Lanternjack (Comic)

Martin Frei
Lanternjack
Panini, 2013, Hardcover, 60 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86201-489-7

Von Britta van den Boom

Es ist eine alte irische Legende, die der Comiczeichner und Illustrator Martin Frei neu erzählt: die vom Schmied Jack O'Leary, der als Trinker und Geizhals einen Pakt mit dem Teufel eingeht, über dessen Auswirkungen er sich nicht wirklich im Klaren ist, bis sie ihn einholen. Dieser alten Geschichte haben wir den unheimlich beleuchteten Kürbiskopf zu verdanken, der nun an Halloween häufig zu sehen ist – ein kurzes Vorwort geht darum auch auf den Ursprung des Festes und seinen Bräuchen ein.

Martin Frei schafft es, der Legende treu zu bleiben und ein gutes, dichtes Erzählgefühl zu erzeugen, das einerseits dem historischen Vorbild gerecht wird, andererseits aber modern anmutet, unterhaltsam und humorvoll ist. Ein bisschen ‚überirisch‘ mag sein, dass er Wesen wie den Leprechaun und eine gefallene Fee mit einbaut, die die Hauptgeschichte wie einen Rahmen umgeben, und seine Darstellung von Himmel und Hölle – den zwei Gegenpolen des Jenseits, in dem Jack keinen Platz finden kann – ist plakativ klassisch.

Doch gerade darin liegt der Charme der Erzählung: Ohne die in vielen Comics heute anzutreffende übertriebene Gewalt, ohne selbsterfundene Überraschungen oder Extreme gibt Frei die Legende wider. Der detailreiche, aber schlichte, ziemlich karrikaturhafte Stil und die sanfte Farbgebung unterstützen den runden, ruhigen Eindruck.

Jack O'Leary ist kein Held, sondern nur ein Mann, der von mehr träumt, als er hat – und das Glück nicht sieht, das er hätte bekommen können. Stattdessen erschafft er auf nachvollziehbare Weise sein eigenes, verdammtes Schicksal. Man muss ihn nicht mögen, aber man kann ihn auch nicht verachten, denn letztlich zeigt Frei – wie wohl auch die ursprüngliche Legende , wie aus einfachen menschlichen Schwächen und falschen Werten Unglück entstehen kann.

„Lanternjack“ ist ein nicht sehr langes, aber rundum gelungenes Fantasy-Werk des facettenreichen Comickünstlers Martin Frei, der zum Beispiel neben Science Fiction-Storys auch Krimis in Bilder umgesetzt hat.