Justice League Dark 6: Das verlorene Paradies (Comic)

J. M. DeMatteis, Ray Fawkes
Justice League Dark 6
Das verlorene Paradies
(Justice League Dark 24-26, Trinity of Sin: The Phantom Stranger 14+15, Trinity of Sin: Constantine 9+10, Trinity of Sin: Pandora 6+7, 2013/2014)
Aus dem Amerikanischen von Josef Rother
Titelillustration von Mikel Janin
Zeichnungen von Andres Guinaldo, Mark John Irwin, Raul Fernandes u.a.
Panini, 2015, Paperback, 148 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-95798-382-4

Von Irene Salzmann

In der Storyline „Forever Evil“, die das ganze DC-Universum erschütterte, wirkte die Justice League Dark im Verborgenen und leistete ihren Beitrag, um die DC-Haupterde zu retten. John Constantine verriet nicht zum ersten Mal seine Kameraden, um das Übel abzuwenden, und bezahlte dafür den Preis: Seine Ex-Gefährtin Zatanna verbannte ihn aus seinem eigenen Heim, dem „House of Mysteries“, und aus der Gruppe, und auch die anderen Mitglieder - Deadman, Frankenstein, Black Orchid, Nightmare Nurse, Swamp Thing - hegen keinerlei freundlichen Gefühle mehr für ihn.

 

Allerdings werden sie Constantine nicht so einfach los, wie sie vielleicht geglaubt haben. In Konsequenz sind es einige der anderen, die die Justice League Dark verlassen, und Zatanna sieht sich gezwungen, nach neuen Mitgliedern Ausschau zu halten. Bevor es dazu kommt, gibt es jedoch Probleme mit Nightmare Nurse, in der buchstäblich mehr steckt als erwartet. Das bekommt auch Zatanna zu spüren, und so erhält Constantine seine Chance, das begangene Unrecht wiedergutzumachen. Aber es kommt noch schlimmer, vor allem für Deadman. Allerdings lassen auch ihn die Übrigen nicht im Stich.


Es ist nicht zwingend notwendig, die vorherigen Bände zu kennen, da sich das Wesentliche der Handlung entnehmen lässt. Für Quereinsteiger bietet sich daher „Justice League Dark“ 6 geradezu an, einzusteigen und ein ungewöhnliches Helden-Team kennenzulernen, das nicht den Klischees der gängigen DC-Heroen entspricht. Kein Wunder, wanderten sie doch von Vertigo aus, um das andere Universum, dem Trend folgend, durch Horror und Magie zu bereichern.

Tatsächlich sind alle Mitglieder der Gruppe Magier oder zumindest magische Wesen, die nach anderen Regeln spielen, sodass man ihre Interaktion mit Superman & Co. klein hält - es würde einfach nicht ganz passen, zumal man davon ausgehen darf, dass ein skrupelloser Trickser wie John Constantine seinen ehrbaren Kollegen immer eine Nasenlänge voraus sein würde. Statt in andere Sonnensysteme oder zu futuristische Parallelwelten begleitet man die Justice League Dark in magische Reiche, wo sie auf Gegner und Probleme stoßen, die nur sie unter Mühen bewältigen können.

Die einzelnen Protagonisten sind in der Regel bekannt aus ihren eigenen Serien und gelegentlichen Auftritten in diversen DC-Serien (zum Beispiel ist Zatanna auch Mitglied der Justice League of America). Ihre Charaktere sind äußerst komplex, und längst kennt man nicht alle ihre Geheimnisse und Fähigkeiten - siehe Nightmare Nurse. Infolgedessen ergeben sich immer wieder reizvolle Animositäten und ‚Waffenruhen‘, um trotz persönlicher Schwierigkeiten das größere Problem angehen zu können. Bisher war kein einziger Mini-Zyklus langweilig oder arm an Überraschungen.

Obwohl allen Figuren Raum eingeräumt wird und sie abwechselnd im Mittelpunkt stehen dürfen, ist es Constantine, der allen die Show stiehlt. Seine Taten sind niemals vorhersehbar; mal verblüfft er im positiven Sinn, aber mindestens so oft auch im negativen. Meist sympathisiert man mit ihm, vor allem wenn sich herausstellt, dass sogar Verrat von ihm mehr oder minder bewusst aus dem Bedürfnis begangen wurde, das Richtige zu tun. Dennoch fällt es schwer, ihn zu mögen, da er andere zu oft hintergeht und dann ganz dreist wieder seinen Platz einnimmt und erwartet, dass man ihm verzeiht.

So kompliziert geht es in den traditionellen Superhelden-Serien nicht zu, und man kann die „Justice League Dark“ durchaus als die Variante für Erwachsene bezeichnen, die über Konfliktlösungen durch Superpuste hinaus sind.

Auch die Zeichnungen überzeugen. Erfreulicherweise finden sich in dem Paperback die Arbeit von Andres Guinaldo, unterstützt von verschiedenen Tuschern und Koloristen, sodass ein einheitliches Bild entsteht.

Alles in allem ist „Justice League Dark“ 6 ein spannender, ansprechend gezeichneter Mystery/Horror-Band für reifere Leser und zugleich ein guter Einstiegspunkt für Neuleser. Dann sollte man allerdings dabei bleiben, weil bereits die Weichen für die nächste Storyline, „Futures End“, in der letzten Episode gestellt werden.