darf die deutsche Version natürlich nicht vor dem US-Start veröffentlicht werden.

Ihr habt mehrere Reihen neu gestartet. Da wäre zum einen eure auf mehr jugendliche Leser abzielende Superhelden-Reihe, dazu kommen die Romane zum Fantasy-Spiel „Pathfinder“ und auch aus der Welt von „Splittermond“, ebenfalls ein Fantasy-Game - allerdings aus heimischer Produktion - habt ihr die Romanreihe im Programm. Lohnt sich das, die Verbindung von Buch und Game?

KT: Auf jeden Fall. Sowohl bei „Splittermond“ als auch bei „Pathfinder“ profitieren wir bei den Romanen natürlich von der bereits bestehenden Fanbase des jeweiligen Rollenspiels. „Wearing the Cape“ war eher ein Experiment, da sowohl das Rollenspiel als auch die Romanreihe in Deutschland noch nicht bekannt waren, als wir es übersetzt haben. Wirtschaftlich halten sich bei dieser Reihe darum die Synergie-Effekte bisher leider eher in Grenzen, man kann so pauschal also leider nicht sagen, dass das immer ein Erfolgsrezept ist. Aus Leser*innensicht ist es aber natürlich immer schön, wenn man von zwei Seiten her in eine Welt eintauchen kann, gerade wenn sie so liebevoll gestaltet ist wie beispielsweise bei „Wearing the Cape“.

Wie ist die Reaktion der Spieler und Fans?

KT: Das meiste Feedback bekommen wir natürlich zu „Splittermond“ - hier sind die Reaktionen bisher größtenteils positiv, wenn auch natürlich der eine oder andere Roman immer mal kritisiert wird und nicht jedem alles gefällt. Generell werden die Romane aber als Zusatzmaterial und Inspirationsquelle zum Rollenspiel und als kleine Auszeit zum Eintauchen in Lorakis sehr gut angenommen. Auch bei den anderen Rollenspielwelten freuen sich die Leute normalerweise immer, wenn sie erfahren, dass es Romane dazu gibt.

Nach welchen Gesichtspunkten wählt ihr hier die Autoren aus, welche Vorgaben bekommen diese?

KT: Wir haben bei „Splittermond“ natürlich im Vorfeld einige Autor*innen angesprochen, die wir schon von früheren (Rollenspiel-)Projekten und guter Zusammenarbeit her kannten, und sie gefragt, ob sie einen Roman in Lorakis schreiben möchten. Außerdem haben wir uns im näheren Kleinverlags-Fantasy-Umfeld umgesehen und sind auch dort fündig geworden. Wichtig sind uns anfangs vor allem so dröge Dinge wie etwas Vorerfahrung im Schreiben von Romanen und bei ähnlichen Projekten gewesen. Inhaltlich machen wir wenig Vorgaben - die Autor*innen schicken uns in der Regel ein Exposé mit ihren eigenen Ideen ein, das wir dann durchsehen und gegebenenfalls noch etwas auf Lorakis anpassen, wenn es Unstimmigkeiten geben sollte. Im Lektorat wird natürlich auch noch einmal besonders auf die lorakischen Besonderheiten geachtet. Eine Vorgabe ist in Lorakis außerdem, dass die Geschlechterverteilung der Charaktere im Roman halbwegs paritätisch sein soll, da es eine gleichberechtigte Fantasywelt ist, in der es an den meisten Orten keine Geschlechterdiskriminierung gibt (oder diese anders aussieht, als wir es aus unserer Welt kennen).

Über welche Schiene vertreibt ihr hauptsächlich eure Titel? Eher online, oder übers Barsortiment?

KT: Das ist je nach Titel durchaus unterschiedlich, aber generell kann man sagen, hauptsächlich online, da wir im Buchhandel kaum vertreten sind.

Wie wichtig ist für euch die Präsenz bei Cons? Ihr seid ja immer auf dem BuchmesseCon anzutreffen.

KT: Sehr wichtig, da Cons immer eine sehr gute Möglichkeit darstellen, den Verlag bekannter zu machen und potenzielle neue Leser*innen zu treffen. Auch das Feedback der bestehenden Fans ist natürlich sehr willkommen und wichtig und wir freuen uns immer, mit den Leuten in Austausch zu kommen. Dementsprechend versuchen wir, möglichst viele Veranstaltungen zu besuchen - daher sind wir neben dem BuCon unter anderem auch auf der Leipziger Buchmesse, der RPC (jetzt CCXP) und der SPIEL vertreten.

Stichwort eBook: Ist das die Zukunft der Buchbranche? Werden in ein paar Jahren neben hochpreisigen Hardcovern nur mehr eBooks produziert? was meint ihr?

KT: Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube das Verhältnis zwischen Print- und eBook-Fans pendelt sich gerade ein. Sicher gibt es die, die nur noch eBooks lesen, aber aktuell ist mein Eindruck, dass die Fraktion der Print-Fans nach wie vor stark ist, und diese auch nicht nur Hardcover kaufen.

Facebook und Co. ist in aller Munde. Wie wichtig ist für euch die dortige Präsenz?

KT: Sehr wichtig, auch wenn die Nützlichkeit von Facebook immer weiter abnimmt, da die Algorithmen einem immer weniger Sichtbarkeit ermöglichen, beziehungsweise die Plattform sich diese dann teuer bezahlen lassen möchte. Darum versuchen wir auch, unseren traditionellen Newsletter-Verteiler weiter auszubauen, da dies eine Möglichkeit ist, mit Leuten in Kontakt zu treten, die nicht die Vermittlung über einen Algorithmus notwendig macht. Aber natürlich sind die sozialen Medien für die Verbreitung von Neuigkeiten aktuell immer noch essenziell wichtig, wenn man wenig Geld für andere Werbemaßnahmen hat.

