Katherine Catmull: Vogelherz (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 22. Oktober 2014 20:51
Katherine Catmull
Vogelherz
(Summer and Bird, 2012)
Übersetzung: Katja Behrens
Sauerländer, 2014, Hardcover, 448 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7373-5133-1 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Die in Austin/Texas lebende Katherine Catmull ist Schauspielerin, Drehbuchautorin und Synchronsprecherin. Nun hat sie mit „Vogelherz“ auch ihren ersten eigenständigen Roman veröffentlicht, der vor allem eine junge weibliche Leserschaft ansprechen soll.
Summer und Bird haben eine verträumte Kindheit und lernen von ihren Eltern, vor allem ihrer Mutter, viele magisch scheinende Dinge. Ihre Köpfe sind jedenfalls voller Geschichten und Träume, die sie immer wieder in eine andere Welt entführen, wenn sie nicht aufpassen. Doch eines Morgens wachen die Schwestern auf und spüren eine schreckliche Leere in sich. Ihre Eltern sind beide verschwunden, hinterlassen haben sie nur ein geheimnisvolles Bilderrätsel. Genau dieses aber entführt sie nun in eine geheimnisvolle Welt, in der die Vögel eine verständliche Stimme haben und viele magische Geschöpfe hausen.
Für kurze Zeit finden die beiden Mädchen Unterschlupf bei einem Einsiedler namens Ben, doch dann verschwindet Bird überraschend in den Nebeln. Es ist an Summer, ihre kleine Schwester wiederzufinden und sich den Gefahren dieser fremden und magischen Welt zu stellen, die derzeit von der Puppenspielerin kontrolliert wird, einer geheimnisvollen Frau, die verhindern will, dass eine neue Königin der Vögel den Thron besteigt.
Eine der Schwestern ist dafür ausersehen – doch wird es die kindliche, unerfahrene und recht naive Bird sein oder eher die tatkräftige und bodenständige Summer, die bereits alt genug ist, um auch hinter die Fassaden zu blicken und ihre Schlüsse zu ziehen? Gerade sie erlebt auf ihrer Reise durch die unbekannte Welt so manches Abenteuer und kommt am Ende auch dem Geheimnis auf die Spur, das ihr Mutter und Vater entrissen hat.
„Vogelherz“ ist einer der magisch-poetischen Romane, die irgendwo zwischen Jugendroman und Kunstmärchen hin und her tänzeln, sich aber nicht wirklich entscheiden können, was sie wirklich sein wollen. Es gibt durchaus starke Szenen und Bilder, die das Kopfkino in Gang bringen und vor dem geistigen Auge entstehen, leider aber sind diese die Ausnahme. Denn immer wieder verliert die Geschichte ihre verspielten und unwirklichen Momente, die lyrische Sprache wird durch nüchterne Schilderungen ersetzt, die auch aus einem Buch über Vogelkunde stammen könnten. Da die benutzten Metaphern schon etwas komplexer sind, setzt die Geschichte durchaus ein höheres Alter und auch Wissen voraus, um alles verstehen zu können. Auch bleiben die Figuren allesamt sehr blass. Summer und Bird sind keine atmenden Wesen sondern eher unwirkliche Abziehbilder, bei denen man gefühlsmäßig immer auf Distanz ist und nicht wirklich Anteil an ihrem Schicksal nehmen mag.
Die Handlung selbst schreitet eher gemächlich voran, hat gerade im Mittelteil etliche Längen, in denen man schon einiges an Geduld mitbringen muss, gerade wenn Bird und Summer durch den Nebel irren und ihre noch blassere Gegenspielerin dunkle – aber leider genau so wenig überzeugende – Ränke spinnt.
Das Ende wird dann auch noch schnell herangeführt und endet wenigstens mit einem halbwegs passenden Happy End. Dennoch fehlt der Geschichte der nötige Zauber um wirklich ganz zufriedenzustellen. So klappt man das Buch am Ende zu und muss sich letztendlich fragen, um was es eigentlich wirklich ging.
Alles in allem hat „Vogelherz“ zwar einige nette Ansätze, ist aber leider nicht passend umgesetzt worden. Die magisch-poetische Geschichte entwickelt nicht gerade sehr viel Zauber, auch die Figuren und Ereignisse können nicht wirklich berühren und überzeugen, so dass der Leser am Ende des Buches eher enttäuscht als begeistert sein dürfte, wenn er mehr als ein paar lyrische Szenen und Ideen erwartet hat.