Fables 21: Welpen im Spielzeugland (Comic)

Bill Willingham
Fables 21
Welpen im Spielzeugland
(Fables 114-123, 2012/2013)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von Joao Ruas
Zeichnungen von Mark Buckingham, Gene Ha
Panini, 2014, Paperback mit Klappembroschur, 196 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-95798-115-8

Von Irene Salzmann

Nachdem mit Winter ein Nachfolger für den Nordwind gefunden wurde, reisen die anderen – über diesen Ausgang enttäuschten – Kinder von Bigby Wolf und Snow White mit der Mutter nach Hause. Winter und ihr Vater bleiben im Schloss des Großvaters, wo sich das Mädchen folgsam einer harten Ausbildung unterzieht, sehr zum Verdruss der anderen Winde, die lieber einen Kandidaten ihrer Wahl in der Position gesehen hätten, um durch ihn an Macht zu gewinnen.

Obwohl Snow ein waches Auge auf die sechs Kinder hat, kann sie nicht verhindern, dass Therese spurlos verschwindet. Allein Darien ahnt, dass etwas nicht stimmt und folgt ihr schließlich in eine andere Welt, weil er sich schuldig fühlt, als Ältester nicht besser auf sie aufgepasst zu haben. Vergeblich bemüht er sich, Therese zu befreien, und bringt schließlich ein großes Opfer, um sie vor dem Schicksal zu retten, das man ihr zugedacht hat.

Als Therese begreift, was geschehen ist, ist sie entsetzt und verwandelt sich von dem verwöhnten, selbstverliebten Mädchen in eine reife, verbitterte junge Königin, die Buße tun will und auch ihre Untertanen – die kaputten und vergessenen Spielzeuge, durch die irgendwann einmal ein Kind starb – dazu verpflichtet, zu bereuen und Wiedergutmachung zu leisten, um auf wundersame Weise repariert zu werden.

Unterdessen suchen Snow und Bigby verzweifelt nach beiden Kindern. Sogar die drei der Familie wenig wohl gesonnenen Winde beteiligen sich an den Nachforschungen, damit Bigby in ihrer Schuld steht und sie Einfluss auf den neuen Nordwind nehmen können.

Die Mainstory knüpft an die jüngsten Geschehnisse – der Sieg über Mr. Dark, das Verschwinden/der Tod von Mr. North, Winters Wahl zu seiner Nachfolgerin – an und wartet gleichzeitig mit einem neuen, relativ abgeschlossenen Unterzyklus auf, der sich mit Darien und Therese befasst, die beide der Ansicht sind, dass ihnen Winters Platz zustehen würde. Getreu dem Motto, dass man vorsichtig sein soll, mit dem, was man sich wünscht, ereilt die beiden ihr Schicksal.

Therese wird in ein heruntergekommenes Spielzeugland entführt und erlebt wie Alice im Wunderland ein gefährliches Abenteuer, wenngleich mit dem Unterschied, dass es für sie kein Entkommen zu geben scheint. Die kaputten Spielsachen krönen Therese zur Königin und erwarten im Gegenzug, dass sie ihre Macht entfaltet, um jedes von ihnen instandzusetzen. Doch dazu ist das Mädchen gar nicht in der Lage; stattdessen sorgt sie sich nur um sich selbst, will zurück nach Hause und begeht letztlich aus reinem Egoismus und Selbsterhaltungstrieb eine Untat.

Darien bedauert, dass er Therese nicht aufgehalten und somit als Rudelführer versagt hat. Nun will er zum strahlenden Ritter werden, um sie zu befreien, doch ist er der Übermacht der kaputten Spielzeuge nicht gewachsen. Alle seine Pläne scheitern an den Gesetzmäßigkeiten, die im Spielzeugland herrschen. Am Ende bleibt nur eine Lösung, die er gereift durchzieht und damit auch Therese erwachsen werden lässt.

Noch ahnen die Eltern und Geschwister nichts von der Tragödie, während sie nach den beiden suchen – und ob das, was passiert ist, rückgängig gemacht werden kann… Man wird sehen. Doch zunächst müssen sich Bigby Wolf und seine Familie wohl mit den Konsequenzen befassen, die sich aus der Hilfe der drei Winde und der wachsenden Skepsis der Zephire gegenüber Winter, die sich vor ihrer Zukunft fürchtet, ergeben. Und dann sind da noch die anderen Fables, die nach der Niederlage von Mr. Dark ihr geregeltes Leben fortführen wollen, nicht ahnend, dass sich in ihrer Mitte die Handlanger des Feindes verbergen.

Diese Themen werden auf den Folgeband vertagt, und die 21. Graphic Novel schließt mit einer Sidestory aus der Vergangenheit von Bigby Wolf, als dieser noch der große, böse Wolf war, der alles und jeden fraß, der ihm in die Quere kam. Hier erfährt man mehr über seine Magie und scheinbare Unsterblichkeit, die vor allem die meisten der beliebtesten Fables den Tod überwinden lässt.

Der Band wurde von zwei Illustratoren ansprechend gezeichnet. Insbesondere Mark Buckingham, der die Hauptgeschichte umsetzte, überzeugt durch seine gelungene Darstellung der Kinder, die sehr schwierig abzubilden sind und bei vielen Kollegen lediglich wie Miniaturausgaben der Erwachsenen aussehen.

„Fables“ 21 ist wieder ein Band der Serie, der durch bekannte, aber verfremdete Motive gefällt, mit interessanten, ungewöhnlichen Charakteren aufwartet und sich aus der Comic-Masse durch eigentümliche sowie nicht immer populäre Ideen wohltuend abhebt.