James Bond 15: Colonel Sun, Robert Markham (Buch)

Robert Markham
James Bond 15
Colonel Sun
Robert Markham
(James Bond: Colonel Sun, 1968)
Titelbild von Michael Gilette
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Cross Cult, 2014, Taschenbuch, 352 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-432-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Nachdem Ian Fleming 1964 gestorben war, die Filme aber immer erfolgreicher wurden und auch die Masse nach neuen Abenteuern verlangte, entschieden sich die Erben dazu, die Figur in die Hände anderer fähiger Autoren zu geben, die den Geist Flemings in den Romanen weitertragen würden. Sie fanden in Robert Markham einen würdigen Nachfolger, wie dieser nun in „Colonel Sun“ beweist.

Es ist ruhig geworden um James Bond. Er versieht seinen Dienst in seinem Büro in London, trifft sich gelegentlich mit Freunden zum Golf und langweilt sich dabei tödlich. Denn auch wenn die letzten Einsätze ihn nicht ohne Narben zurückgelassen haben, er kann auch nicht mehr ohne den Nervenkitzel und das Abenteuer leben, das sie darstellten. Und noch ist keine Abwechslung in Sicht, so dass er langsam aber sicher träge wird. Doch dann stellt ein sonniger Nachmittag alles auf den Kopf. M wird in seinem eigenen Haus überfallen und entführt, seine Hausangestellten sterben und auch Bond bekommt eine Ahnung von der Skrupellosigkeit seiner neuen Gegner.

Die Spur führt in die Ägais, wo auf einer abgelegenen Insel ein Nazi-Kriegsverbrecher und ein abtrünniger Offizier der chinesischen Volksbefreiungsarmee eine weltumspannende Verschwörung leiten und ihre Macht immer mehr ausweiten. Dorthin wurde vermutlich auch M verschleppt. Aus diesem Grund macht sich James Bond auf den Weg nach Griechenland, um seinen Chef zu retten, wohlwissend, dass er nun wieder all seine Erfahrung und seine Fähigkeiten spielen lassen muss, um lebend und gesund ans Ziel zu kommen. Und wie immer kreuzen schöne Frauen seinen Weg, deren Loyalität und deren Absichten nicht leicht einzuschätzen sind.

Robert Markham, unter seinem richtigen Namen Kingsley Amis selbst ein respektierter Krimi-Schriftsteller in Großbritannien, tritt mit „Colonel Sun“ würdig in die Fußstapfen Flemings. Auch er lässt sich nicht von den Filmen beeinflussen und gestaltet Bond auch weiterhin so, wie man ihn aus den ersten Romanen kennt: als Agent, der mehr am Schreibtisch sitzt und aus seinen letzten Abenteuern nicht ganz narbenlos hervorgegangen ist, aber immer noch entschlossen, zielstrebig und skrupellos, wenn es sein muss.

Der Kalte Krieg erwacht noch einmal zum Leben, die Zeit der späten sechziger Jahre wird ähnlich glaubwürdig aufgegriffen wie in Flemings Romanen. Es ist tatsächlich kein Bruch zwischen den beiden Autoren zu erkennen – die Geschichte bewahrt die Atmosphäre, die man kennt. Auch die Figuren werden mit dem Stand weitergeführt, in dem sie Fleming kurz vor seinem Tod hinterließ.

Das Abenteuer selbst ist ein klassischer Agenten-Thriller mit nur wenigen wirklichen Überraschungen, durchweg klischeehaften Figuren, aber dem dazu passenden Charme, der viele von den vertrauten Handlungsmustern erträglich macht. Unterhalten wird man von Anfang bis Ende allemal.

Auch nach dem Tod von Ian Fleming durfte James Bond weitere Abenteuer erleben, wie „Colonel Sun“ beweist. Da mit Robert Markham alias Kingsley Amis ein Profi daran ging, die Romane weiterzuführen, ist kein Bruch zwischen ihm und Fleming zu erkennen, da Stil, Handlung und Stimmung dem entsprechen, was man bereits aus den Originalromanen kennt und schätzt.