Im Gegensatz zu vielen anderen Verlagen produziert ihr nach wie vor Taschenbücher - großformatige Paperbacks sucht man bei euch im Roman-Segment vergebens. Warum?

KT: Nun, wir finden unser Taschenbuchformat handlich und praktisch, und wir finden es nicht für jede Buchreihe passend, großformatige Paperbacks mit Klappen zu machen (bei Rollenspielromanen beispielsweise war das meines Wissens nach noch nie üblich). In Einzelfällen, wenn wir glauben, dass sich die schickere Ausstattung lohnt, machen wir dies übrigens inzwischen aber durchaus, wie zum Beispiel der Neuauflage der „Chroniken der Nebelkriege“ von Thomas Finn.

Was habt ihr für eure Leser Besonderes in nächster Zeit in Petto?

KT: Vielleicht hat der*die ein oder andere schon davon gehört - wir starten mit „Wicked Queen Editions“ ein Imprint für feministische Fantasy (was hochtrabender klingt, als es ist - Ziel ist lediglich, ein paar selbstgesetzte Kriterien einzuhalten, und damit Fantasy mit weiblichen Protagonistinnen sichtbarer zu machen). In dieser Reihe wird als erstes ein neuer Roman von Charlaine Harris erscheinen, danach folgen Romane von Alice Hoffman und Patrice Sarath. Wir möchten in die Reihe aber in Zukunft auch deutsche Autor*innen aufnehmen.

Außerdem erscheint mit „Die Giftesserin“ ein weiterer Rollenspielroman bei uns, dieses Mal zum Weird-Fantasy-Rollenspiel „Numenera“ von Monte Cook – und ab Juli wird eine brandneue Romantrilogie zum Rollenspiel „Earthdawn“ von Carolina Möbis bei uns veröffentlicht.

Nun habt ihr neben Butcher einen britischen Autor fast schon exklusiv unter Vertrag. Simon R. Green, ein Mensch, der auch als Schauspieler auf den Bühnen Londons unterwegs ist, dürfte wohl umfangmäßig euer wichtigstes Pferd im Stall sein. Wie kam es dazu, dass Green bei Euch andockte?

KT: Diese Frage kann ich leider nicht beantworten, da Simon R. Green schon lange vor meiner Zeit beim Verlag hier übersetzt wurde, da müsstest du vielleicht Oliver Hoffmann fragen.

Ihr habt ja auch angefangene Reihen von Green übernommen und, was den „Shaman Bond“-Zyklus anbetrifft, sehr erfolgreich fortgeführt. War das nicht ein verlegerisches Wagnis, eine begonnene Reihe von einem anderen (Groß-)Verlag zu übernehmen?

KT: Siehe oben - auch da bin ich leider die falsche Ansprechpartnerin ;-) Aber ich kann vielleicht so viel sagen: Es ist immer ein Wagnis. In vielen Fällen ist es allerdings auch eine Chance, da diese Reihen dann bereits eine kleine, interessierte Fanbasis mitbringen, die vielleicht die ersten Romane beim Großverlag gelesen haben, und nun mehr möchten.

Wird es auch eine hoffentlich neu übersetzte Ausgabe der „Todsteltzer -Reihe bei Feder & Schwert geben?

KT: Da muss ich dich leider enttäuschen; wir übersetzen aktuell nur neues Material von Green.

Ishmael Jones, die neueste Schöpfung von Green, erlebt sein Debüt auch bei euch - wann können sich die Leser auf die bislang noch fehlenden vier Titel freuen?

KT: Band 2 erscheint wenn alles gut geht noch im April! Weitere feste Termine kann ich leider noch nicht bekanntgeben, aber es wird weitergehen.

Normalerweise ist eine Reihe verbrannt, wenn ein Verlag sie beginnt und nicht fortsetzt. Mit Harry Dresden und Shaman Bond habt ihr zweimal schon bewiesen, dass dieses Vorurteil nicht immer greifen muss. Nun habt ihr die „Sandman Slim“-Bücher von Richard Kadrey von Rowohlt übernommen und Band 2 gebracht. Warum diese verlegerische Entscheidung, läuft das gut an und wann kommen die weiteren Titel?

KT: Wie oben schon genannt, hatten wir hier auch die Hoffnung auf die bereits vorhandenen Leser*innen, die durch die Rowohlt-Ausgabe auf den Titel aufmerksam wurden. Dass erst ein Band dort erschienen war, war ideal für uns, denn je mehr bereits erschienene Bände man nachdrucken muss, desto mehr Aufwand ist es natürlich. Der zweite Band läuft bisher auch sehr gut an und weitere Bände sind geplant.

Dürfen Fans und Leser jetzt beendete Reihen zur Fortsetzung bei Feder & Schwert vorschlagen?

KT: Vorschlagen darf man uns natürlich immer gerne alles - ob wir das dann umsetzen, ist dann natürlich eine andere Frage… ;-) Nicht alles ist immer machbar, aber wer weiß?


KT = Kathrin Dodenhoeft (Verlagsleiterin Feder & Schwert)
AZK = Aimée M. Ziegler-Kraska (Lektorat Feder & Schwert)